Zur Feier von „500 Folgen Schmähkritik“ sind wir tief ins Archiv gestiegen und haben die 25 schönsten Verrisse herausgekramt, die wir in den nächsten Wochen nun noch einmal präsentieren wollen.
Sascha Lobo war bereits mehrfach zu Gast in der Schmähkritik-Rubrik – und zwar auf beiden Seiten. Schmähen und geschmäht werden. Von den Lobo-Beiträgen ist dieser ausufernde offene Brief an das Blog wirres.net wohl der bemerkenswerteste.
Da die Treffer auch etwas arg weit streuen, empfehle ich zum tieferen Verständnis der Gemengelage den ganzen offenen Brief (?) zu lesen, statt sich hier von der Beschimpfungshighlightparade verwirren zu lassen:
„ich hielt dich (den Autor des Blogs wirres.net, Anm.) ja immer für den prototyp des bloggers. weil du zwar völligen unsinn geschrieben hast – aber immerhin das, was du wolltest und dich nicht um die lesermeinung gekümmert hast wie spreeblick oder netzpolitik, wo johnny und markus für ein widerwärtig selbstgerechtes publikum schreiben, das jubelt, wenn seine kleingeistigen erwartungen erfüllt werden. niggemeier könnte auch protoblogger sein, aber dann wieder nicht, weil er eine eigene liga darstellt, beyond blogging, niggemeier könnte texte in fantasiesprache in die rinde einer eiche bei leipzig einritzen, seine stumpfen fans würden begeistert hinpilgern und ihm ein flattr-blümchen hinlegen. dabei ist er ganz offensichtlich gelangweilt von der ständigen beschäftigung mit dem dreck, den er kritisiert. (…)
willst du mich verarschen, du erlebnisschrottblogger? hast du meine antwort überhaupt gelesen, bevor du deine ungelenken, fehlerstrotzenden buchstabenketten druntergeflanscht hast? 80% deiner kommentatoren sind im besten fall schwer gestört und im nicht einmal schlechtesten fall von der realität erwachsener, arbeitender menschen eine million kilometer entfernt. (…)
sehe ich so verwirrt aus wie stöcker von der spon netzwelt oder jochen wegner, von dem ich nicht wissen will, mit welchen pillen er es so lange beim focus („deutschlands beste ampeln – das ultimative ranking“) ausgehalten hat und warum? oder handelt es sich bei deiner festanstellung um die hausmeisterliche betreuung eines wurmlochs, durch das du die 80er jahre in stand halten musst? (…)
lies doch mal meinen disput mit dem unerträglichen turbobesserwisser marcel weiss, mit dessen belehrungsenergie man die polarkappen drei winter lang eisfrei halten könnte, der seit seinem weggang von blogwerk gegen den vollständigen bedeutungsverlust kämpft und der seit jahren mit dem ebenfalls vierzehnjährigen martin weigert der welt erklärt, wie sie im digitalen gefälligst zu funktionieren hat, weil ihre „erkenntnisse“ – die jedem fussgängerzonenprediger peinlich wären vor plattheit – sie selbst so sehr berauschen. (…) oder lies, was jetzt.de-journalistendarsteller dirk von gehlen dazu meinte, der glück hat, dass seine chefs von der süddeutschen zeitung das internet für eine mischung aus fax, fernseher und elektronischen leserbriefkästen halten und deshalb sein blog nicht lesen: für jeden zweiten beitrag zum thema urheberrecht in dirks selbstgefälligem blog würden sie nicht nur ihn feuern, sondern auch alle, die so ähnlich heissen oder schon mal in der kantine mit ihm gesprochen haben. (…) mir kommt es da nur aufs geld an, denkst du, ich schreibe bücher aus überzeugung? kann ich von tauschbörsenrelevanz meine teuren hobbies bezahlen? wenn ich so ärmlich und ohne jeden stil leben würde wie niggemeier oder kathrin passig, dann wäre das vielleicht okay, aber ich brauche 10.000 netto im monat, da kann ich mich nicht mit diesem kinder-relevanzshit auseinandersetzen.“
(Sascha Lobo im Blog wirres.net im Oktober 2010)
Lobo-Schmähkritik:
* Nr. 358: über Sascha Lobo
* Nr. 127: über Sascha Lobo und Kathrin Passig
Bisherige Best-Of-Folgen:
# 25: Dietmar Dath über die Internetbemühungen etablierter Parteien
# 24: Die SZ über Urban Priol
# 23: Harald Martenstein über den Film „Henri 4“