Welt am Draht (Regie: Rainer Werner Fassbinder)
Eine selten gezeigte Miniserie von RW Fassbinder, die in überstylishen 70ies Bildern die Matrix-Filme vorwegnimmt. Bemerkenswert komplex und im Gegensatz zu Fassbinders hochgelobter „Berlin Alexanderplatz“ – Serie doch deutlich leichter zugänglich. Visionäres Fernsehen – sollte jeder einmal gesehen haben.
La La Land (Regie: Damien Chazelle)
Einerseits ist der kaum verhohlene Snobismus bei Regisseur Damien Chazelle natürlich sehr ärgerlich und so habe ich den halben Film gebraucht, um über diese E- vs U- Überheblichkeit hinwegzukommen.
Andererseits sind Stone und Gosling (vor allem Gosling) super, die Bilder sehr gut und – man kann’s nicht anders sagen – die Kamerafahrten phänomenal. Das ist handwerklich auf so irre hohem Niveau, dass man sich wundern muss, wie Chazelle so etwas bei seinem erst zweiten Film hinbekommt. Das letze Drittel bringt dann auch den emotionalen Punch zur Musicalparty, der mir vorher gefehlt hat und nur Behauptung war. Im großen Dreikampf der letzten Oscar-Verleihung (Manchester By The Sea vs Moonlight vs La La Land) tatsächlich der beste der drei Filme.
No Turning Back (Regie: Steven Knight)
Ein Film, der in erster Linie Konzept ist: Tom Hardy fährt über die Dauer dieses Spielfilms Auto und telefoniert dabei – that’s it. Dass man daraus einen sehenswerten, spannenden Film basteln kann, spricht natürlich Bände hinsichtlich der Präsenz von Tom Hardy.
Das hält kein Jahr… ! (Regie: Dan Mazer)
Dass ich eine Empfehlung für eine RomCom wie „Das hält kein Jahr…!“ ausspreche, wundert mich selbst. Aber Dan Mazers Beziehungsreigen tritt in wenige der üblichen RomCom-Kitsch-Fallen, sondern geht erstaunliche Wege und ist emotional härter als übliche Feelgood-Filmchen. Man könnte es auch so sagen: es ist die britische Variante einer amerikanischen Idee. Außerdem spielt Stephen Merchant (Ricky Gervais‘ alter Partner in Crime aus The Office – Tagen) mit und die ewig verlässliche Olivia Coleman stiehlt als Paarberaterin ebenfalls mehrere Szenen.
Godzilla (2014) (Regie: Gareth Edwards)
Dieses letzte Godzilla-US-Remake hat eine bizarre Dramaturgie to say the least (ziemlich früh klassische Endsequenzen, bye bye zu einigen der Topnamen in der Besetzungsliste), funktioniert auf der human interest Ebene wirklich überhaupt nicht und hat den grundsätzlichen Konstruktionsfehler, dass Godzilla von Beginn an schon als Freund und Retter der Menschheit angelegt ist.
Aber die ganzen Blockbuster-Konzessionen zur Seite geschoben: innerhalb des Genres ist er erstens kurz (123 Minuten), zweitens kurzweilig (!) und drittens tobt neben dem Monster-Fight ein großer Kampf zwischen Auteur-Kino und Blockbuster-Hollywood. Es gibt immer wieder Sequenzen, die das Mainstream-Kino normalerweise nicht erlaubt und so ungewöhnlich stark und verstörend sind. Momente, in denen man sich vorstellen kann, wie vielleicht ein Stanley Kubrick einen Monster-Film gedreht hätte (unfassbar zum Beispiel die Fallschirmspringer-Sequenz zu Ligety-Soundtrack, siehe youtube-clip oben). So hat Godzilla mehr Szenen, an die man sich erinnern wird, als die komplette Transformers-Serie und das Marvel Cinematic Universe zusammen.
Slow West (Regie: John Maclean)
Ein minimalistischer Neo-Western in tollen Bildern mit starker Besetzung (Michael Fassbinder, Ben Mendelsohn), der 2015 den Preis der Jury in Sundance gewonnen hat. Fun Fact: Regisseur John Maclean hat vor seiner Regie-Karriere in der schottischen Beta Band gespielt.
Rush (Regie: Ron Howard)
Vier Erkenntnisse über „Rush“:
1. Formel1-Filme sind doch nicht immer fürchterlicher Scheiss (Gegenargument: Driven)
2. Ron Howard ist zwar immer noch im Überwältigungskino tätig, kann aber doch ordentliche Filme machen (Gegenargument: A Beautiful Mind)
3. Daniel Brühl war zurecht für einen Golden Globe nominiert und ist ein guter Schauspieler (Gegenargument: Die Gräfin)
4. Niki Lauda ist eine coole Sau. (Gegenargument: keins)
Scarface (Regie: Brian De Palma)
Ein popkultureller Meilenstein der 80er: Al Pacino gibt seinem Hang zum Overacting in der Rolle des zugekoksten Tony Montana mit großer Freude nach und De Palma inszeniert seinen „Scarface“ in grellen Neonfarben mit der ihm eigenen Subtilität.
The Wrestler (Regie: Darren Aronofsky)
Es gibt wenige Regisseure, die so sehr polarisieren wie Darren Aronofsky. Aronofsky bekommt für seinen Arthouse-Ansatz erstaunlich große Budgets überantwortet, aber integriert immer wieder genug verstörende Momente auch in diese großen Filme. Trotzdem ist die Kritik, dass Aronofsky ein filmischer Egomane ist, der in erster Linie überwältigen will, ohne seine Zuschauer tatsächlich emotional zu erreichen, nicht von der Hand zu weisen. Das große Gegenbeispiel in seiner Filmographie ist allerdings „The Wrestler“ mit Mickey Rourke, ein sehr berührender Film, der seinem Hauptdarsteller die beste vorstellbare Plattform bietet.
Es gibt sogar eine deutsche Version: „The Wrestler – German Version“, die die Aronofsky-Geschichte mit No-Budget-Mitteln in Hamburg nacherzählt:
Die Heartbreakers (Regie: Peter F. Bringmann)
1980 war Peter F. Bringmann für einen kurzen Moment der König von Deutschland: sein „Theo gegen den Rest der Welt“ war ein phänomenaler Erfolg, erfolgreichster deutscher Kinofilm des Jahres und Kickstarter für die Karriere von Marius Müller-Westernhagen. Drei Jahre später drehte Bringmann „Die Heartbreakers“, einen kleinen schmutzigen Film über eine Handvoll Jugendlicher, die in den späten 60ern im Ruhrgebiet eine Beat-Band gründen – und floppte auf ganzer Linie. Später zeichnete sich Bringmann dann für den katastrophalen Wigald-Boning-Film „Die drei Mädels von der Tankstelle“ verantwortlich. Je weniger Worte wir darüber verlieren, umso besser:
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