vonSigrid Deitelhoff 20.09.2021

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

Mehr über diesen Blog

Ein Pilotprojekt kann nur gelingen, wenn nicht die große Gruppe der berufstätigen SchwimmerInnen ausgegrenzt wird. So erfreulich auch die Verlängerung der Saison bis zum 22. Oktober ist, so wird die tägliche Öffnungszeit jedoch von den PrinzenbadlerInnen heftig kritisiert.

Die Bäderbetriebe wagen ein Experiment, sie wollen testen, ob die Saisonverlängerung gut ankommt. Dann – so Johannes Kleinsorg, der Vorstandsvorsitzender der BBB – „könne es so etwas auch im kommenden Jahr geben“ . Ich frage mich jedoch, was so ein Experiment für ein Ergebnis präsentieren kann, wenn die meisten Berufstätigen nicht mehr das Freibad besuchen können, weil ein Zeitfenster ab 8 Uhr einfach zu spät  ist, um es noch pünktlich ins Büro zu schaffen. Und diejenigen, die es gerade so mit „ach und krach“ schaffen sollten, werden sicherlich nicht mehr im Prinzenbad frühstücken können. Und da haben wir auch schon das nächste Problem. Daggi und Matze verlieren ihre  Frühstücksgäste. Darüber hinaus schließt das Bad um 18 Uhr. Das heißt, SchwimmerInnen werden nur bis 17 Uhr (eine Stunde vor dem Badeschluss) hereingelassen. Dieses letzte Zeitfenster ist also für die Berufstätigen in aller Regel auch noch verloren. Viele Abendgäste fallen somit auch für die Cafeteria weg.

Ich verstehe es einfach nicht. Das Prinzenbad hat in der Regel sehr viel mehr Anmeldungen für das erste Zeitfenster als das Olympiabad, das wiederum öffnet jedoch früher als das Prinzenbad, nämlich um 7 Uhr. Und schon haben wir das nächste Problem. Zukünftig sind nur zwei Becken im Prinzenbad beheizt. Das ist schon okay, aber es bedeutet auch, dass sich mehr Menschen in diesen Becken drängeln werden. Bei einem längeren ersten Zeitfenster würden sich die SchwimmerInnen besser verteilen. Bei einem kürzeren wird es  voller. Es sei denn, ein großer Teil der FreibadlerInnen bleibt weg, weil sie z.B. arbeiten müssen. Und da sind wir wieder bei der Ergebnis-Verzerrung des Pilotprojekts.

Vermutlich argumentiert die BBB mit der morgentlichen Dunkelheit und dass es im Olympiabad Lichtstrahler gibt. Die sind jedoch auch bei den Becken im Prinzenbad vorhanden. Gut , der Weg von der Umkleide zu den Becken hat vielleicht nicht so gute Lichtverhältnisse. Aber dafür wird es doch bestimmt auch eine Lösung geben. Es dauert noch eine ganze Weile bis der Sonnenaufgang auf die Zeit nach 7 Uhr fällt. Und die Zeitumstellung findet übrigens auch erst nach dem Saisonende am 31. Oktober statt.

Ich befürchte, dass  dieses Pilotprojekt eine Steilvorlage dafür liefert, im nächsten Jahr die Saison nicht zu verlängern…mitder Begründung, es hätten zu wenig Badegäste  das Angebot angenommen …

Teaser-Foto oben: ©Fanny Cathrin Melle

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/prinzenbad/2021/09/20/8-uhr-ist-eindeutig-zu-spaet/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Heute früh 7:30 waren im Olympiastadion von 110 Tickets des ersten Zeitfensters 35 gebucht, für das Prinzenbad 84 Tickets. Erfahrungsgemäß kommen noch einige Barzahler und Dauerkarten dazu, aber das zeigt, dass mehr als doppelt so viele Besucher nach Kreuzberg gehen, bei einer Öffnung um 7 wären es wahrscheinlich noch 40, 50 mehr.

  • So schön es war, heute früh noch draußen schwimmen zu können, so traurig war das Ambiente. Diverse vertraute Gesichter fehlten, die Cafeteria blieb geschlossen. Da macht der Schwimmbadbesuch dann doch nur halb so viel Spaß. Bedauerlich, dass ein gutes Projekt durch eine kleine Inkonsequenz derart verwässert wird

  • In der Vergangenheit wurde früher mit dem letzten Sonntag im September das Saison-Ende vom Prinzenbad eingeläutet. Deshalb ist die Argumentation der BBB wegen mangelnden Tageslichts das Bad jetzt schon zu schließen nicht nachzuvollziehen.
    Mit den neuen Öffnungszeiten werden die meisten Berufstätigen ausgeladen, es bleiben also nur die Wochenenden. Deshalb kann von einem *Pilotprojekt* nicht die Rede sein, welches jetzt schon zum Scheitern verurteilt ist.

  • Die Bäder-Betriebe machen was sie wollen,
    Die Kundenbedürfnisse interessieren nicht.
    Um 7 Uhr ist es hell , da stolpert keiner wegen der angeblichen Dunkelheit.
    Und die Zeitfenster gehören abgeschafft draußen , dann verteilen sich die Badegäste noch Corona conformer.
    Aber mit diesen Hindernissen und Einschränkungen ist der Versuch,die Sommerbäder bis Ende Oktober offen zu lassen fast zum scheitern verurteilt.
    Das könnte das Ziel der Bäder-Betriebe sein.

  • Es ist unfassbar, wie die BBB mit den Badegästen umspringt. Und dies nur, weil die Betriebsleiterin behauptet, sie könne die Sicherheit um 7.00 Uhr wegen der Dunkelheit nicht gewährleisten. Heute früh war es um 7.00 strahlend hell. Dies wird auch erst mal so bleiben. Wir hatten schon Öffnungszeiten um 7 Uhr bis Ende September. Das Bad verfügt sehr wohl über ausreichend Beleuchtung. Offenbar liegen hier doch ganz andere Gründe vor.
    Will man hier vielleicht einen fait accompli schaffen, um die Öffnungszeiten generell einzuschränken?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert