vonChristian Ihle 01.04.2010

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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1. Der Film in einem Satz:

Werner Herzog spielt Good Cop, Bad Lieutenant.

2. Darum geht‘s:

New Orleans, die Post-Katrina-Zeit. Nicolas Cage spielt einen Lieutenant mit zweifelhafter Moral und unzweifelhafter Drogensucht. Fachlich immer noch der herausragende Polizist seiner Abteilung, geht es ihm in der Zwischenzeit mehr darum, wie er beschlagnahmte Drogen verschwinden lassen als Verbrechen aufklären kann. Seine Wettsucht und die Liebe zur Prostituierten mit goldenem Herz (die überraschend überzeugende Eva Mendes) führen nicht unbedingt zu einem geregelten Tagesablauf.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=o-GpX3TTvrE[/youtube]
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Als Werner Herzog ankündigte, Bad Lieutenant zu verfilmen, begann ein Catfight im Arthousekino. Abel Ferrara, der Anfang der 90er Jahre mit Harvey Keitel in der Cage-Rolle einen wuchtigen Klotz an tiefkatholischem, aber schwerbrutalem Verdammnis-und-Erlösungskino als „Bad Lieutenant“ in die Kinos brachte, sah sein Vermächtnis gefährdet. Herzog bestritt ein Remake zu drehen, verneinte sogar die Vorlage, ja gar, Arthouse-Veteran Abel Ferrara selbst zu kennen. Ob Herzog nun das Original kennt oder nicht – ein Remake hat er jedenfalls in keiner Sekunde gedreht. Im Gegenteil: was von Ferraras Film bleibt, ist gerade einmal die Drogen-, die Wett- und die Sexsucht des Polizisten – sonst bleibt kein Cracksteinchen auf dem Anderen. Nicht nur erzählt Herzog eine gänzlich andere Geschichte, er erzählt sie auch völlig anders. Herzog gibt der unverhohlen reptilienhaften Cage-Figur im Gegensatz zum Keitel-Entwurf ein Herz, eine Hintergrundgeschichte. Wo wir mit Keitel von Beginn an in den Abgrund starren, werfen wir mit Cage – in seiner besten schauspielerischen Leistung seit geschlagenen 20 Jahren („Wild At Heart“) – einen Blick zurück und verstehen, warum wir überhaupt ins Nichts starren. Dass es Herzog dabei noch gelingt einen teils surrealen, teils saukomischen Film zu drehen, ist beinahe ein ebenso großes Wunder wie die unverschämt märchenhafte Auflösung der Geschichte eines gefallenen Menschen. Ein herzerwärmendes, wenn auch hartes Märchen – The Crack, Cocaine & Corruption Feelgood Movie Of The Year! Werner Herzog, ein König.

3. Der beste Moment:

Als die Gangsterkumpanen Cages seinen gefährlichsten Kontrahenten in einem peckinpahesquen Shootout niedermetzeln, Cage – zwischen den Leichen stehend – nur „schieß noch einmal, seine Seele tanzt noch“ raunt. Und wir mit Cages Augen einen wilden Tänzer quer durch das Leichenfeld breakdancen sehen. Visuelle Poesie in einer Geschichte voll Schmutz und Ekel.

4. Diese Menschen mögen diesen Film:

Wer eine hohe Toleranzschwelle hinsichtlich von Gesetzesübertretungen hat, die brutale Seite von Märchen schätzt und gerne zwischen Leichen breakdanced.

* The Bad Lieutenant: Port of Call – New Orleans
* Regie: Werner Herzog
* imdb

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https://blogs.taz.de/popblog/2010/04/01/bad_lieutenant_regie_werner_herzog/

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kommentare

  • Sicher, sicher. Aber zog halt nicht wies hätte ziehen können/ sollen.
    Nachdem sie nun auch noch schwanger war, hab ich vor gelachten Tränen auch nicht mehr so vuel gesehen…

  • Ja, natürlich war das Ende absurd. Als wenns der Rest des Films nicht gewesen wäre? Die Geschichte der Erlösung als Märchen, als Bild von Hoffnung im Angesicht des Desasters – im Gegensatz zum erzkatholischen Sündenabtragen bei Ferrara.

  • Die Reptilien-Grotesken waren smart, ansonsten schlechter Durschnitt, Cage nur schwer zu ertragen, das Ende wirklich schon absurd in seinen Happy End(s). Nee, nee.

  • hi
    n. cage: beste schauspielerische leistung seit „wild at heart“?
    was war denn da noch mit „Leaving Las Vegas“?

    l.g.

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