vongnu 25.02.2019

GNU – Literarische Grotesken

Damals wie Heute das zynische Lächeln über die menschliche Irrfahrt. | © Fabian Fox Fotografie

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Die letzte Erkenntnis. Der letzte Text.

Flipper ist nicht tot. An alle da draußen, ich weiß es jetzt. Ich hab hier jetzt so ein Bündel Beweisfotos und vervielfältige den Scheiß für euer Gewissen. Aber am besten fange ich von vorne an.

Flipper lebt. Flipper heißt Peter. Also Peter ist Flipper. Und Flipper ist ein Delfin. Also ist Peter der Delfin. 
Peter kennen die meisten von euch als diesen Flipper, in dieser animalischen Bergdoktorromanze aus den 60er Jahren. Unser tierischer Freund, Retter in der Not.

Hey Ho Flipper, Hey Ho Flipper, tragen deine Wogen dich durch den Ozean,
Hey Ho Flipper.

Klingelt es da? 
Genau!
Ich entdeckte ihn als ich auf der Suche nach einem neuen Europa war. Ist ja kein sonderliches Geheimnis, das unseres es nicht mehr bringt. Nein, wir sind nicht allein. Es gibt da draußen noch ein Europa.
Weit, weit draußen in unserer Galaxie. Genauer lokalisiert, ein Mond des Jupiter.
Ein zweiter blauer Planet, ein zweites Europa. Wobei blauer Planet diesmal wirklich sehr, sehr ernst genommen wurde. Eisig ernst.
Jedenfalls, als ich die Fläche nach einem Eiland, einen geschützten Plätzchen durchkämmte, entdeckte ich unseren alten Freund Flipper, Peter.
 Was ich dort wollte? Vorsorge für die Zukunft betreiben!
Eine Ausflucht, wenn es hier anfängt zu brennen, will ich ein paar Meilen zwischen den Brand und meinen Arsch haben, wenn es erst soweit ist und der Vulkan losgeht.
Peter begrüßte mich recht freundlich, er plapperte sofort los, vermutlich ganz außer sich, nach all den Jahren der Isolation und Einsamkeit, ein annähernd ebenbürtiges Geschöpf anzutreffen.
Er erzählte mir seine Geschichte, schrecklich und furchtbar.
Der arme Kerl wurde nach dem Absetzen der TV-Show in ein Delfinsanatorium gesteckt, sowas wie eine Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche, nur eben für Delfine. Ich weiß nicht, was sie alles mit ihm gemacht haben. Will ich auch gar nicht. Sie haben jedenfalls perverse Dinge angestellt, LSD-Trips dürften dabei noch das harmloseste gewesen sein. Brühwarm hat er mir diesen abartigen Mist serviert.
Ziel dieser Isolationshaft war nichts geringeres, als die kognitiven Fähigkeiten der Meeressäuger unter Beweis zu stellen. Die Vorbereitungen sollten der Kontaktaufnahme mit außerirdischem Leben dienen. Also damit wir schonmal vorab wissen, wie sich es sich anfühlt mit artfremden intelligentem Leben zu kommunizieren und diesen die menschliche Sprache einzuverleiben. Damals gingen sie schon davon aus, dass Amerikanisch eine Weltsprache ist, wieso sollte man sich die Scherereien machen und extraterrestrische Kommunikationssignale entschlüsseln.
Kurzum wollten die den armen Peter das Sprechen beibringen, was auch gelungen ist. Natürlich. Da das Projekt jedoch eine geringe Aufmerksamkeit erregte, sich in der Popliteratur niederschlieg und Grundlage einiger diffuser Verschwörungstheorien der Hippies wurde, brach man es kurzerhand ab, mit der Begründung, zwar nah am Ziel dran, aber letzten Endes doch gescheitert zu sein. Die Form der Sprachorgane und die nicht vorhandenen Stimmlippen erschwerten sämtliche Versuche und machten vielversprechende Resultate ganz und gar utopisch.
Ok, wir haben es eingesehen, Delfine sind doch nicht so intelligent, wie man bisher annahm. Und der arme Peter starb, er verliebte sich in seine Dressierdame und nachdem das ganze Projekt abgeblasen wurde, starb er einfach, Herzschmerz und so weiter. Emotionale Schwäche ist fehlende Rationalität und ein defizitärer Geist.

Natürlich ist das nicht die Wahrheit, also die echte. Wahr ist, dass der tote Delfin, der auf dem Seziertisch lag, gar nicht der arme Peter war, sondern nur ein ähnlicher Tümmler, riesiger Brocken, den man aus dem Beifang einer japanische Fischerflotte abgegrast hatte.

Peter kann sprechen. Er hat es gelernt, aber das durfte nicht die Öffentlichkeit erfahren. Immerhin wusste der Kerl prekäre Dinge und unsere Ordnung gerät aus den Fugen, wenn ein Delfin plötzlich zu Sprechen anfängt und reinen Tisch machen will.

Also, was ist der erste Schritt um politische Widersacher aufs Kreuz zu legen?
Und ja, die Sache mit Flipper, also Peter, ist sehr politisch.
Sie machen einen Deal, wenn der Kerl für dich arbeitet, arbeitet er schon nicht gegen dich.
Gelingt dieser Coup nicht, na ja, dann…ein andermal.
Erstmal weg von der Erde. Sie schossen den menschgewordenen Säugefisch in die Galaxie, wie diesen Hund Laika. Determination Europa. Dort verweilt er jetzt, allein, von den Augen der Öffentlichkeit abgeschirmt und schwimmt in den riesigen kalten Eismeer. Wahrscheinlich ist er auch ganz froh seinen Arsch aus der Schussbahn gerettet zu haben, bevor der Vulkan das Land mit radioaktiver Schlacke überzieht.

Zusammengefasst ist Flipper jetzt sowas wie der Leuchtturm der irdischen Existenz, die Außenstelle der NASA und gibt Report ab, wenn Eindringlinge in unser Sonnensystem eintauchen. Vielleicht kann er ihnen auch die Sprache vermitteln und als Dolmetscher agieren. Wissen tut er ja jetzt, wie es geht. Und die schleimigen Kreaturen aus den Weiten des Alls haben eventuell weniger Vorbehalte gegenüber einen sprechenden Fisch. Bindeglied also.

Zurück auf Anfang, ich entdeckte den Sachverhalt, als ich während einer Astralreise, die Vorzüge des besseren Europas ausreizen wollte, der Rest ist Geschichte. Als Mann mit vielen Talenten portraitierte ich Peter, vervielfältigte die Bildchen und druckte den Kram auf weiße T-Shirts.
Die Aktion #PETERFREEFLIPPER hat begonnen und ich plädiere für die Rettung und Freilassung dieses geplagten Tümmlers, auf dass er entbunden und frei seinen Lebensabend im Atlantik genießen kann.
Gerade als ich den Online-Shop eingerichtet habe, klingelte die Tür. Es war der Staat.
Was macht der Staat um Widersacher loszuwerden? In erster Linie ist es hilfreich, die Fähigkeiten der Gegner zu nutzen und sich diese Jungs ins eigene Boot zu holen. Lieber Freund als Feind. Das dachte ich mir dann auch, also lieber Freund als Feind. Außerdem kann sich die adequate Bezahlung meiner staatlichen Anstellung wahrlich sehen lassen.
Mal ehrlich, da stellt sich die doch Frage, ein Leben auf der Flucht, im Exil, im Untergrund oder doch das große Schweigen, die 35-Stunden-Woche, die Pension und den Beamtenstatus.
Kein literarisches hustlen mehr, nein, eine Festanstellung. Deal! Klare Vorzüge.

Kein Manello Text mehr. Manello ist jetzt Kultusministerium. Manello ist jetzt die Sonderkomission zur Förderung von Kunst und Kulturellen Entwicklung. Hallo, klingelt es da? Also die staatliche Dopingkontrolle für Künstler von oben. Immerhin ist der Vorteil, wo ich es selbst nicht geschafft habe, kann ich es jetzt anderen umso schwerer machen. Es ist sehr viel Genugtuung dabei und hellt den Neid etwas auf, wenn man anderen den ein oder anderen Stolperstein in die Karrielaufbahn werfen kann. Sein Schicksal teilen, geteiltes Leid ist halbes Leid oder ohne meinen offiziellen Stempel geht nichts.

Also im Ernst. Manello kehrt zurück, wenn es gelingt, 2048 Shirts über den Online-Shop zu veräußern, den ein Freelancer verdeckt betreibt.
Dann hat die Aktion #PETERFREEFLIPPER Erfolg und der finanzielle Ertrag übersteigt den eines Staatsmannes dann doch sehr. Die freie Marktwirtschaft eben. Genug Geld um im Exil etwas Literatur zu zaubern. Ihr habt die Wahl.

WERBUNG DER SCHWERELOSIGKEIT
Spot Free Flipper
Die Flipper Jingle
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Rescued den Retter,
Shirt kaufen.
Und die wahre Wahrheit erfahren.
Es fehlen noch 2048 T-Shirts.
*Anmerkung: Das Schicksal hat durchaus Sinn für Ironie.
Bitte beachten Sie die Synchronizität zwischen Stock und dem Schicksal. Eine Zahl. 2048.
Bloß Zufall?

Wie auch immer.
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