Ich, die Masse, hatte übrigens folgende Lieblingsfilme 2010. Am besten hat es mir gefallen, wenn man mir die gleiche Geschichte zum zweiten, dritten oder siebten Mal erzählt hat. Am allerbesten, wenn ich diese zum xten Mal erzählte Geschichte dann noch zusätzlich aus einem Buch bereits kannte. Ich geh da nämlich lieber auf Nummer sicher.
Wenn ich mir denn wirklich unangenehmerweise einen Film anschauen musste, von dem ich die Handlung noch nicht kannte, waren meine Kinder schuld, die sich in diese ganzen animierten Filme getraut haben, bei denen keiner genau wusste, was denn passieren würde, weil es sich weder um Fortsetzung noch Buchverfilmung handelte… Außer es spielt Adam Sandler mit, dann geh ich auch rein, wenn ich die „Story“ noch nicht kenne.Nachdem wir uns in der letzten Woche ausführlich mit den subjektiv besten Songs, Alben und Filmen befasst haben, ein kurzer, erschaudernder Blick über die Schulter, um zu sehen, womit denn die Masse im letzten Jahr ihre Zeit verbrachte (zunächst hierzulande, weiter unten dann die Ergebnisse aus den Vereinigten Staaten) – es bleibt zu konstatieren: der kommerzielle Erfolg hat – wenig überraschend – kaum etwas mit Qualität und rein gar nichts mit Originalität zu tun. So muss man „Inception“, über den man sicher geteilter Meinung sein kann, lobend als einen der wenigen grandios erfolgreich Filme (#3 D, #5 US) mit einer wirklich originellen Grundidee, die weder auf einer Vorgängerfilm noch einer Literaturvorlage basierte, hervorheben.
Etwas erschreckend sind gerade in Deutschland die beängstigend niedrigen Zuschauerzahlen für einige gute Filme, die dank Besetzung, Regisseursnamen oder Sujet doch genügend Bekanntheit haben sollten, um wenigstens die Millionen-Marke zu knacken, doch ob Social Network oder Polanskis Ghostwriter, Erfolg buchstabiert sich anders. Überraschend dagegen, dass ausgerechnet Guy Ritchie, nun ehemals zweitgrößtes Regietalent Englands und jetziger Ex-Mann-Madonnas, nach einem mehrjährigen Karrieretief mit seinem in Deutschland erfolgreichstem Film zurückkommt und sich sogar in den Top 10 platzieren kann. Wenn man überhaupt eine positive Überraschung in dieser Liste finden kann, dann wohl „Friendship!“, der sich mit seinen 1,5 Millionen Zuschauern unerwartet zum erfolgreichsten deutschen Film aufschwingen konnte.
Die erfolgreichsten Kinofilme 2010 in Deutschland: (nach Besucherzahlen)
1. Harry Potter 7 – 4,94 Millionen Zuschauer (läuft noch)
2. Twilight 3 – Eclipse: Biss zum Abendbrot – 3,70 Millionen Zuschauer
3. Inception – 3,40 Millionen Zuschauer
4. Alice im Wunderland – 2,96 Millionen Zuschauer
5. Sex & The City 2 – 2,56 Millionen Zuschauer
6. Ich – Einfach unverbesserlich – 2,46 Millionen Zuschauer
7. Shrek 4 – Für immer Shrek – 2,43 Millionen Zuschauer
8. Kindsköpfe – 2,07 Millionen Zuschauer
9. Sherlock Holmes – 1,72 Millionen Zuschauer
10. Prince Of Persia – 1,60 Millionen Zuschauer11. Drachenzähmen leicht gemacht – 1,59 Millionen Zuschauer
12. Friendship! – 1,58 Millionen Zuschauer
13. Toy Story 3 – 1,56 Millionen Zuschauer
14. Robin Hood – 1,52 Millionen Zuschauer
15. Shutter Island – 1,47 Millionen Zuschauer
16. Rapunzel Neu Verfönt – 1,47 Millionen Zuschauer (läuft noch)
17. Karate Kid – 1,44 Millionen Zuschauer
18. Die Konferenz der Tiere – 1,40 Millionen Zuschauer
19. Eat Pray Love – 1,39 Millionen Zuschauer
20. Kampf der Titanen – 1,35 Millionen ZuschauerAusgewählte weitere Platzierungen:
31. Social Network – 917.000 Zuschauer
32. Vincent Will Meer – 909.000 Zuschauer
38. The Expendables – 854.000 Zuschauer
44. Männer die auf Ziegen starren – 709.000 Zuschauer
52. Die Friseuse – 612.000 Zuschauer
58. Wall Street 2 – 561.000 Zuschauer
61. Zeiten ändern dich – 526.000 Zuschauer
63. Jackass 3D – 524.000 Zuschauer
64. Das Kabinett des Dr. Parnassus – 506.000 Zuschauer
71. The Tourist – 433.00 Zuschauer
80. The American – 376.000 Zuschauer
86. Der Ghostwriter – 351.000 Zuschauer(nur Filme mit Starttermin in 2010)
In den USA hat vor allem „Toy Story 3“ das Jahr regiert (und ist zum fünfterfolgreichsten Filme aller Zeiten aufgestiegen!), während sich die Top 10 mit Ausnahme der traditionell größeren Vorliebe der Amerikaner für Comic-Verfilmungen, die sich in diesem Jahr bei „Iron Man 2“ zeigt, ansonsten recht gleichen: Fortsetzungen und Kinderfilme, wohin das Auge blickt, auch hier wieder „Inception“ die rühmliche Ausnahme. Am überraschendsten war in den Staaten sicherlich der irrsinnige Erfolg von „Jackass 3D“, der die Einspielergebnisse seiner beiden Vorgängerfilme (Nr. 1: 64 Mio, Nr. 2: 84 Mio., Nr. 3: 116 Mio.) pulverisierte – und noch stärker als bisher hinterfragen lässt, was genau Kinobesucher eigentlich an 3D so geil finden. Dass M Night Shyamalan („Sixth Sense“) ausgerechnet mit dem allseits verrissenen „Die Legende von Gähn“ nach einigen bösen Flops („Lady In The Water“, „The Happening“) in Folge wieder als kommerzielles Schwergewicht (Platz 15) zurückkehrt war ebenso wenig zu erwarten.
In den unteren Rängen verbirgt sich noch eine schöne Überraschung, die trotz der deutschen Herkunft des Regisseurs Daniel Stamm hierzulande seltsamerweise überhaupt nicht gewürdigt wurde.
Der originelle und erstaunliche HorrorFilm „Der letzte Exorzismus“ spielte 41 Millionen Dollar allein in den USA ein, was ihn nach „Paranormal Activity 2“ (84 Mio Einspiel, 3 Mio Produktionskosten) zum profitabelsten Film der ganzen Top 100 macht, kostete sein Handkamera-Exorzismus doch gerade einmal 2 Millionen in der Produktion! Und wer Hollywoods Gier nach Geld kennt, weiß spätestens jetzt, dass wir Daniel Stamm in Deutschland nicht mehr sehen werden – nach so einem Ergebnis lässt einen Hollywood nicht mehr ziehen. Dass er Kosteneffizienz, kommerziellen Erfolg und Originalität dabei verband ist in diesem Filmjahr nun wirklich ein lautes Lob wert – und ein ebenso lautes mit dem Kopf gegen den Tisch schlagen, dass die Heimat den Film schnöde verschmähte und sich gerade einmal 104.000 Zuschauer (Platz 152!) ins Kino bemühten.Die erfolgreichsten Filme in den USA (monetär, in US Dollar)
1. Toy Story 3 – 415 Millionen Dollar
2. Alice im Wunderland – 334 Millionen Dollar
3. Iron Man 2 – 312 Millionen Dollar
4. Twilight 3 – 300 Millionen Dollar
5. Inception – 292 Millionen Dollar
6. Harry Potter 7 – 272 Millionen Dollar
7. Ich – einfach unverbesserlich – 250 Millionen Dollar
8. Shrek 4 – 238 Millionen Dollar
9. Drachenzähmen leicht gemacht – 218 Millionen Dollar
10. Karate Kid – 176 Millionen Dollar11. Kampf der Titanen – 163 Millionen Dollar
12. Kindsköpfe – 162 Millionen Dollar
13. Rapunzel neu verfönt – 143 Millionen Dollar
14. Megamind – 142 Millionen Dollar
15. Die Legende von Aang – 131 Millionen Dollar
16. Shutter Island – 128 Millionen Dollar
17. Die etwas anderen Cops – 119 Millionen Dollar
18. Salt – 118 Millionen Dollar
19. Jackass 3D – 116 Millionen Dollar
20. Valentinstag – 110 Millionen DollarAusgewählte weitere Platzierungen:
28. Social Network – 91 Millionen Dollar
32. Tron – Legacy – 87 Millionen Dollar
56. Wall Street 2 – 52 Millionen Dollar
60. Kick Ass – 48 Millionen Dollar
69. Der letzte Exorzismus – 41 Millionen Dollar
70. The Tourist – 40 Millionen Dollar
77. True Grit – 36 Millionen Dollar
79. The American – 35 Millionen Dollar
84. Hereafter – 32 Millionen Dollar
86. Scott Pilgrim vs. The World – 31 Millionen Dollar
92. Black Swan – 28 Millionen Dollar
95. The Fighter – 26 Millionen Dollar
96. Machete – 26 Millionen DollarDer Ländervergleich: welche Masse mag es noch unorigineller?
Sequels in den Top 20:
USA 6 – Deutschland 5Remakes / xte Verfilmung des gleichen Stoffs in den Top 20:
USA 3 – Deutschland 5Gerade einmal die Hälfte der Top20 basiert also in Deutschland tatsächlich auf halbwegs neuen Stoffen, worunter allerdings wiederum vier animierte Kinderfilme sind. Die rühmlichen Ausnahmen, also neuer Stoff für „Erwachsene“ heißen: Inception, Prince Of Persia (Videospielverfilmung), Kindsköpfe (Adam Sandler, herrgottnochmal!), Friendship!, Shutter Island und Eat Pray Love. In den USA sind hier ebenfalls Inception, Kindsköpfe und Shutter Island sowie Die Legende von Aang, Die etwas anderen Cops, Salt und Valentinstag zu nennen. (Christian Ihle)
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Mjoa, ich würde Prince of Persia und Eat Pray Love nicht als neuen Stoff bezeichnen, weil sie auf anderen (sehr erfolgreichen) Medien basieren.
Keine Risiken mehr…