vonSchröder & Kalender 20.07.2018

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in südöstlicher Richtung.
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Wir stöbern gern in den Bananenkisten voller Bücher, die auf dem Flohmarkt angeboten werden. Neulich blätterte ich in ›American Psycho‹ von Bret Easton Ellis und las: »Wo gibt’s Donald Trumps Meinung nach in Manhattan die beste Pizza?« Einige Seiten weiter fährt Patrick Bateman mit Freunden zu einem Konzert der irischen Band U2 und erfährt, »dass Donald Trump ein großer U2 Fan sei«. Als nächstes: »Verblasste Poster von Donald Trump auf dem Cover des Time-Magazine verdecken die Fenster eines anderen leerstehenden Restaurants, des ehemaligen Palace, und das erfüllt mich mit neuer Zuversicht.« Auf Batemans Wunschzettel für Weihnachten steht: »(1) eine Tischreservierung für Freitag abend acht Uhr für mich und Courtney im Dorsia, (2) zur Weihnachtsfeier von Donald Trump auf seine Yacht eingeladen werden.« Bateman fragt seine reiche Freundin Evelyn: »›Warum war Donald Trump nicht zu deiner Party eingeladen?‹ ›Nicht schon wieder Donald Trump‹, mault Evelyn.«

Es ist erstaunlich und erschreckend, dass der Autor Bret Easton Ellis bereits 1991 – also 25 Jahre vor Donald Trumps Präsidentschafts-Kampagne – den Lustmörder Patrick Bateman erfand, dessen großes Vorbild der Immobilien-Tycoon ist. Bateman bewundert Trump in Ellis’ Roman ›Amercan Psycho‹ für dessen Protzerei und Verteidigung der Folter.

25 Jahre später schlägt der reale Präsident das Waterboarding bei Verhören von islamischen Terroristen vor: »We must fight fire with fire.« Was immer über Donald Trump berichtet wurde, lässt den Schluss zu, dass Bret Easton Ellis einen fiktiven Psychopathen erfand, den wir nun als realen amerikanischen Präsidenten erleben.

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Bret Easton Ellis: ›American Psycho‹. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Clara Drechler und Harald Hellmann. Verlag Kiepenheuer und Witsch, Köln 1991.

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(RL /BK / JS)

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