vonClaudius Prößer 07.05.2009

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Die Präsidentschafts-Kampagne von Sebastián Piñera hat einen neuen Un­ter­stüt­zer. Und nicht irgendeinen: Mit Fernando Flores Labra springt ein Mann auf den Zug der Rechten auf, der nicht nur Finanzminister unter Allende war, sondern auch von 1973 bis 1976 in verschiedenen Straf­la­gern der Diktatur zubrachte, unter anderem auf der Isla Dawson.

Am Mittwoch ist Flores seinen ganz persönlichen Pakt mit den po­li­ti­schen Erben seiner Verfolger eingegangen. Der 66-jährige Un­ter­neh­mens­berater und Senator, dessen achtjähriges Mandat im kom­men­den Jahr endet, hat seine Bewegung Chile Primero einer “Coa­li­ción del Cambio” hinzugefügt, der vor allem Piñeras Partei Re­no­vación Nacional und die ultrarechte UDI angehören. Er selbst, ursprünglich Sozialist, war vor zwei Jahren aus der sozialdemokratischen Demokratie-Partei (PPD) ausgetreten, die zusammen mit der sozialdemokatischen Radikalen Partei (PRSD), der sozialdemokratischen Sozialistischen Partei (PS) und der sozialdemokratischen Christdemokratischen Partei (PDC) das Re­gierungsbündnis Concertación bilden. Sein Vorwurf: In der Koalition herrschten ein Klima der Korruption und eine “Kultur der Mittelmäßigkeit”.

Da erwartet Flores vom erfolgreichen Finanzjongleur Piñera offenbar fri­schen Wind. “Die Concertación hat sicher auch Gutes geleistet, aber heute ist es Zeit für sie, Abstand von der Macht zu nehmen,sich zu reinigen und neu zu erfinden”, so der Senator in einer Rede vor seinen neuen Koalitionären. “Wir sehen heute, dass Chile sich trotz aller berechtigten Hoffnungen nicht auf der Höhe der Zeit befindet und viele Träume nicht in Erfüllung gegangen sind.” Seiner ehemaligen Genossen eingedenk sprach Flores von “Trenunngsschmerz”. Viele würden seinen Schritt nicht verstehen, aber er lasse sich nicht moralisch erpressen.

Die Vorstellung, man müsse sich in Chile zwischen links oder rechts entscheiden, sei obsolet, so Flores, der schon immer ein Faible für Zukunftstechnologien hatte und seine Politik per Blog, Facebook und Twitter kommuniziert. Der Vorsitzende seiner ehemaligen Partei PPD, Pepe Auth, kann das natürlich nicht nachvollziehen: Viele von Flores’ früheren Freunden würden sich ob dessen Stellungswechsel “im Grab umdrehen”. Mit seiner Entscheidung, so Auth, gebe Flores seine Identität völlig auf. “Ich hoffe nur für ihn, dass ihn sein Gewissen noch ruhig schlafen lässt.” Die Journalistin Zorka Ostojic aus Arica, die in den ver­gangenen Jahren an dem von Flores initiierten Bügerbeteiligungs-Portal Atina Chile mitgewirkt hat, findet dessen Entscheidung falsch, denkt aber, dass der Senator durchaus konsequent handelt: Er glaube offenbar, sein Modernisierungsprojekt “an der Seite von Piñera ver­wirk­li­chen zu können. Bloß ist sein Image in Chile jetzt zerstört.”

Wie man sich mit den neuen Medien ganz schnell ein Eigentor schießen kann, hat Flores heute gelernt: Die Fragen, die ihm ein Moderator von CNN Chile zu seiner Neupositionierung stellte, gefielen ihm gar nicht, und so raunzte er, als er die Kameras abgeschaltet glaubte, den Mann böse an: “Jetzt hast du’s dir mit mir verscherzt mit deinen bescheuerten Fragen. Ein Jahr lang kriegst du kein Interview mehr von mir.” Das wurde Minuten später herumgetwittert, und natürlich kann man es sich auch auf Youtube ansehen. Flores behauptete anschließend, es habe sich um ei­nen Scherz gehandelt.

Foto: Chile Primero

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https://blogs.taz.de/latinorama/flores_macht_rueber/

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kommentare

  • Der Mann ist Konsequent und überwindet das eben obsolete
    Rechts-Links denken. Schon Humberto Eco kritisierte den Begriffsfetichismus den in Deutschland gerade vermeintlich Progressive
    zu Faschichten werden lässt (alle gegen “rechts”).
    Vorbild Chile: Was bei uns noch undenkbar ist: Bald werden
    Sozial- und Christdemokraten gemeinsam in Opposition geschickt.

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