Der Protest gegen den Rassismus der taz kam am Donnerstag nur langsam in Fahrt. Dem Aufruf von „taz watch“ zu der Demonstration von 12 bis 14 Uhr folgten zuerst zwei Personen, später waren es für längere Zeit drei, dann sechs und in der Spitze auch mal sieben. Die Teilnehmerzahl blieb damit knapp unter der Marke, die bei der ersten Aktion vor zwei Wochen erreicht wurde. In dem über Facebook verbreiteten Ankündigung hieß es: „wir stehen ein für die Augenhöhe, die uns allen im Mteinander zusteht! Rassismen sind nicht Frage eines Gefühls und Worte stehen nicht unter willkürlicher Definitionsmacht. Wer seine Rassismen unbedingt behalten möchte, den können wir nicht (sofort oder auch nie) überzeugen, aber in der Zwischenzeit muss einfach klar sein, dass man uns nicht ungefragt mit den so lieb gewonnenen oder auch unbewussten Rassismen, der so liebgewonnen Deutungshoheit belästigen darf ergo auch kein Rassismus im Journalismus, keine Diskriminierung, keine Beleidigung stattfinden darf.“
Die Auseinandersetzung entzündete sich ursprünglich durch eine Podiumsdiskussion Ende April auf dem taz-Kongress, als Moderator Deniz Yücel mehrfach das umstrittene N-Wort aussprach. Der Initiative taz watch geht es aber um weit mehr als nur dieses eine Wort. Sie fordert, „auf Grundlage des Grundgesetz der BRD, des allgemeinen Menschenrechts und des Gleichstellungsgesetzes alle rassistischen und diskriminierenden Sprachhandlungen gegen die so wichtigen verschiedenen Teile unserer Gesellschaft einzustellen; ob sie sich auf Religion, Sexualität, Colour, Gender, Kultur oder anderes beziehen!“
In einem Gespräch mit taz-Mitarbeitern sagten Teilnehmer des Protests, jemand von ihnen werde in zwei Wochen bei der nächsten Protestaktion Beispiele für taz-Artikel mitbringen, in denen die Redaktion gegen die Forderungen der Initiative verstößt.
In den Antworten auf häufig gestellte Fragen heißt es unter anderem:
Warum taz watch?
Die taz ist natürlich nicht die einzige Zeitung, die durch Rassismen auffällt, aber irgendwo mussten wir ansetzen. Wir sind erstmal einfach ein paar diskutierende Freunde, die z.B. der Müdigkeit gegenüberAbwehrmechanismen der Mehrheitsgesellschaft überdrüssig sind, aber wir hoffennoch viel mehr zu werden.
Viele engagierte und kluge Menschen, Organisationen, Wissenschaftler, Schriftsteller haben sich bereits auf viel versiertere Weise mit der taz auseinandergesetzt.
Wir wissen, dass Standardeinstellungen schwer aufzuheben sind, doch Denken fängt ja auch damit an, dass man anderen und sich selbst erlaubt, sich von diesen Standardeinstellungen zu entfernen.
Im Laufe der Zeit entgleisen „der taz“Orientierungen, die uns äußerst irritieren. Die Vertreter der Zeitung könnendie Rassismen ihrer Zeitung natürlich damit abtun, dass „die anderen doofen“keinen Spaß verstehen, sich in ihrer Opferrolle gefallen, dass sie ja gar nicht rassistisch sind, weil sie „Multikulti „doch so toll finden und auf so vielen Demos waren. „Die taz“ hat eventuell eben einfach Humor und dieses ganze PC-Gerede nervt doch nun wirklich. Die entsprechenden Journalisten haben vielleicht auch Freunde, die das alles gar nicht schlimm finden und in einem Land, in dem die Meinungsfreiheit gilt, „muss man ja noch sagen dürfen“ … usw.
Das soll die taz auch. Wir verlangen von einerZeitung allerdings Inhalte. Keine Meinungsmache, keine Manipulation und Forum für z.B. all diese Neo-Rechten im Gewand des linksorientierten, aufgeklärten und so nach Nachhaltigkeit strebenden Menschen. Das ist fahrlässig undgefährlich. Wir gehen davon aus, dass sie wissen, was sie tun und bewirken.
Alle Multiplikatoren, so also auch die Medien,müssen sich um eine Diskriminierungsfreie Sprache bemühen und alle Stereotypisierungen, Ausgrenzungen, Exotisierungen, Euphemismen vermeiden, um a) rassistische und diskriminierende Berichterstattung zu unterlassen und b) Rassismus und Diskriminierung aktiv entgegenzuwirken!
[…] deutungshoheit belästigen darf”. Demonstrationen von “taz watch” fanden bereits mehrfach […]