vonSchröder & Kalender 13.10.2018

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert  in nordöstlicher Richtung.
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alle Fotos: Barbara Kalender

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Donnerstag, den 11. Oktober 2018, zweiter Tag der Frankfurter Buchmesse 2018

Am Messestand des Schöffling Verlags  sprach der Verleger Klaus Schöffling mit Jörg Schröder über zukünftige gemeinsame Projekte – natürlich noch vertraulich.


v.l.n.r.: Jörg Schröder, Klaus Schöffling, vorn hockend Patrick Hutsch, die anderen Messebesucher kennen wir nicht. Alle Fotos: Barbara Kalender
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Eine denkwürdige Begegnung auf dem Messegang: Abraham Melzer, der Sohn Joseph Melzers, fragte Barbara, wo sie das Foto seiner Mutter herhabe. Das war leicht zu beantworten: Mirjam Melzer schickte das Foto aus Amerika an Jörgs Mutter (Edith Neusch van Deelen) mit der Widmung auf der Rückseite: »Zum Andenken von mir Mirjam Melzer 6.9.67« Abi gefiel das Foto so gut, dass Barbara ihm versprach, ihm einen Scan zu schicken.

Und nun ein Zitat aus der Siegfried-Neuausgabe, die auch die Vita von Jörg Schröder (von 1938 bis 2018) enthält:

1965: Nach seiner Rückkehr aus München rief Jörg Freunde und Bekannte an, darunter war auch Joseph Melzer, der mit seiner Familie ebenfalls in Düsseldorf lebte. Der verzweifelte Verleger erzählte ihm, dass er sich mit den drei Dünndruckbänden der Gesammelten Schriften von Ludwig Börne hoffnungslos überschuldet habe. Melzer bat Jörg um Hilfe, der übernahm trotz böser Vorzeichen die Stelle als »Verlagsleiter« beim Joseph Melzer Verlag und war in den ersten beiden Jahren Lektor, Hersteller, Werbemann, also Mädchen für alles.
Es gelang Jörg bei Banken Kredite abzuschließen und bei Bonner und anderen Institutionen, Stützungskäufe zu erreichen. So schrieb Eugen Kogon, Ordinarius für wissenschaftliche Politik an der technischen Hochschule Darmstadt am 19. November 1965 an den Joseph Melzer Verlag: »Sehr geehrter Herr Schröder! Vor einiger Zeit habe ich Ihnen den Weg zum Vorstand der IG Metall in Frankfurt eröffnet, damit Sie dort Hilfe für den Melzer-Verlag, im besonderen durch den Verkauf der Börne-Gesamtausgabe, finden sollten. In einem gewissen Umfang, der freilich bei weitem nicht genügt, um die bestehenden Schwierigkeiten zu überwinden, ist es auch gelungen.  Leider bin ich infolge einer allmählich erschreckenden Überlastung mit Aufgaben nicht imstande, in gleicher Weise für Sie bei den Gewerkschaften helfend tätig zu werden. Ich schreibe Ihnen daher diesen vorliegenden Brief, damit sie ihn als meine intensive Empfehlung selber bei den entsprechenden Gewerkschaftsleitungen vorlegen. Und ich vermerke ausdrücklich, dass sich mein Freund Walter Dirks in Köln und Herr Oberrabbiner Geis in Düsseldorf dieser meiner Empfehlung bedingungslos anschließen. Wir alle werden es überaus zu schätzen wissen, wenn die anderen Gewerkschaften im Maße des Möglichen die Teilinitiative, wie sie von Seiten der IG Metall in Ihrer Sache erfolgt ist, aufgreifen und dazu beitragen werden, das verdienstvolle Wirken des Melzer-Verlags in der schwierigen Situation, in die er geraten ist, für die deutsche Öffentlichkeit zu erhalten. Hoffentlich gelingt es Ihrer eigenen unablässigen Energie, noch rechtzeitig das Notwendige zu erwirken. Mit meinen besten Grüßen und Wünschen Kogon.«

1966: Der Joseph Melzer Verlag zog von Düsseldorf nach Darmstadt. Jörg erhoffte sich eine Förderung durch die Stadt. Tatsächlich besorgte die Kulturbehörde sowohl Joseph Melzer als auch Jörg Schröder lediglich zwei Appartements in einem neu errichteten Hochhaus des Bauvereins für Arbeiterwohnungen im Darmstädter Vorort Eberstadt. Das erste Darmstädter Büro des Melzer Verlags wurde auf eigene Kosten im Souterrain eines Hauses in der Osannstraße gemietet, bis zum Stadtzentrum waren es nur zehn Minuten zu Fuß. Traudel Brand wurde als Lehrling eingestellt.

1967: Mit der Veröffentlichung des Erotik-Bestsellers Die Geschichte der O von Pauline Réage, war der Melzer Verlag saniert. Das Buch erreichte eine Auflage von 150 Tausend.


v.l.n.r.: Abraham Melzer, Jörg Schröder und Christian von Zittwitz. Die Drei kennen sich seit 1965, als sie alle Drei in Düsseldorf lebten. Christian erhielt als erster Journalist 2009 vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels die goldene Ehrennadel. Er gibt das Magazin ›BuchMarkt‹ heraus.

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Danach gingen wir zum Stand: I’M ON THE SAME PAGE.


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Katharina Gewehr hatte uns geschrieben: »2018 begehen die Vereinten Nationen (UN) den 70. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, zugleich findet die Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr zum 70. Mal statt (10.-14. Oktober 2018). Gemeinsam mit ARTE, ZDF und DER SPIEGEL haben die Frankfurter Buchmesse und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sich deshalb zusammengeschlossen und mit Unterstützung der Vereinten Nationen und Amnesty International die Kampagne „On The Same Page“ gestartet. Mit der Kampagne laden die Partner die internationale Buch- und Medienbranche ein, sich für die Einhaltung der Menschenrechte zu engagieren. Um dem Thema möglichst viel Aufmerksamkeit zu verschaffen, erstellt die Buchmesse, deren freie Mitarbeiterin ich bin, im Rahmen der #onthesamepage-Kampagne gerade eine Liste mit persönlichen Literaturempfehlungen zum Thema Menschenrechte. Daher möchte ich Sie fragen, ob wir Sie dafür gewinnen können, eine persönliche Empfehlung abzugeben?«

Wir empfahlen  für die Kampagne das Buch von Annett Gröschner: „Berolinas zornige Töchter – 50 Jahre Berliner Frauenbewegung“, herausgegeben vom FFBIZ. Es ist eine der kenntnisreichsten und bestrecherchierten Veröffentlichungen zum Thema. Besonders interessant ist die Gegenüberstellung des Feminismus West-Berlin und Ost-Berlin. Das hat es bisher nicht gegeben. Und der Bildteil ist ebenso selten.

Mehr über diese Aktion erfährt man auch auf der Buchmesseseite.

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Dann verewigten wir uns auch auf der Wand.
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Besuch aus Hamburg, wir trafen die Mitorganisatoren des Harbourfront Literaturfestivals, an dem wir vor kurzem teilgenommen hatten.

v.l.n.r.: Nikolaus Hansen, Christian Dinger und Petra Bamberger

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Mittags machten wir uns auf den Weg zum  ›Blauen Sofa‹, das in der Halle 3.1, L25 steht. Dort nahm uns Christiane Munsberg in Empfang, die Erfinderin und Organisatorin der beliebtesten literarischen Plattform der Buchmesse. Mehr über das ›Blaue Sofa‹ erfährt man in einem Interview, das der BuchMarkt mit Christiane Mundsberg geführt hat.


Christiane Mundsberg und Jörg Schröder. Sie sprachen über alte Zeiten und die gelben MÄRZ-Koffer, die wir 1982 über die Buchmesse getragen hatten.

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Anschließend interviewte Vivian Perkovic Jörg Schröder auf dem blauen Sofa. Dieses Gespräch findet man in der ZDF-Mediathek.


Ein lustiges Detail: Vivian Perkovic trug gelbe High Heels (vermutlich von Prada), passend zum gelben Umschlag der ›Siegfried‹-Neuausgabe.
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Nach dem Fernseh-Interview tranken wir ein Gläschen Rot- und Weißwein an einem Stand des diesjährigen Gastlandes der Buchmesse: Georgien.

Wir lernten das georgische Wort für Prost: Gagimardschos! Wer wissen will, wie man es ausspricht, kann das hier hören.


v.l.n.r.: Jörg Schröder, Gastgeberin aus Georgien und Barbara Kalender. Foto: Ronald Steinert
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Mit dem Musiker und Schriftsteller Ronald Steinert besuchten wir dann auch den Wikipedia-Stand, wo Harald Krichel ein Foto von Jörg und von uns beiden machte. Es ist das schönste aktuelle Paarfoto von uns – finden wir.

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Wieder am Schöffling-Stand trafen wir Frank Hertweck vom SWR Baden-Baden, einer unserer ›Schröder erzählt‹-Subskribenten.

In einer Rückschau stellt SWR-Literaturchef Frank Hertweck alle Gewinner des Deutschen Buchpreises von 2005 bis 2017 kurz vor.

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v.l.n.r.: Jennifer Sprodowsky, Frank Hertweck, Jörg Schröder und Ronald Steinert
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Gleich darauf kam Günter Arold, er  ist ebenfalls Subskribent der ersten Stunde von ›Schröder erzählt‹. Er war einer unserer Vertreter des dritten März-Verlags, reiste im Süden für unsere Bücher und  andere linke und literarische Verlage, aber auch z. B. für den Karl-May-Verlag. Mittlerweile ist Günter im Ruhestand.

v.l.n.r.: Jörg Schröder, Günter Arold und Ronald Steinert.
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Dann gab es noch einen Fototermin – dieses Mal mit der dpa.

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Das war’s mit der Messe, erschöpft und gut gelaunt fuhren wir mit der S-Bahn zum Flughafen. Easyjet setzte ein italienisches No-Name-Airplane ein, natürlich mit italienischer Crew. Der Kapitän startete, flog und landete die Maschine wie ein Messer durch die Butter, also ohne einen Rumpler. Lediglich die Durchsagen klangen in seinem Englisch wie der berühmte Kalauer: »The Italian Man Who Went To Malta«.

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BK / JS

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