vonChristian Ihle 20.09.2024

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Stark:
* International Music: Als Secret Gig unter dem Namen The Hi-Hats traten International Music in der kleinen Skybar auf und unterstrichen nochmal: sie sind einfach die beste Band des Landes. Gemeinsam mit ihrer Zweitband Düsseldorf Düsterboys haben Essens Finest nun 5 hervorragende Alben in 6 Jahren veröffentlicht – wer hat denn sonst diese konstante Produktion an Überliedern? Byrds, Kraut, Velvets, La Düsseldorf: aber auf so eigene, nie zuvor gehörte Weise!
* Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen: Hätten die Beatles mal in einem Hamburger Keller gespielt, sie wären Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen gewesen. Ein wunderbar rougher Northern Soul / Beatband Auftritt im Komet – eine Veranstaltung außerhalb** des Reeperbahnfestivals.
* Marathon: Auch wenn ein Festivalopening um 13.30 in hellem Sonnenschein nicht dem natürlichen Habitat dieser aggressiv gitarrengewitternden Band entsprechen dürfte, ist das natürlich nur noch mehr Zeichen, wie gut diese niederländische Post-Punk-Band ist, die sich zwischen IDLES und Whispering Sons einsortiert. Mit welcher Freude und Wucht die beiden Gitarristen Nina Lijzenga und Kay Koopmans ihre Salven ins Publikum feuern!
* Bodega: Post-Punk aus Brooklyn, der mindestens seinen Marx, wenn nicht gar den Adorno gelesen hat. Passt mit seiner zackigen Kapitalismus- und Konsum-Kritik natürlich bestens nach St. Pauli. In der zweiten Hälfte des Konzerts, als sie sich selbst augenzwinkernd als ihre Hardcore-Variante Nodega ankündigten, noch mal deutlich eindrucksvoller.

Gut:
* The Klittens: Jingle-Jangle-Twee-Pop aus den Niederlanden, der mit großer Begeisterung den Shop Assistants – Backcatalog gehört hat.
* Easy Easy: Kölner Indierock, der immer dann stärker wird, wenn er in Richtung Strokes schielt. Publikum begeistert.
* Personal Trainer: siebenköpfige Band inklusive Saxophon und Sänger, der eine Jack-Black-hafte Begeisterung an den Tag legt. Äußerst unterhaltsam, zuweilen etwas zu sehr in den Rock verliebt.
* RVG: australischer Indie-Rock, der mit einem guten Gefühl für die großen Melodie-Linien sich dem Genre nähert.

Auch gesehen, aber nicht gefühlt:
* Steintor Herrenchor: vor zwei Jahren war ich noch begeistert von dem noch merklich unreifen Auftritt der Hannoveraner Neue Neue Deutsche Welle Band, aber jetzt schmeckt der Synth-Pop doch schal, ist die ungehobelte Frische einer routinierten Abfeier-Performance gewichen.
* Mothica: Goth-Pop, der beim jungen Publikum das Herz und den Schmerz erreicht.

** Eine Anmerkung noch zum TREFFFEN, in dessen Rahmen Die Liga der gewöhnlichen Gentleman aufgetreten sind:

Die Alternativveranstaltung zum Reeperbahnfestival lässt zwischen den Zeilen durchblicken, dass die Hamburger Untergrund-Szene sich vom großen Showcase-Festival etwas vernachlässigt fühlt: “Mit dem TREFFEN möchte sich die vielfältige Hamburger Musik-Szene während des Reeperbahnfestivals präsentieren. In den letzten Jahren hat sich bereits eine Art unorganisiertes Alternativ-Festival entwickelt, weil viele Labels, Vertriebe, Clubs etc. eigene Veranstaltungen (Receptions, Showcases, Garage-Sale etc.) auf die Beine gestellt haben.
(…)
“…für einen schmalen Taler Tickets für jedes Konzert einzeln kaufen und sich sein Festival-Menü selber zusammenstellen. Mit Fun-und Reinkommgarantie, weil, wenn ein Slot ausverkauft, dann ist ausverkauft. Guten Appetit!
Die Acts erhalten die Einnahmen aus den Ticketverkaufen (nach Abzug der Kosten der Clubs).
Wir alle (Acts, Clubs, Labels usw.) haben Lust darauf, das mal so auszuprobieren, damit wir gemeinsam einen aufregenden Musik-Abend verbringen können und wir hoffen, ihr auch!“

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https://blogs.taz.de/popblog/2024/09/20/reeperbahnfestival-2024-tag-2/

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