Viele Autoren und Autorinnen der taz schreiben ja nicht nur für die Zeitung, sondern auch Bücher. In diesem Herbst sind wieder einige erschienen, die wir Ihnen hier kurz vorstellen.
Detlef Kuhlbrodt – „Umsonst und draußen“: Zigaretten zum Kaffee, abends ein Joint, Fußball mit Freunden, nostalgische Gefühle beim Gedanken an Sex. Detlef Kuhlbrodt sucht das Glück im Beiläufigen. Er nennt sich Dokumentarist, schaut zu, hört hin, erinnert sich. Beobachtet das Müssen und Wollen, das der anderen und das eigene.Dann schreibt er Sätze von kaurismäkihafter Poesie über die Dinge, mit denen wir uns umgeben, über selbstgebaute Ängste, unverzichtbare Laster, die ganze fragile Existenz.“ – So heißt es im Klappentext des neuen Buchs von Detlef Kuhlbrodt, der außer seinen Kolumnen in der Zeitung ja auch seit sechs Jahren einen Blog auf taz.de betreibt. Der Band „Umsonst und draußen“ ist bei Suhrkamp erschienen.
Karim Al-Gawahri – „Frauenpower auf Arabisch“: Ohnmächtige, wehrlose graue Mäuse, das ist oft das Bild, das der Westen von arabischen Frauen hat. Meist wird über sie, selten mit ihnen geredet. Nun kommen Araberinnen selbst zu Wort, lassen ihr Leben für sich sprechen. In Porträts und Reportagen erzählt Karim El-Gawhary vom Leben in den dunklen Zeiten der Diktatur, während der Aufstände und in der heutigen arabischen Welt. Karim El-Gawhary – Ägypten-Korrespindent und Blogger der taz – hinterfragt Stereotypen. Es geht nicht darum, Dinge schönzureden. Asmaa, eine junge libysche Frauenrechtlerin, sagt: „Es ist wichtig, was wir im, und nicht, was wir auf dem Kopf haben.“
Jörg Schröder/Barbara Kalender –„ Kriemhilds Lache“: Erzählungen werden selten erzählt, sondern meist am Schreibtisch oder auf dem Laptop geschrieben. Das merkt man ihnen in der Regel auch an. Bei Schröder & Kalender ist es anders, das legendäre Autorenpaar – seit 2006 mit ihrem Blog auf taz.de vertreten erzählt sich die Geschichten gegenseitig. So entstehen absurde und komische Alltagsgeschichten über Steuerparadiese, gescheiterte Buchprojekte mit Berufsverbrechern, über den Zufall als Pseudonym Gottes, den Winter in der Provence und eine imaginäre Lotterie. Die hier versammelten Texte wurden zum Teil den Folgen von »Schröder erzählt« entnommen, zum Teil sind es neue Erzählungen aus dem Leben. Illustriert ist der Band von F.W.Bernstein.
Ulrike Hermann – „Der Sieg des Kapitals“: Ulrike Herrmann – Wirtschaftsredakteurin der taz – erklärt, wie der Kapitalismus historisch entstanden ist und räumt dabei mit diversen Missverständnissen auf. Sie erläutert, warum wir nicht in einer Marktwirtschaft leben, Kapital nicht das Gleiche wie Geld ist, uns keine Inflation droht oder die Globalisierung keine Gefahr darstellt. Sie zeigt, warum der Kapitalismus ständig zu Krisen neigt und wie man ihn politisch steuern müsste. So wird deutlich, dass der Staat nicht der natürliche Feind des Kapitalismus ist – sondern ihn überhaupt erst ermöglicht.
Mathias Bröckers – „JFK- Staatsstreich in Amerika“: Behörden, Geheimdienste und Militär halten seit Jahrzenten mit dem Verweis auf die nationale Sicherheit Akten zum Fall Kennedy zurück, die von Wissenschaftlern und Journalisten immer wieder angefordert werden. Für eine solche Geheimhaltungspolitik besteht allerdings keinerlei Grund, wenn es tatsächlich nur um einen einsamen verwirrten Einzeltäter ginge.Mathias Bröckers geht nun erstmals der Frage nach: Warum musste JFK sterben? Er belegt, dass die von Kennedy begonnene Politik der Deeskalation des Kalten Krieges mit allen Mitteln verhindert werden sollte. Fest steht: Seit der Ermordung verfolgen die USA eine bis heute gültige Politik militärischer Machtausübung und Interessenwahrung, die von Vietnam über Afghanistan bis zum Irakkrieg reicht.
Arno Frank – „Meute mit Meinung – Über die Schwarm-Dummheit“: Das Internet hat eine neue Form der Leserschaft hervorgebracht: kein Artikel, keine öffentliche Äußerung mehr ohne einen digitalen Schwarm, der im Kielwasser blind nach jedem Gedanken schnappt, der ihm nicht behagt. Und der im Schutz der Anonymität nicht selten die Grenzen des Anstands überschreitet. Taz-Korrespondent Arno Frank legt hier einen kritischen Essay über Shitstorms, Flashmobs und andere Phänomene der digitalen Meute vor.
Klaus Hillenbrand – „Berufswunsch Henker“: Tausende Menschen starben während der nationalsozialistischen Diktatur durch das Fallbeil. Einige wenige Scharfrichter töteten damals im Auftrag einer skrupellosen Justiz unterschiedslos Widerstandskämpfer, Diebe und Gewaltverbrecher. Berichte über diese Henker verlockten viele Deutsche dazu, sich selbst um das einträgliche Amt des Scharfrichters zu bewerben. Hunderte Schreiben gingen bei den Behörden ein; doch nur den wenigsten gelang es, tatsächlich zum „staatlich bestallten Mörder“ zu werden. Klaus Hillenbrand – CvD der taz – stellt die Praxis der Vollstreckung der Todesstrafe im „Dritten Reich“ dar und bietet den Versuch einer Typologie der Henker.
Helmut Höge – „Affen“: Es war einmal hilfreich, die Tiere und Pflanzen zu Arten zusammenzufassen (die alle aus ein und den selben Bakterien entstanden), aber nun geht es um Individuen. „Zu lange wurden sie lediglich als Vertreter ihrer Art betrachtet, das machte sie austauschbar und normierte sie zum ‚arttypischen Verhalten‘, aus dem die ‚artgerechte Haltung‘ abgeleitet wurde. Das ist falsch,“ so sagt es der Münchner Zoologe Josef Reichholf. In seiner Reihe „Kleiner Brehm“ schreibt Helumt Höge – Autor, Aushilfshausmeister und Blogger der taz – über Tierarten, von denen er ein oder mehrere Individuen persönlich kannte – bis hin zur Kolibakterie, mit der die Reihe irgendwann enden wird. Zuletzt erschienen ist die 6. Folge über Affen.