Hendrik Otremba – Im Pelzmantel, Cretin
Eine meiner liebsten Textstellen in diesem Jahr kommt aus einem der seltsamsten (think: Scott Walker meets Throbbing Gristle via Lee Hazelwood), aber besten Alben des Jahres: „Riskantes Manöver“, das Solodebütalbum von Hendrik Otremba, im restlichen Leben Frontmann der Postpunkgruppe Messer.
„Das Glas ist leer
Das Dach steht auf
Die Deutschen machen mich kaputtAuf dem Jahrmarkt, in der dunklen Ecke
Im Pelzmantel, Cretin
Wir leben im SchuttBring mich dorthin, wo niemand sein kann
Zeig mir das was es nicht gibt
Deine Worte enden so abrupt“
Herman Dune – Life On The Run
Ganz hervorragend ist auch Herman Dunes eigene Werkschau „The Portable Herman Dune“. Gerade ist die zweite Ausgabe dieser Akustikaufnahmen seiner eigenen Songs erschienen. Praktisch jeder Song ist stark, zum Beispiel auch der mit Kimya Dawson (Moldy Peaches) gesungene „Sheer Wonder Baby“ oder „With A Wistful Of Fate“ mit Julie Doiron. Der ursprünglich 2019 erschienene und damals mit großer Band aufgenommene „Life On The Run“ (hier im Original) wiederum funktioniert erstaunlich gut als reiner Folksong.
Dexys – I’m Going To Get Free
Dexys sind zurück! Und Kevin Rowland ist auch mit 70 Jahren immer noch der größte Styler überhaupt ❤
Die erste Single des neuen Albums der Dexys Midnight Runners knüpft da an, wo Rowland bei seinem letzten Album mit selbstgeschriebenen Songs (2012) stehen geblieben ist: Soul, der gleichermaßen elegant ist wie er die wilden Roots der „Young Soul Rebels“ (1980) immer noch spüren lässt.
Oska Wald – Was bisher geschah
„Was bisher geschah“ ist eine sehr gute Ergänzung zum Genre des Berlin-Lieds von Chuckamuck-Mastermind Oska Wald.
Der Eröffnungssong seines Debütalbums erzählt Oska Walds Werdegang in zwei Minuten und wird so zum Bildungsroman in Songform von Tiergarten über Mitte nach Pankow:
1990 Charité
Aufgewachsen im Tiergarten
Getauft in der Spree
Lern zu laufen
Lern zu sprechen
Kindergarten beim Tresor
Grundschule am Brandenburger Tor
& ich sang an der Oper
und was ich dort sah
werd ich nie vergessen
was bisher geschah
Klassiker:
CCCP Fedeli alla linea – Curami
Auf CCCP bin ich dank der My Favourite Records von Eric Pfeil hier im Popblog gestoßen und kann mich seitdem am Song nicht satthören und erst recht nicht an diesem Video sattsehen – was müssen die 80er doch für eine verrückte Zeit im Fernsehen gewesen sein, wenn so etwas wie hier in der italienischen Show D.O.C. im öffentlichen-rechtlichen Sender RAI möglich war:
CCCP Fedeli alla linea sind eine italienische Punkband, die 1982 nach einem Treffen in einer Kreuzberger Diskothek in Berlin gegründet wurde. Bandgründer Giovanni Lindo Ferretti dazu: „Between Carpi and Berlin there is a special connection because the Brennero motorway starts in Carpi: therefore we considered Carpi the outermost suburb of Berlin“. Passend dazu hieß ihre letzte Veröffentlichung, eine Compilation von 1996, auch: „Live in Punkow“.