vonChristian Ihle 28.08.2008

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Für den Eingeweihten ist dieses Album nicht weniger eine Überraschung als für all jene, die von Reinhold Messners new favourite band noch gar nichts gehört haben. Kurz zur Erklärung: bei Yeti handelt es sich sozusagen um die dritte Post-Libertines-Band. Während Hutfetischist Doherty mit den Babyshambles auftritt, sind Gitarrist und Drummer zu den Dirty Pretty Things gewechselt. John Hassall, ehemaliger Bassist der wichtigsten britischen Band dieses Jahrzehnts, ging dagegen eigene Wege und gründete „Yeti“.

Yeti

Als deren erste Single vor drei Jahren erschien, war einerseits zwar klar, dass die Tage des Chart-Ruhms für Hassall gezählt sein dürften, andererseits aber die Verwunderung groß, welch perfekten Indie-Pop der hübsche Mann da servierte: die besten Momente von The Coral, das Erbe der Byrds oder einfach die schönsten Jingle-Jangle-Gitarren seit Liverpools vergessene Helden The La’s vor vielen vielen Jahren „There She Goes“ gesungen hatten. „Never Lose Your Sense Of Wonder“ war nicht weniger als eine Offenbarung. Umso ärgerlicher, dass die Folgesingle „Keep Pushin’ On“ eine Vorliebe für eher uninspirierten Mod-Rock präsentierte, und danach das große Schweigen folgte.

Mehr oder minder unerwartet bläst einen nun aber das Debütalbum mit dem albernen Titel „The Legend Of Yeti Gonzales“ aus den Schuhen: nicht nur dass der Mod-Rock eingemottet wurde und die Byrds wieder als Hauptinspiration gelten dürfen, nein, dazu kommt auch noch feingeistiges Gitarrenspiel und Arrangements die gar an das legendäre „Forever Changes“ von Love erinnern. Zwar erreicht die Neuaufnahme von „Never Lose Your Sense Of Wonder“ nicht ganz die Güte der damaligen Single und auch das bereits aus unveröffentlichten Libertines-Sessions bekannte „Sister Sister“ klingt nicht so toll wie in der alten Aufnahme, dafür gehören aber das vertrackte, mehrteilige „Don’t Go Back To The One You Love“, das sagenhaft süße „Jermyn Girls“ oder das betörend schöne „Merry Go Round“ zu den besten Songs des Jahres. In „Merry Go Round“ verwendet Hassall dabei das schöne Bild eines Kinderkarussels, um seine Erfahrungen aus Libertines’schen Tourzeiten in ein Lied zu fassen und wer möchte ihm verdenken, dass sich eine Tour mit Doherty wie ein außer Kontrolle geratenes Kinderkarussel anfühlen mag. (Christian Ihle)

Anhören!
* Jermyn Girls (hier)
* Merry Go Round
* Never Lose Your Sense Of Wonder (hier)
* Don’t Go Back To The One You Love (hier)

Im Netz:
* Indiepedia
* MySpace

Weiterlesen:
* My Favourite Records… mit Carl Barât
* My Favourite Records… mit Adam Ficek (Babyshambles)

Libertines/Doherty/Barât-Texte:
Teil 1: Time For Heroes, Anfang 2005
Teil 2: Up The Bracket, Oktober 2002
Teil 3: The Gang Of Gin. And Milk., April 2006
Teil 4: Why Did You Break My Heart?, Mai 2006
Teil 5: Anywhere In Albion, September 2006
Teil 6: König wider Willen, Februar 2007
Teil 7: Das Ende des Konjunktivs, Oktober 2007

Plattenkritiken:
* The Libertines – Best Of
* Babyshambles – Shotters Nation

Mp3s:
* Music When The Lights Go Out

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