vonMarkus Szaszka 22.08.2018

Der Nirgendsmann

Markus "Nirgendsmann" Szaszka - Streuner und Schriftsteller aus Wien - schreibt über die Herausforderungen unserer Zeit und Romane, die zum Nachdenken anregen. Weitere Informationen: www.grossstadtballaden.com

Mehr über diesen Blog

Ich lehnte über dem Fensterbrett in meiner Küche, inhalierte den todbringenden Qualm meiner treuen Lucky und sah auf die Torstraße.

Ich sah die Zukunft, wie sie in Science-Fiction-Filmen des späten zwanzigsten Jahrhunderts dargestellt worden war, allerdings weit weniger perfekt, als die Menschen sie sich vorgestellt hatten.

Ich sah den abendlichen Berufsverkehr und ein paar Passanten, die mit hochleistungsfähigen Computern in ihren Händen und verstaubten Gesinnungen in ihren Köpfen herumliefen, unfähig, irgendetwas davon vernünftig zu nutzen.

Ich sah, dass kaum einer etwas unternahm, um diese sterbende Welt besser zu machen, obwohl die meisten alle Möglichkeiten dazu gehabt hätten.

Ich sah, dass sich diese lauten Winzlinge stattdessen lieber darstellten und versuchten, so gut es ging mit brillantem Einfallsreichtum der Wirklichkeit zu entfliehen.

Bequemlichkeit ging vor, Tugenden waren fast vergessen, sich selbst zu belügen, war zum Volkssport geworden.

Ich sah mich selbst dort unten.

Alles war beim Alten, 2018, in Berlin, auf der Torstraße.

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/nirgendsmann/2018/08/22/torstrasse/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert