vonChristian Ihle 08.02.2010

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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„Ich kann dich nicht ernst nehmen. Du redest viel von Ehre und Respekt, aber du redest davon, wie der Blinde von der Farbe. (…) Dein Leben war, abgesehen von ein paar Ausrutschern, immer eines auf dem Sofa. Du bist als Anis Mohamed Youssef Ferchichi im kleinbürgerlichen Berlin-Tempelhof aufgewachsen und hast das Gymnasium kurz vor dem Abi geschmissen. Es folgten Drogen, Heim und eine Lehre als Anstreicher (mit Bestnote abgeschlossen). Nicht so aufregend, klar.

Da bist du auf den Trichter mit dem Gangsta-Rap gekommen. Aber der Punkt ist: Du siehst nur so aus. Du spielst nur. (…) Du aber tust dir nur selber leid und bist von Mutters Rockzipfel nie weggekommen. Ganz wie die verunsicherten Jungs und Mädels, denen du deinen 80.000-Euro-Stundenlohn beim Konzert verdankst.

Jetzt gehst du also Mainstream in Berliner Salons, trägst steingraue Edeljackets und dinierst mit deiner Filmmutti Hannelore Elsner im Borchardt oder machst Smalltalk mit CSU-Seehofer. Der hält dich vermutlich, ganz wie dein midlifekrisender Filmproduzent Eichinger, für ein Sesam-öffne-dich zur rebellischen Jugend.

Du bist aber nur ein kleinbürgerlicher Spießer, der die echt Verzweifelten abzapft. Also ganz ehrlich, Bushido: Respekt kann ich davor nicht haben.“

(Alice Schwarzer auf ihrer Homepage in einem offenen Brief an Bushido)

Weitere Bushido-Schmähkritik:
* Nr. 294

Inhaltsverzeichnis:
* Die ersten 200 Folgen Schmähkritik
* Wer disst wen?

Mit Dank an Robert!

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kommentare

  • was auch immer man über Alice Schwarzer denken mag, aber irgendwie ist alles ein wenig verdrehte Welt…..um im Hip Hop Jargon zu bleiben, ist Bushido hier mal ziemlich pointiert und inteligent geethert (gedisst,bla bla etc…) worden….

    aber bei dieser ganzen Bushido Empörung ist nicht ganz zu verstehen warum niemand zum Kern der Sache vordringt:
    dass Bushido ein recht mäßiger (wenn nicht schlechter) rapper ist…..
    die latente feuilletonistische Missachtung für Rap als Kunstform, führt zu einem Haufen Artikel, die sich stets um die Fragwürdigkeit der Person Bushido drehen, dies verfehlt jedoch stets dass eigentliche Problem.
    Die fehlende Integration von Rap in den popkulturellen Mainstream ist schließlich der Grund für den Aufstieg eines solch Minderbegabten. Jeder Pop-Nerd kann die blind die wichtigsten deutschen Indie-Alben oder whatever der letzten 10 Jahre benennen, aber 5 deutschen Rap Alben wirds dann schon schwer.
    In diesem Kompetenzvakuum können sich dann Typen wie Bushido breit machen ohne jemals echte Kritik fürchten zu müssen. Kritik wie sie aktuell stattfindet, sei sie noch so konstruktiv gemeint, bestärkt nur Bushidos bizarres vom Drogendealer/Malergeselle zum CSU-Buddy Image . Würde in weiten Kreisen ein Bewusstsein herrschen bzw. geschaffen über qualitativ Gutes und Schlechtes (wie es ja in einigen Teilgebieten vorhanden ist, niemand will einen Fury in the Slaughterhouse Film sehen und man weiß auch warum) würden wir uns jetzt vielleicht ein Biopic über RAG reinziehen können oder wenigstens über Savas oder MC Rene.

  • Schmäh zurück:
    Ach, Alice, du Expertin aus dem Blindenland:

    Es ist schon imposant ignorant, wie da jemand mit dem Balken im Auge mitten aus dem Glashaus heraus eine minderwertigkeitskomplexbelastetete Schar von Frauen lediglich zur Kompensation der ureigenen Modeluntauglichkeitserniedrigung missbraucht (hat).

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