vonChristian Ihle 17.07.2008

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Es war ja eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf diese Idee kommt.
Während Balkan-Pop auf der Tanzfläche (Shantel) und in der heimischen Stereoanlage (Beirut) seine immer weiteren Kreise zieht, war es nur logisch, eins und eins zusammen zu zählen.
G.Rag

Auf der Habenseite bei Balkan-Pop: Folklore, Blasinstrumente.
Und wenn wir (also wir hier unten in Bayern) da einfach mal aus dem eigenen Fenster schauen, fällt uns plötzlich auf: Moment, dass war doch immer unser musikalischer USP, unser komparativer Konkurrenzvorteil.
Seit Urzeiten regiert in Bayern Blasmusik. Punkt.
Und jetzt nur Zuschauen, wie folkloristische Trompetenklänge plötzlich schick und hip werden? Auf gar keinen Fall. Dachten wenigstens G.Rag, Münchens Antwort auf Calexico, und gingen als G.Rag und die Landlergschwister mit Blasinstrumentarium ins Studio.

Heraus kam eine wunderbar zurückgelehnte Folk-, nein Volksmusik-Platte, die eben beweist, dass man nicht einmal bis zum Balkan blicken braucht, um sich von folkloristischen Klängen verzücken zu lassen.
Wichtiger aber noch: G.Rag & die Landlergschwister zeigen auf, dass Blasmusik aus Bayern eben doch keine verstaubte und von Kulturverwaltern abgewickelte Uncoolness darstellt, sondern durchaus auch im Independent-Kosmos funktioniert.
Und dass Volksmusik im Pop auch wild und ehrlich und vor allem abseits von glattgebügeltem Hubert-von-Goisern-Pseudo-Ethno passieren kann.
G.Rag gehen sogar noch einen Schritt weiter und covern zwei Mal Hank Williams („Rambling Man“, „I´ll never get out of this World alive“) und spannen so den Bogen weiter bis nach Amerika, spielen Countrymusik auf bayrisch.

„Landlergschwister“ wird zwar keine so weiten Kreise wie die Platten von Beirut ziehen (dafür ist Bayern lange nicht hip genug) schafft es aber trotzdem, dass bayrische Volksmusik, zumindesten von Hamburg bis Berlin, nicht nur mal wieder im Feuilleton stattfindet, sondern auch ehrlich relevant und gut klingt. Saugut. Prost am Tisch!
(Säm Wagner)

Anhören:
Kommissar Schmelz (mp3)
I´ll never get out of this World alive
Boarisch Zwiefacher

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