“Reset Kapitalismus?” lautete der Titel der Diskussion zur Finanzkrise heute Mittag. Allein – so schön der Titel auch war, so enttäuschend waren die Inhalte.
Nich einer der Herren – dabei waren Bernhard Emunds, Heiner Flassbeck und Manfred Neumann anwesend – ist in seiner Argumentation aus der Wachstumslogik ausgebrochen. Schade. Denn damit war das Ganze weitgehend frei von Sinn. Für die gute Stimmung, teilweise mit Showatmosphäre, war vor allem Herr Neumann zuständig, der dem Publikum generell die Fähigkeit Absprach, die Thematik zu durchdringen.
Schade, dass er dann nicht das Forum zur Aufklärung genutzt hat und mal so etwas grundlegendes, wie die Spiralgeldschöpfung der Privatbanken erklärt hat. Immerhin fielen Stichworte wie Schulden, Kredite, Privat- und Zentralbanken häufig. Die der Krise zugrundeliegende Ursache wurde so in regelmässigen Abständen gestreift. Aber, wie gesagt, die Diskussion drehte sich darum, wie das Wachstum wieder hergestellt werden kann – wie kommen die Betriebe an die Kredite, die sie benötigen, um weiter und mehr zu produzieren.
Die Schuldfrage wurde auch gestellt. Schuld hatte je nach Referent jemand oder etwas anderes. Die Vielfältigkeit der partikularen mit verursachenden Ereignisse war schon erstaunlich, wurde aber vom Moderator nicht bemerkt, oder zumindest nicht kommentiert. Schuld hatte der Staat, die Bankenaufsicht, die Investmentbanken, die Geschäftsbanken, die Zentralbanken, die Zocker, das Casino, die Fonds für normale Anleger, die professionellen Fondsverwalter, der Immobilienmarkt, die fehlende Inflation, die nicht weitersteigenden Anlagewerte … irgendwann war der Zettel voll. Immerhin, ausgerechnet bei Herrn Neumann klang doch kurz so etwas wie Systemkritik durch und damit meinte er richtigerweise nicht den Kapitalismus, sondern das Finanzsystem. Den das sind zwei ganz verschieden Sachen. So schön der Titel der Veranstaltung, so falsch war er auch, für den Inhalt, den er beschreiben sollte.
Ein “Kapitlismus” mit staatlichem Finanzsystem, das in Russland und China schwächer in Schweden vorzufinden ist, böte tatsächlich einen sehr viel größeren Steuerungsspielraum. Bis hin zum Versuch, die Herrschaft der Profitrate zu modulieren zu einer halbwegs adequaten Umsetzung des immensen wissenschaftlichen Fortschritts mit Arbeitszeitverkürzung und größeren Möglichkeiten der Subjektivierung und dem “Endlichen” Ende des fast flächendeckenden, wie ein Alp auf den Menschen liegenden, ökonomischen Existzenznotdiktats.
Wenn am da “raus wäre”, wäre nicht nur “Polen offen”…..