In unserer jährlichen Jahresvorausschau auf die next big things stellen wir Künstler und Bands vor, die noch kein Debütalbum veröffentlicht haben, auf die man aber ein Auge werfen sollte.
Da sich abzeichnet, dass Australien im nächsten Jahr eine ganze Hand voll an neuen interessanten Acts herausbringt, beginnen wir in diesem Jahr unsere Reihe mit Bands aus Down Under – auch um gleich vorne weg unseren persönlichen Favoriten Courtney Barnett anpreisen zu können!
Courtney Barnett
Vielleicht der interessanteste neue Act überhaupt: die australische Singer/Songwriterin erinnert in ihrer Herangehensweise an unser Album des Jahres von Waxahatchee oder unseren alten Liebling Best Coast. Nur: die Geschichten von Barnett sind surrealer als die aus Waxahatchee und die Lyrics dem alten „Kiffen, Boyfriend, Katze“ – Dreiklang von Best Coast meilenweit überlegen. Am stärksten tritt das in „Avant Gardener“ zutage, einem phänonemalen Song über eine Panikattacke bei der Gartenarbeit (ich bin mir ziemlich sicher, dass 60 Jahre Popgeschichte es bis heute nicht fertig gebracht hatten, einen Song über dieses Thema zu produzieren). Dass Barnett aus diesem absurden Sujet dennoch Lyrics-Zeilen zum aufs Federmäppchen schreiben hervorzaubert, kann man gar nicht genug loben (nur ein Beispiel: „The paramedic thinks i’m clever cos i play guitar / I think she’s clever cos she stops people dying„). Zurecht auch schon auf Platz 25 in unseren Top-Songs 2013:
[vimeo]http://vimeo.com/76587806[/vimeo]
The Preatures
The Preatures sind in Australien selbst schon eine große Nummer, „Is This How You Feel“ ein Radio-Hit und gleich mit einem Songwriting-Award ausgezeichnet worden. Die Band spielt leicht funkigen 70s-Pop, wenn man so will vom Konzept also Haim nicht unähnlich. Die mehr Erfolg versprechenden Songs sind dabei fraglos die von Isabella Manfredi eingesungenen Lieder, aber die andere Seite der Band zeigt sich, wenn mit Gideon Bensen ein Mann die Vocals übernimmt – und man sich von der Haim-Idee entfernt und handfesteren „Rock“ spielt.
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=M8XmoroZ3zo[/youtube]
Gang Of Youths
Durchaus verwandt zu den Preatures ist die Gang Of Youths aus Sidney. Ist die Gang Of Youths auch aufs erste Hören nicht ganz so eingängig wie die Kollegen, verneigen wir uns dafür aber vor der Textzeile „I’ve made more friends in Hell than I have in Jesus land“, die dann doch geiler knallt als „Is this how you feel?“. Die Songstrukturen sind hymnischer, erinnern an Arcade Fires Discoausflug mit „Reflektor“ und dass Vampire Weekend die jungen Australier in down under als Vorband verpflichtet haben, ist ebenfalls schlüssig.
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=_9Vom5ge2XY[/youtube]
Palms
Ich gebe zu: ein wenig derivativ ist das Nuggets-Geschrammel mit den ahhahaha-ohohoho-Refrains von Palms schon, aber andererseits braucht man halt auch dringend einen Nachfolger für die Smith Westerns, nachdem die Amerikaner sich in Dreampophöhen verabschiedet haben und sich dem Krach verweigern. Palms aus Sidney dagegen vereinen Melodie-Overkill mit räudigem Gitarrenlärm.
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=tXOkn2aIn9k[/youtube]
Zen Mantra
A propos ahhahaha-ohohoho-Refrains bzw in diesem Fall: la la la la la! Auch bei Zen Mantra hält man Dissonanzen und Melodien nicht für sich gegenseitig ausschließend und der erst 17-jährige Sam Perry ist einer aus der Generation der Ein-Mann-Bands, die sich dank den technischen Möglichkeiten der Jetzt-Zeit sparen können, mühsam eine Band aufzubauen, um ihren Garagenrock einzuspielen, sondern gleich alles daheim im Kinderzimmer machen. Hier finden wir außerdem noch leichte Grunge/90s-Indie-Rock-Anleihen, die Zen Mantra nicht ganz so (60ies)-retro dastehen lassen.
The Creases
Die aus Brisbane stammenden The Creases existieren überhaupt erst ein seit paar Monaten und haben gerade auf Rough Trade Records ihre Debüt-7-Inch „I Won’t Wait“ veröffentlicht. Mit dem hübschen Lo-Fi-Indie-Pop „I Won’t Wait“ hat man aber bereits so auf sich aufmerksam gemacht, dass der Sohn des legendären Geoff Travis von Rough Trade persönlich die Band als seine Entdeckung sich auf die Fahne schrieb. Eine Tour mit Peace ist bereits absolviert, Größeres wird folgen.
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=HcTl-OHuPCE&feature=player_embedded[/youtube]
Weitere Folgen:
* Vol. 2: Singer/Songwriter: : Torres, George Ezra, Tobias Jesso Jr, Bear’s Den, Luke Sital-Singh, Sivu
* Vol 3 – (Post-)Punk: Amazing Snakeheads, Radkey, Eagulls, Priests, Perfect Pussy
[…] Bereits in unserer Jahresvorausschau hatten wir Courtney Barnett als die interessanteste neue Singer/Songwriterin angekündigt und nun erscheint endlich auch die Compilation ihrer ersten beiden EPs in Deutschland. Barnetts Stärke liegt in ihren Texten, im Geschichtenerzählen via stream of consciousness. Nirgendwo natürlich mehr als im brillanten „Avant Gardener“, das von Panikattacken bei der Gartenarbeit erzählt, und mehr zitierfähige Zeilen in dieses Nicht-Thema packt als anderen Bands in ihrer ganzen Karriere gelingen. Dass Barnett aus diesem absurden Sujet dennoch Lyrics-Zeilen zum aufs Federmäppchen schreiben hervorzaubert, kann man gar nicht genug loben (nur ein Beispiel: “The paramedic thinks i’m clever cos i play guitar / I think she’s clever cos she stops people dying“). Aber auch wenn „Avant Gardener“ natürlich über allem thront, was sich sonst auf diesen beiden EPs versammelt, darf man Barnett nicht auf diesen einen Song reduzieren. Beeindruckend, wie sie eigentlich klassischen Singer-Songwriter-Stuff im Indierock-Gewand vorträgt und so mehr an die Dandy Warhols erinnert als an Anna Calvi oder Laura Marling. Die angenehm unprätentiöse, schrammelige Instrumentierung unterschreicht nur noch das Bild der Slacker-Queen. […]