Es kann passieren, daß ich beim Blättern in alten tazzen Stimmen höre. Da fällt mir doch neulich, im tiefsten Archivkeller , die taz-Ausgabe (Mai 1990) mit dem Nachruf auf Luigi Nono in die Hand: „Nun ist das Hinausgehen und das Erforschen der Klangräume, das Nono betrieb, zu Ende gegangen…“schrieb Frieder Reininghaus darin und ohne jedes Prélude höre ich die „fabbrica illuminata“ (1964): KP-Nonos klanglich-experimentelle Antwort auf Entfremdung und Maschinensklaverei – Geräusche und Atmosphären von Fabrikwelten, viergespurt und á la Veneziana abgemischt. Dazu Chor, Elektronik und eine weibliche Gesangsstimme. Dieser Sound verfolgte mich viele junge Jahre lang, ihm ging ich später in manchen Studio-Sessions nach und doch ging er mir eines Tages verloren.
Bis ich am letzten Wochenende in dieses Konzert mit Namen „Re-Inventionen“ geriet, in der Berliner Akademie der Künste, Hanseatenweg. Eigentlich wollte ich nur mal vorbeihören, war neugierig geworden: „Recycling, Sampling, Jamming!“ und fand des Abends nichts als eben diese „Re-Inventionen“ und in deren Programm ausgerechnet Nonos „fabbrica“. Dazu ein nicht sehr zahlreiches, aber hochmotiviertes Publikum, einen ebensolchen Tonmeister und Kerstin Fuchs, rot bestrumpft, an der hohen Stimme. Eine extrem hörbare Begegnung der anderen Art, spontan recycelt – für den kleinen Audio-Hunger zwischendurch.