vonMargarete Stokowski 11.10.2012

Buchmesseblog

taz-Autor*innen bloggten live von den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt. Ein Schmöckerladen für Buchliebhaber*innen.

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Frankfurt bei Nacht. Viel Dunkel, bisschen Licht.

Aha. Ich weiß jetzt, wie Buchmesse-Partys funktionieren. Also, ich fasse mal zusammen: 1. Es gibt keine Musik. 2. Man steht draußen rum. 3. Man sagt zu Leuten „Heeeeey, lange nicht gesehen, Du bist auch hier? Weißt du noch wer ich bin?“, 4. Es gibt keine Musik, hab ich das schon gesagt? 5. Alle labern.

Okay, es ist nicht so viel anders, als auf normalen Partys. Aber irgendwie habe ich mir von der ganzen Sache mehr versprochen. Alle haben gesagt, die Rowohlt-Party ist immer gut. Also, ich so zur Rowohlt-Party.

Mittwoch-Abend, in der „Schirn“. Bin um elf oder halb zwölf da. Um acht ging es los. Vor dem Eingang stehen 50 oder 60 Leute und reden und rauchen und trinken. Man kommt nur rein, wenn man eine Einladung hat, das hab ich schon gelernt, und auch, dass trotzdem ganz viele uneingeladene Leute – wie ich – kommen und sich Getränke nach draußen bringen lassen von den eingeladenen. Versuche trotzdem, reinzukommen, aber der Türsteher sagt, das geht nicht. Ich sage, ich hab gehört, dass es später nicht mehr ganz so streng ist. Er sagt, das stimmt, aber „später“ ist erst um zwei oder drei.

Ich frage die Leute, die Einladungen haben, ob es drinnen Musik gibt. Nö, sagen sie, es gibt Getränke und es gibt Pinguine, die mit Häppchen-Tabletts rumlaufen. Ich frage, ob die Party noch anders wird. Nö, sagen sie, Buchmesse-Partys sind so, man redet mir Leuten, die man ein bisschen kennt und trinkt Freigetränke.

Achso. Ich komme mir mit meiner Jägermeister-Flasche etwas pennermäßig vor, als Kollege W. sich über mich lustig macht. „Gibt’s die auch bei Rowohlt?“, fragt er. „Nee“, sag ich, „die gibt’s bei Rewe an der Kasse. Aber du kannst mir ’nen Weißwein holen, wenn du willst.“ Macht er dann auch.

Kollegin D. und T. reden darüber, dass die Buchmesse früher irgendwie besser war und dass man ja wohl heute am Arsch ist, wenn man keine Immobilien besitzt.

Rechts neben mir reden Sascha Lobo und eine Frau. „So, jetzt hast du auch mal meine Handynummer“, sagt Lobo, „weil ich hab auch eine öffentliche Handynummer, aber das Handy hab ich zuletzt im Juni mal an gehabt. Diese Nummer hier haben nur 20 oder 30 Leute.“ – „Oder 100“, sagt die Frau. „Nee, echt nur 20 oder 30. An was für einem Buch arbeitest du denn gerade?“ – „An keinem.“ – „Ach komm. Man kann nicht nicht an einem Buch arbeiten“, sagt Sascha Lobo.

Links neben mir steckt eine Frau eine leere Zigarettenschachtel in den Mülleimer. „Die letzte Zigarette“, sagt sie mit Kippe im Mund, „das ist furchtbar.“ – „Ja, das ist schlimm“, sage ich. „Verstehen Sie das? Das ist schön“, sagt sie.

Dann sagt Kollege W., er möchte gehen, ob ich mitkomme. Ja, komme mit.

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https://blogs.taz.de/buchmesse/2012/10/11/achso-frankfurt-so-sind-deine-partys/

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