Auf einem Grenzstein in den Alpen wird eine Leiche gefunden, die je hälftig in Deutschland und Österreich liegt. Die deutsche Ermittlerin (Julia Jentsch) ist höflich, professionell, zielstrebig – der österreichische Kommissar (Nicholas Ofczarek) ein abgeranzter Grummler, der am liebsten mit dem ganzen Fall nichts zu tun haben möchte. Bald geschehen weitere Mordfälle und die Ermittler werden immer tiefer in den Fall gezogen…
Was zunächst wie die xte Neuauflage der skandinavischen Thrillerserie „Die Brücke“ klingt – und das ist eigentlich kein gutes Zeichen, waren doch die britische („The Tunnel“) und die amerikanische („The Bridge America“) Version jeweils Rohrkrepierer – entwickelt sich schnell zu einem eigenständigen Krimiformat und ist stattdessen ein Riff auf die gleiche Ausgangssituation, das die Geschichte und die Charaktere in völlig neue Richtungen entwickelt. Selbst einige gewagte Story-Entscheidungen, wie die frühzeitige Demaskierung des Killers, mindern nicht die Spannung, sondern überführen „Der Pass“ von einem schnöden whodunnit-Krimi zu einem fesselnden, schachspielartigen Polizeiermittlungsfilm.
Die Sky-Produktion „Der Pass“ ist auf einem bemerkenswerten Niveau: die Bilder der ständig schneebedeckten Alpen haben Kinoformat, die Düsternis ist allgegenwärtig und die Schauspielleistungen sind durch die Bank beeindruckend. Was der aus den Schalko-Produktionen „Altes Geld“ und „Braunschlag“ bekannte Nicholas Ofczarek spielt, sucht seinesgleichen im deutschen Fernsehen. Ofczarek ist das wild pochende Herz von „Der Pass“, eine getriebene Seele, die Trauer und Frust in Alkohol und Wolfgang Ambros ertränkt.
„Der Pass“ ist auch dank Ofczarek eine der besten Thriller-Serien der letzten Jahre und nach „4 Blocks“ und der zweiten Staffel von „Babylon Berlin“ das nächste Anzeichen, dass auch hierzulande langsam eine goldene Jahreszeit für Fernsehserien anbricht.