vonfrida 06.04.2024

Frida, ich und du

Intimer Umgang mit Schmerz und Leid des Menschen in ihrer jeweiligen Rolle: Sozialisation, mothering, Feminist

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In Liebe, Sexualität und Partnerschaft,

Die alten Rollen anders zu verteilen,

Scheint Vieles aushandelbar, individuell geschafft,

Die Lasten des Alltags gemeinsam zu gestalten,

Und die work live balance miteinander auszuhalten.

 

Mental Load wird besprochen,

Verhandelt und in Wahrnehmung integriert,

Der Körper und die Seele in Achtsamkeit trainiert.

Die Sprache verändert sich,

Sie darf…

Sprechen über das, was sie schon immer erfährt

Und entsprechend wird ihre Individualität weiter ausdifferenziert.

 

Das klingt eigentlich ganz wunderbar,

Und hätte ich für meine Jugend mir erwünscht,

Doch sind die alten Grenzen immer noch da.

 

Auch wenn Vieles erreicht zu sein scheint,

Im Privaten die Mühlen der Carearbeit

Aber weiter mahlen,

Zermalmen, zermahlen,

Und Leben für zukünftige Hoffnungen weiter verbraten.

 

Was müsste sich ändern,

Wie müsste es sein,

Dass sich etwas ändert mit diesem Leid?

 

Drum lasst uns den Schein durchbrechen,

Den Blick auf das Alte lenken,

Das schon immer da war,

Sich anpasst,

So wie es schon immer seine Fähigkeit war.

 

Aus meiner Erfahrung gilt es zu betrachten derlei zwei,

Die weiterhin unverändert die Grundlagen unserer Möglichkeiten sind:

 

Das Eine ist die Rolle im mothering,

Denn hierin deine Lebenszeit zerrinnt,

Zum Erhalt der Gesellschaft

Wie von selbiger schon immer bestimmt.

 

Im caring langfristig sozialisiert

Erfährt sie im mothering die Kür.

Denn es gibt keine Orte, keine Räume, keine Strukturen, keine Zeit,

Verantwortung zu teilen,

Geschweige denn das allgemeine Leid,

Das sich ganz individuell die Elternschaft einverleibt.

Denn noch immer gibt es hier eine Selbstverständlichkeit,

Sogar noch stärker erhöht

Durch die individuelle Entwicklung des kleinen Embryos.

 

Ihr Leben wird noch immer davon bestimmt,

Dass dies Kinde gesellschaftlich gelingt.

Es folgt die Einsamkeit mit Kind

Aus der sie nur als Rabenmutter vielleicht entrinnt.

 

Was müsste sich ändern,

Wie müsste es sein,

Dass sich etwas ändert mit diesem Leid?

 

Das Zweite ist die Macht des Kapitals,

Das wie jeher sich dem Individuum anpasst.

 

Ihre Lohnarbeit noch immer den Erhalt unterstützt,

Er aber am Ende den materiellen Besitz sein Eigen nennt,

Von dem Sie ihren Teil nur abbekommt,

Wenn Sie brav in der Beziehung aushaltend sitzt,

Die Rolle der patriarchalen Komplizin wie jeher ausfüllt

Und die Andere für Ihre Etablierung weiterhin unterdrückt,

Ausbeutet oder zumindest diffamiert.

 

Denn Richtig und Falsch sind noch immer Kategorien,

In denen eure Selbstwerte sich definieren.

 

Die dualistische Sicht der Welt,

Noch immer das ist,

Was zählt,

Was den Wert eines Menschen letztendlich bestimmt.

 

Ja, es gibt sie,

Die Hoffnung, die Bubbles, die Alternativen,

Die anderes erscheinen oder erschienen,

Die Menschen, die sich in Geschlechterkritik neu vereinen,

Die weitere Möglichkeiten kreieren

Und damit Beziehungen hoffnungsvoll, achtsam und aware neu definieren.

 

Doch schon passt die alte Macht sich an,

Von Krisen geschüttelt strampelt das Individuum sich ab.

Denn grundsätzlich verändert hat sich nichts.

Da Lohnarbeit und unbezahlte Carearbeit dein Leben weiterhin auffrisst,

Wenn du das kurzzeitige Heil der Klinik oder Therapie wieder verlässt,

Schon sind die alten Probleme wieder da,

Wenn auch nicht ganz so öffentlich sichtbar,

Aber zermürbend, zermahlend,

Während du dich abstrampelst,

Das richtige Leben im Falschen zu finden,

Zu gestalten und individuell weiter zu entwickeln.

 

Was müsste sich ändern,

Wie müsste es sein,

Dass sich etwas ändert mit diesem Leid?

 

Die Negativität ist da

Und wenn du in dich hinein lauschst,

Ist sie auch spürbar.

 

Zurückgezogen in der Stille meines Seins,

Kann ich sie hören, sie vernehmen,

Sie ist da.

 

Denn auch wenn der Lärm des Alltags sie gerne verschluckt,

Sie wirkt weiter fort und findet ihren Ausbruch.

 

Wo ist Raum, wo ist Zeit ihre Energie bewusst wirken zu lassen,

Sie einmal unbewertet zuzulassen?!

Bin ich doch davon abgelenkt,

Mein Leben individuell konstruktiv immer wieder neu zu erschaffen!

 

Und so strampeln wir fort im großen Teich,

Des Zeitalters unserer Lebenszeit.

 

Was müsste sich ändern,

Wie müsste es sein,

Dass sich etwas ändert mit diesem Leid?

 

Wir boomer oder auch millennials halten an Sicherheiten fest,

Die das Kapital uns noch immer verspricht,

Und übersehen im Alltag unseres individuellen Ichs,

Dass die Zukunft ungewisser denn je ist.

 

Niemenschd kann für fünf oder gar zehn Jahre planen,

Wenn die Krisen sich schon ihren Weg bahnen,

Ihren Weg in eine Welt,

Die nicht (mehr) hält,

Was sie den Privilegierten immer verspricht.

 

Was soll ich meinem Kind noch sagen?

 

Dass #regrettingmotherhood mir Möglichkeiten offenbarte,

Die sich aber nicht umsetzen ließen,

Die Misshandlungen im Kreissaal sich dadurch auch nicht abschalten lassen,

Die Konkurrenz zwischen Adultismus und Feminismus sogar wieder neu entfachte,

Und wir deshalb die alten Rollen doch nicht verließen,

Weil richtig und falsch

Noch viel härtere Kategorien  unserer Bewertung geworden waren?

 

Dass wir uns in TERFs, Queere oder Intersektionale Feministinnen aufspalten ließen,

Dass die Karrierefrauen, Helikopter- oder Rabenmütter in ihren alten Lagern festsitzen

Und der Rassismus weiter um sich greift,

Dass die Stabilität und die Sicherheit

Die höchsten Werte weiterhin sind

Und die Macht der Privilegierten, des Kapitals,

Uns weiterhin in unseren Sichtweisen, Definitionen und Handlungen bestimmt,

Weil selbst wir genau das immer waren und immer noch sind?

 

Was müsste sich ändern,

Wie müsste es sein,

Dass sich etwas ändert mit diesem Leid?

 

Ich glaube die Antwort inzwischen zu kennen,

Auch wenn ich mich immer wieder bei der Frage ertappe:

Darf ich sie denn überhaupt benennen?

 

Öffnest du deine Augen der Negativität.

Dann siehst du,

Was uns an den Grenzen täuscht

Und für Menschen ein Massengrab

Auf Zeit geworden ist.

 

Denn auch wenn die Zeug*innen laut schreien,

Dass sie doch auch Menschen seien,

Es ändert sich nichts

Und die Geschichte reproduziert weiterhin sich,

Bis am Ende wieder nichts bleibt,

Als die Bewertung, was ist richtig und was ist falsch

Zum Erhalt der privilegierten Gesellschaft.

 

Welche Rolle spielt es in solchen Zeiten,

Sich an Regeln zu halten,

Sich abzugrenzen gegen die Anderen

Und neue Werte festzulegen,

Um sich ein bisschen wohler in seiner Individualität zu pflegen?!

 

Es entzweit nur die Möglichkeiten

Sich mit den Anderen zu verbinden,

Banden zu gründen

Und sich im Ausdruck der Negativität gemeinsam zu finden.

 

Doch folgt jede Mensch weiter dem gewohnten Weg,

Definiert sich als richtig

Und definiert anderes als falsch,

Überrollen uns die Krisen und nehmen uns jede Selbstdefinition ab.

 

Am Ende werden wieder die brennen,

Die aus der individuellen Menge herausstachen,

Und sich der gesellschaftlichen Entwicklung

Nicht genügend wertvoll unterwarfen.

 

Was müsste sich ändern,

Wie müsste es sein,

Dass sich etwas ändert mit diesem Leid?

 

Ich glaube die Antwort inzwischen zu kennen.

 

Sie liegt nicht mehr in der persönlichen Verweigerung

Oder im individuellen Hedonismus,

Wie ich einmal dachte,

Sie liegt nicht in einer awaren Beziehung

Oder in der anderen Subkultur,

Die zu finden ich mir lange zur persönlichen Aufgabe machte.

 

Sie liegt irgendwo verborgen,

Hinter der Definition von richtig und falsch,

Die uns überall umgibt

Und ein Teil von uns selbst geworden

Und geblieben ist.

 

Sie liegt im Zulassen vom Fühlen und Sein,

Von dem was jetzt ist.

So scheinbar unaushaltbar es auch sei.

 

Und mach dich von der Bewertung frei.

 

Nimm wahr, egal wie negativ das ist.

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