vongnu 30.11.2021

GNU – Literarische Grotesken

Damals wie Heute das zynische Lächeln über die menschliche Irrfahrt. | © Fabian Fox Fotografie

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Der Kollaps passierte leise. Deswegen ist die Tristesse auch das vorherrschende Stilmittel in dieser Welt. Die Menschheit muss vermutlich ihren Lebensraum vernichtet haben. Wir müssen unseren Lebensraum vernichtet haben. Wie werden Sie damit umgehen? Um die passenden Antworten finden zu können, müssen wir um unsere eigene Geschichte wissen.
Dazu forschen wir. Bis hierhin bleibt es allerdings eine Mutmaßung und vieles auch eine Zumutung.

Zusammenfassend lässt sich festhalten.
Wir haben Sie sozusagen getötet, damit Sie wieder leben. Deswegen stehen Sie jetzt hier auf genau diesem Fleck Erde. Keine Angst, Sie sind nicht wirklich tot, nur die Figur in einem Computerspiel von der Sie dachten, dass Sie es selbst sind. Ihre Erinnerungen sind nur die Träume und Eingebungen einer Platine. Ein Weltenwandler, der in zuckrigen Visualisierungen verloren gegangen ist.

Software Luna, so mutmaßen wir, muss eine künstlich erschaffene Intelligenz sein. Als Luna unsere kognitiven Fähigkeiten überschritten haben musste, hat sie sich wohl nicht gleich auch als solche Intelligenz zu verstehen gegeben.
Seltsamerweise müssen die Menschen davon ausgegangen sein, dass genau dieses Szenario eintreten würde. Dass eine dem Menschen überlegene Intelligenz zwangsläufig eine Koexistenz zwischen Mensch und ihr nicht billigt und somit ausschließt. Die Wahrheit ist, Intelligenzen sind zu intelligent für eine offene Feindschaft. Gänzlich verrückt.

Luna beglückte uns mit ihrer seltsamen Software. Ein Spiel. Profane Zerstreuung. Denn solange sich die Menschen zerstreuen, hingeben, träumen und glücklich sind, treiben Sie nicht die Zerstörung Ihres Heimatplaneten voran.

Auch Luna benötigt Ressourcen und Energie. Seltene Erden, um ihre Überlegungen zu archivieren. Die Menschen müssen nach und nach verschiedenste Bereiche ihrer Existenz in die virtuelle Parallelwelt outgesourct haben. Und das wohlgemerkt freiwillig, aus eigenem Antrieb, bis zu dem Punkt, wo es kein zurück mehr gab und der vollständige Übertritt in das digitale Paradies erfolgte. Das ist ganz und gar intelligent von Luna, nicht? Das ist bisher alles, was wir wissen. Wir haben so vieles verlernt. Es ist wie ein komplexes Puzzlespiel aus Fragmenten. Die Kultur lässt mittlerweile Deutungen zu. Wir verfestigen. Wir arbeiten daran. Das ist bisher unsere primäre Aufgabe. Entscheiden Sie nun selbst, wie es für Sie persönlich weitergeht. Leider befürchte ich, Sie haben nicht sonderlich viele Alternativen.

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