vonMathias Schwardt 31.05.2023

Von wegen Kultur

Obskure Musik, B-Movies und der Stand der Kultur: ein Blog von Mathias Schwardt. Foto: Peter Herrmann / unsplash

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Ich telefoniere mit einem Freund. Wir müssen uns unbedingt mal wieder treffen. Ich schlage ein Restaurant in Stuttgart vor. Fragt der Freund: „Wo kann man da parken?“

Ein Auto ist nichts anderes als ein Hund, aber es wird skrupellos diskriminiert. Pkw willkommen – dieses Schild sucht man an Kneipen und Gaststätten vergeblich. Sie sind nur auf schnellen Profit aus und lehnen die geringen Investitionen, ihre Räume autofreundlich zu gestalten oder wenigstens Drive-in-Schalter einzurichten, skrupellos ab. Die Halter sind somit auf sich selbst zurückgeworfen. Müssen sie ihre Lieblinge in der Feuerwehrzufahrt parken, weil sich Städte und Gemeinden weigern, für genügend legale Abstellflächen zu sorgen, ist sofort die Staatsgewalt mit überhöhten Strafen zur Stelle. Mit Autofeindlichkeit lässt sich viel Geld verdienen.

Rassismus gegen Autos: fürwahr kein Einzelfall. Mein Freund, der 30 Kilometer entfernt wohnt, würde zu gerne mit der S-Bahn nach Stuttgart kommen. Doch die ist nicht Pkw-gerecht, für seinen Audi gibt es keinen Platz. Und das ist ja nicht nur im Großraum Stuttgart so, sondern in ganz Deutschland. Ein Skandal. Doch die Nahverkehrsbetriebe müssen keine Konsequenzen fürchten. Auf die autofeindliche Gesellschaft ist Verlass.

Niemand geht für das Wohl der Pkw auf die Straße. Sogar die Gaspedal-Lobby des ADAC hält aus lauter Angst vor Repressionen brav die Bleifüße still. Dabei wäre es kein Hexenwerk, Haltestellen autogerecht umzurüsten und die Bahnen mit geeigneten Waggons auszustatten. Autozüge sind ja kein Neuland.

Allerdings: Auch die gibt es kaum mehr. Die Deutsche Bahn stellte Pkw-Zugreisen bereits im Oktober 2016 mit dem vorgeschobenen Argument der Unrentabilität ein. Ausnahme ist die lächerliche Strecke zwischen dem Festland und Sylt. Von anderen windigen Anbietern gibt es heutzutage nur noch Autoreisezüge von Hamburg nach München, von Hamburg nach Lörrach und von Düsseldorf nach München. Während also Hunde nach wie vor munter durch ganz Deutschland gondeln dürfen, werden Autos systematisch unterdrückt.

Und damit auch die Halter. Es wird ihnen de facto verboten, den Zug zu nehmen, um mit ihren Pkw beispielsweise Zwickau zu besichtigen. Also müssen sie doch wieder die Straßen nutzen, was zu Staus führt und obendrein die Umwelt stark belastet. Dennoch tut die Politik nichts. Gegen Autorassismus hat das Klima keine Chance.

Mit meinem Freund treffe ich mich jetzt auf einem Zeltplatz bei Zwickau. Geschlafen wird im Audi.

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