vonChristian Ihle 13.09.2017

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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“Bunch Of Kunst” oder: Der Aufstieg und Aufstieg der Sleaford Mods.
On their own terms.
In “Bunch Of Kunst” (was für ein Filmtitel!) profitiert Regisseurin Christine Franz vom Gespür, eine Band genau im richtigen Moment zu erwischen. Sie begleitet die britischen Sleaford Mods über zwei, drei Jahre und zwar bereits vom ersten Moment des zarten Erfolgs an. Bei der ersten von Franz gefilmten Tour muss die Zwei-Mann-Combo noch die klassische Pub-Ochsen-Tour durch englische Kleinstädte absolvieren. Sie spielen in kleinen Kneipen, das Publikum mal mehr (oft), mal weniger (sehr selten) mitreissend. Doch obwohl die Band aus Nottingham ein striktes DIY-Indie-Ethos hat, wirklich alles selbst macht und ihre Alben auf dem Label eines Freundes veröffentlicht, macht es klick und mit “Divide & Exit” interessieren sich ab 2014 immer mehr Leute für Songs, in denen ein räudiger Straßenhund wie Jason Williams in dreckigstem Slang-Englisch über die brutal simplen Beats von Andrew Fearn – ja was? – spricht? singt? schimpft!

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Keine zwei Jahre später sind die Sleaford Mods die gefeierten Helden eines Glastonbury-Festivals und haben (beinah!) zwei Top-Ten-Alben eingeheimst (Platz 11 und 12 wird’s letztendlich, was aber für einen absoluten Independent-Release nicht weniger bemerkenswert ist).

“Bunch Of Kunst” ist der schönste Punkfilm seit langem, eine Ode ans Selbstmachen, ans Durchhalten und ans Aufdenrestscheissen. Das einzige, was man kritisieren könnte, ist dem Film eigentlich nicht negativ anzurechnen: Es gibt keinen Niedergang, weder moralisch noch in der Geltung. Die Sleaford Mods machen ihr Ding und sie machen weiter ihr Ding. Und bis heute steigt dafür die Anerkennung, der Film kann uns einfach keinen dramaturgischen Bogen von Aufstieg, Fall & Redemption bieten, weil es den Niedergang nicht gab und die Redemption nicht einmal nötig wäre.

Eine große Empfehlung für alle, die dringend das Gefühl bestätigt bekommen müssen, dass draußen in der (Musik-)Welt nicht alles so schlimm, schlecht und scheisse ist wie es uns jeden Tag gezeigt wird. Es gibt sie noch, die paar Aufrechten.

Derzeit noch nicht auf DVD erschienen, aber auf Kinotour durch Deutschland.
Zum Beispiel am 18.9. im Central in Berlin.

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