von 21.07.2011

taz Hausblog

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Ab dem 15. August kostet eine Packung tazpresso bei uns nicht mehr 4,29 Euro, sondern 4,85 Euro. Der Kaffee, der sowohl biologisch angebaut als auch fair gehandelt ist, stammt von drei Kaffeebauern-Genossenschaften in Afrika: Der Sidama Union in Äthiopien, der Gumutindo Coffee Association in Uganda und der Kagera Cooperative Union in Tansania.

Grund für die Preiserhöhung ist ein Anstieg der Weltmarktpreise, und dafür gibt es mehrere Ursachen: Qualitativ hochwertiger Kaffee wird schon länger sehr stark nachgefragt – auch Bio-Kaffee aus Fairem Handel. Und die Nachfrage steigt übrigens nicht nur in hoch entwickelten Ländern. In Anbau- und Schwellenländern ändert sich der Lebensstil, immer mehr Menschen trinken ihren Qualitätskaffee selbst. Gleichzeitig sinkt das Angebot – unter anderem, weil Kolumbien als wichtiges Kaffeeland mit Schädlingsbefall zu kämpfen hat und deshalb seit längerer Zeit nur die Hälfte seines Kaffees ernten kann. Durch die steigende Nachfrage bei nicht entsprechend steigendem Angebot gehen die Preise in die Höhe. Hinzu kommen Spekulationsgeschäfte auf dem Kaffeemarkt. Daher wird derzeit nicht nur tazpresso teurer, sondern Kaffee allgemein.

Die taz kooperiert bei der Kaffeeherstellung mit der Gepa. Die Gepa zahlt immer mindestens 190 US-Dollar pro 100 amerikanische Pfund (454 Gramm) als fairen Preis an die Genossenschaften, in denen die Kaffeebauern sich zusammenschließen. Aber auch der Börsenpreis für Kaffee spielt eine Rolle. “Es kann ja nicht fair sein, wenn wir für biologisch angebauten Kaffee weniger zahlen als die Börse für nicht biologisch angebauten Kaffee”, sagt Hans-Jürgen Wozniak, Kaffee-Produktmanager bei der Gepa und einer der Väter des tazpresso. Daher erhalten die Genossenschaften auf jeden Fall mindestens den Börsenpreis plus 30 Dollar Bio-Zuschlag plus 20 Dollar Fairhandels-Zuschlag. Mit dem Zuschlag können die Genossenschaften zum Beispiel Gemeinschaftsprojekte finanzieren – in Tansania etwa der Bau von Schulen und von Lagerhäusern für Rohkaffee. Sobald der Börsenpreis bei über 140 Dollar liegt, zahlt die Gepa also mehr als ihren Mindestpreis von 190 Dollar. Und derzeit liegt der Börsenpreis bei 250 Dollar.

Angesichts der bevorstehenden Preiserhöhung möchten wir daher empfehlen: Bevorraten Sie sich! Im taz-Shop gibt es die 250-Gramm-Packung noch knapp vier Wochen lang zum alten Preis von 4,29 Euro. Noch mehr Bohnen pro Euro gibt es mit dem 1-Kilo-Paket für 16,90 Euro.

Fair kommt gut an: Der tazpresso-Absatz liegt derzeit bei 75,6 Tonnen pro Jahr (Zeitraum: April 2010 bis März 2011). Den tazpresso gibt es auch bundesweit bei Rewe, Edeka, Kaisers und Tengelmann sowie vereinzelt bei Familia, Tegut und Hit. Auch Cafés, Bioläden und Eine-Welt-Läden verkaufen tazpresso, die Liste gibt es hier. Die Preise können hier von den Preisen im taz-Shop abweichen. Am besten schmeckt der tazpresso aber natürlich immer noch frischgebrüht im taz-Café in Berlin-Kreuzberg, Rudi-Dutschke-Straße 23.

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https://blogs.taz.de/hausblog/taz-espresso_wird_teurer/

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kommentare

  • So, da das mit dem Kaffeepreis ja geklärt ist, bitte wieder zurück zu den Inhalten! (Ich habe seit geraumer Zeit den Eindruck, dass im Blatt immer mehr kaffeetrinkende Szene-Spaßvögel und Lifestyle-Linke unterwegs sind und darüber die relevanten Themen zu kurz kommen. Nur ein Beispiel von vielen: Zur Volkszählung etwa war nur pseudo-Kritisches und Spaßiges in der Zeitung, Details zum Zensusgesetz oder den Ausführungsgesetzen der Länder: totale Fehlanzeige. Mann, was ist aus der taz geworden…)

  • Lieber Espressotrinker,
    vielen Dank für die kenntnisreichen, detaillierten und transparenten Auführungen zu Verarbeitung, Handel, Kaffeesteuer, die ich so unterschreiben kann. Das wird in der Tat häufig nicht berücksichtigt. Danke auch für die Richtigstellung, dass man zum derzeitigen Börsenpreis Fairtrade- und Biozuschläge noch dazuaddieren muss. Kleine Anmerkung zur Mehrwertsteuer: Die liegt beim Kaffee bei 7 Prozent.
    Musterkalkulationen für Kaffee bieten wir übrigens auf Anfrage auch an.
    Weitere Hintergrundinfos findet man auf unserer Seite unter http://www.gepa.de/p/index.php/mID/5.16/lan/de

  • schade das es keine ausführliche Info zu: “Wie kommt denn der Preis zusammen gibt” – so wie man es von der Teekampagne kennt

  • Eine faire Rechnung mit 30 Dollar Bio-Zuschlag plus 20 Dollar Fairhandels-Zuschlag:
    300 $ für 45400g
    0,66 US-ct pro g
    1,65 $ pro Tüte
    1,57 € pro Tüte für die Produzenten vor Ort
    Macht in Zukunft also 3,28€ (2/3 des Preises) für den Rest, davon 55 ct Kaffeesteuer, 92 ct Mehrwertsteuer. Bleiben 1,81€ für:
    rösten, mahlen, aromadicht verpacken, transportieren, und von Händlern verkaufen lassen, wobei Rösterei, Spedition und Handel auch ihre Angestellten gemäß Tarifvertrag bezahlen, und natürlich selbst Gewinn machen.
    3,90€ nur für “irrsinnige Handelskosten, die irgendwo “auf dem Weg” verzerrt werden von parasitaeren Haendlern” sind also doppelt Quatsch, denn es sind 1,81, und sie decken zusätzlich zum Handel noch die Verarbeitung, 1,47 sind Steuern.

  • Mit 250Dollar gerechnet kommt na auf einen Erzeugerpreis von 1.37 US Dollar fuer die 250g Tuete, das sind mit dem aktuellen wechselkurs: 0.95Euro.
    Also eine Preisdifferenz von 3.90Euro pro Tuete.

    Das sind alles irrsinnige Handelskosten, die irgendwo “auf dem Weg” verzerrt werden von parasitaeren Haendlern.

    Besser ist das Konzept der Teekampagne diese Zwischenhaendler auszulassen. Das bedeutet guenstigeren Kaffee fuer uns und mehr Gewinn fuer die eigentlichen Produzenten.

  • @Malte: Keinesfalls! Wir dachten nur, dass viele Käufer sich womöglich fragen, warum ihr Kaffee teurer wird, ob das wirklich notwendig ist und wohin das Geld wohl fließt. Daher haben wir hier so ausführlich begründet, dass die Preiserhöhung gerade deshalb notwendig ist, weil wir den Genossenschaften mehr Geld bezahlen wollen.

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