Avancierte Technik liegt in antiquierten Händen. Sie wissen immer weniger, was sie tun – und erledigen ihren Job eben deswegen immer reibungsloser. Günter Anders hat dies in das Zentrum seiner Philosophie gestellt. Daher der provozierende Titel des zweibändigen Hauptwerks, der durch den kaum noch verhinderbaren technischen Fortschritt immer mehr ins Recht gesetzt wird: „Die Antiquiertheit des Menschen“. (Ludger Lütkehaus)
Sie haben mich in eine virtuelle Haut gesteckt, mir einen smarten Chip in die Seele gepflanzt und meinen alten Arbeitsspeicher verstopft. Unterm Schreibtisch wirren hilflose Kabel, ich verschwinde in namenlosen Netzwerken und verliere mitunter den Verstand an Suchmaschinen, die ich nie bestellt habe. Kurz bevor es allzu eng wird, verstecke ich mich in meiner ganz privaten Cloud. Dort lege ich all das Breitband ab, setze mich an meine alte Schreibmaschine und klappere ein wenig auf der Tastatur. Der Klang der Mechanik beruhigt mich, ich komme wieder zu Atem und lausche in den Tag: Draußen lärmen Spatzen, Kinder kreischen im Park, der Schäferhund des Nachbarn schreit nach Liebe. Ich aber spüre die Scham des Prometheus.
„Aus den Dingen schwindet die Wärme“-
Zitat von Walter Benjamin aus „Einbahnstraße“,
Rowohlt 1928