„Diese Welt ist die beste aller Welten. Und jeder aufrechte Mann hat die Pflicht zu sagen, daß sie ein Scheißdreck ist“ (Francis H. Bradley)
Ich habe lang gebraucht, um zu verstehen, was das ist: deutsch. Als ich begann, es herauszufinden, sagen wir, es war an einem Montag, da hatten wir gerade Nachkrieg, Fernseher gab es auch noch nicht und Deutschsein tat ziemlich weh. „Dir werden wir Zucht und Ordnung beibringen“ gröhlten all die fröhlichen deutschen Sadisten, die sich in meiner Gaskesselheimat „Lehrer“ nannten, und zeigten mir, was eine deutsche Harke war – mit Rohrstöcken, Linealen, Schlüsselbunden und harten Fäusten.
Wenn ich dann flennte, lärmten sie: „Ein deutscher Junge weint nicht!“ und schlugen mich zur Feier des Tages extrablau, was eine Auszeichnung sein sollte, denn sie waren der Meinung, ihre Prügel würde mich „zäh wie Leder“ machen. Sollte das nicht glücken, stellten sie mir das Heim in Aussicht, irgendeinen düsteren Knast für Schüler auf dem platten Land. Nix Bullerbü – Zucht und Ordnung waren deutsch, die Lehrer waren deutsch, das Gymnasium (nur für Jungen) war deutsch, nur ich war es scheinbar nicht. Denn ich hielt diese Deutschen nicht aus, heulte während all der Prügelorgien wie ein Schlosshund, lief irgendwann auch weg, wenn sie kamen, versteckte mich hinter der Stahltür im ausgedienten Luftschutzkeller oder auf dem Schulklo. Genau dort fing ich später an zu rauchen: Amerikanische Zigaretten. Und wurde ziemlich halbstark. Danach konnte mir keiner mehr. Auch nicht die Deutschen.
Foto: Joern Schlund/Installation: „Der vergessene pädagogische Raum“
Was hat das denn mit Deutsch zu tun? Glauben Sie es war z.B. in England anders. Dort wurde sogar viel länger als in Deutschland geprügelt. In Eaton wurde die Prügelstrafe erst 1998 abgeschafft.