vonDetlef Berentzen 26.06.2014

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Märchen erzählen. Von dem Kind, dem langweilig war, außerdem war es erst eineinhalb Jahre klein und Fußballspielen konnte es auch noch nicht. Also hockte es in seinem „1a-68er-Kinderladen“, ließ die kurzen Beine baumeln und sah zu, wie einige der älteren Kinder auf ihren BobbyCars übers Linoleum rollerten oder zu Fuß das Klavier ramponierten. Niemand achtete auf das Kind, auch die Bezugsperson nicht, die rauchte gerade eine selbstgedrehte Samson, da steckte es voll gefrustet den Daumen in den Mund, lutschte ein wenig und war immer noch nicht froh. Weil das Kind aber schon die ersten Zähne hatte – kleine, scharfe Milchzähne – , nahm es den Daumen wieder aus dem Mund, rutschte vom Stuhl und lief auf etwas wackeligen Beinen rüber zu Christoph, der gerade versuchte, seinem BobbyCar einen Hupton zu entlocken, deshalb am Lenkrad herumfummelte und sehr beschäftigt war. Das Kind stand bald neben ihm, fackelte nicht lange und biß ihm mit seinen ziemlich gemeinen Schneidezähnen in die junge Schulter.  Den Rest kennen wir: Der Schiedsrichter hatte nichts gesehen und mit dem Hupen war’s vorbei. Ansonsten Schreien. Irgendwann hatte das Kind wieder den Daumen im Mund. Und der Christoph auch.

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