vonLeisz Shernhart 22.03.2024

Poetik des Postfaktischen

Zu viel Form für zu wenig Inhalt: Zur Rolle des Kulturschaffenden in der postfaktischen Gesellschaft. Betrachtungen ohne abschließende Bewertung.

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Eben habe ich ein weiteres Sonett aus der Feder meines verstorbenen ukrainischen Freundes Iljushan Berenskiev übersetzt. Danke, Jushi. Du fehlst…

 

Audio online zugänglich:

 

kUNst

Ungehörige Dienste, geziert inszenierter Schelmenstreich.

Hübsche geistige Blicke, Triumphe des Schöngeists vor zeitlosem Glück.

Blüten vollendeten Makels, wahrhaftig sauber und wüst?

Elendsbesudeltes Täubchen, bitterster Ernst und spöttischer Schmerz.

 

Schmutziger Lärm vor den Zeichen des Aufbruchs, widerwärtig und mäklerisch.

Große Geste, Bewegung zum Ausdruck, Bubenstreich oder Seelengeläut?

Leg den zerzausten Frack zurecht, wirf dich der kUNst um den Hals!

Rückgratlos amüsante Grimassen entrücken den Druck auf der Brust.

 

Empfindung des Lebens entsteinert den Blick,

Heeresverfahren verseltsamt das Wort,

entzaubert dem Wesen der Dinge

 

prosaisch banales Geschick.

Exzentrischer Aufruhr, Laster und Sucht,

Farce als Füllsel des Ahnenstrumpfs.

 

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Iljushan Berenskiev (1981 – 2022) – kUNst (2019)

Originaltitel мистецтво

aus dem Ukrainischen übersetzt und herausgegeben von Leisz Shernhart, redaktionell bearbeitet.

 

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