Ich kann jetzt nicht behaupten, dass das sechste Album der Liga der gewöhnlichen Gentlemen das Gentlemenligagame komplett neu erfinden würde, aber doch gelingt der Band um die Ex-Superpunks Carsten Friedrichs und Tim Jürgens eine Verfeinerung der bekannten Zutaten – Mod, Punk, Garagerock & Northern Soul – die „Fuck Dance, Let’s Art“ zum besten Album der Gentlemen-Spieler macht.
Die Liga hat den englischen Sinn für die durchaus mögliche Kombination aus Street-Dandytum und Working-Class-Kampf verstanden, die in Deutschland immer wieder für Verwirrung sorgt. Aber im Polo-Shirt in der Gosse liegen und mit gestreckter Faust zu den Sternen blicken, das kann niemand besser als Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen.
Auf dem aktuellen Album sind neben den kleinen, stolzen Verlierergeschichten, die Carsten Friedrichs schon immer so gut schreiben konnte – diesmal: eine Ode an den insolventen Matratzenmarkt von nebenan oder an den letzten großen Bohemien – auch die tolle Agentenbiographie „Der glückliche Spion“ und Songs enthalten, die sich der Absurdität des Lebens nähern, wie das ursprünglich für Andreas Doraus & Gereon Klugs „König der Möwen“ – Musical (yes! it’s a thing!) geschriebene „Wie ein Kronkorken auf dem weiten Meer“.
Ganz am Ende dieses formidablen Albums haben die Liga der gewöhnlichen Gentlemen dann auch noch den besten Fußball-Song seit vielen vielen Jahren versteckt, der mit seinen Referenzen an Waldhof Mannheim, Bayer Uerdingen, Horst Hrubesch und Lars Bastrup mein 80er-Jahre-Bundesliga-Herz aufgehen lässt: „Hässlich und faul / Musik und der HSV“. Auf Platte eine Ballade an das Aufwachsen in den 80er, die „Stranger Things“ in den Schatten stellt, live ein crowd pleaser in der Garage wie kein zweiter:
Schöner Anlass, mal wieder Robert Fripp & The League of Gentlemen zu hören.
Über den etymologischen Ursprung dieses Begriffes hatten wir uns schon einmal ausgetauscht.