Die taz wird demnächst redaktionell von einer weiblichen Doppelspitze geführt. Der Vorstand der taz-Genossenschaft hat Ulrike Winkelmann und Barbara Junge zu neuen Chefredakteurinnen berufen. Winkelmann, die vom Deutschlandfunk zur taz wechselt, wird am 1. August 2020 ihre neue Aufgabe übernehmen.
Barbara Junge, bereits seit 2016 stellvertretende taz-Chefredakteurin, übernimmt ihre neue Position unmittelbar nach dem Ausscheiden des bisherigen Chefredakteurs Georg Löwisch, also am 1. Mai 2020. Katrin Gottschalk bleibt stellvertretende Chefredakteurin und wird in diesem Rahmen Leiterin der digitalen Produktentwicklung.
Künftig wird ein starkes Frauenduo die Geschicke der taz lenken
„Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, mit Ulrike Winkelmann eine profilierte und erfahrene Kollegin zur taz zurückzuholen“, teilte Vorstandsmitglied Pascal Beucker auf der heutigen Redaktionskonferenz mit. „Mit ihr und Barbara Junge wird künftig ein starkes Frauenduo die Geschicke der taz-Redaktion lenken“, sagte Beucker.
Wichtig sei dem Vorstand darüber hinaus gewesen, dass Katrin Gottschalk ihre erfolgreiche Arbeit an der digitalen Transformation der taz innerhalb der Chefredaktion fortsetzt.
Ulrike Winkelmann ist ein taz-Eigengewächs. Nach dem Studium der Germanistik, des Staatsrechts und der Politikwissenschaft in Hamburg und London absolvierte sie ihr Volontariat bei der Hamburger Redaktion der taz. Anschließend arbeitete sie im Berliner Mutterhaus unter anderem als Chefin vom Dienst, Redakteurin für Sozialpolitik und Parlamentskorrespondentin.
„Ich bin glücklich, als Chefredakteurin zur taz zurückzukehren“
Nach einem einjährigen Intermezzo als Leiterin des Politikressorts bei der Wochenzeitung „der Freitag“ kehrte sie 2011 das erste Mal zur taz zurück und übernahm die Leitung des Inlandsressorts. 2014 wechselte sie als Politik-Redakteurin zum Deutschlandfunk, für den sie bis heute arbeitet.
„Ich bin glücklich, als Chefredakteurin zur taz zurückzukehren“, sagte Ulrike Winkelmann. „Es gibt für mich keine Zeitung, kein Medium wie die taz: so voller Idealismus, so lebendig und menschlich. Ich fühle mich geehrt, dass diese taz mir so viel Verantwortung übertragen möchte“, so die 48-jährige Journalistin.
Auch die 52-jährige Barbara Junge hat ihre journalistischen Wurzeln in der taz, wo sie zunächst als Redakteurin und schließlich als Ressortleiterin der Berlin-Redaktion arbeitete. 2001 wechselte sie zum „Tagesspiegel“, für den sie zuletzt als Washington- Korrespondentin tätig war.
„Drei Frauen, zwei Generationen und eine gemeinsame Leidenschaft“
2016 kam sie als stellvertretende Chefredakteurin zur taz zurück. In den vergangenen Jahren hat sie wesentlich zum Erfolg des taz-Projekts beigetragen, gerade auch im Management des Transformationsprozesses 2022.
„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit in einem ganz speziellen Team: drei Frauen, zwei Generationen und eine gemeinsame Leidenschaft – für eine ganz besondere Zeitung, bei der wir alle unsere Wurzeln haben und zu der wir nach Ausflügen in andere Medien zurückgekehrt sind“, kommentierte Barbara Junge ihre Berufung.
Katrin Gottschalk kam 2016 als stellvertretende Chefredakteurin zur taz. Zuvor hatte die 34-Jährige das feministische „Missy Magazin“ als Chefredakteurin geleitet. In der taz verantwortete sie etwa den 2018 veröffentlichten Innovationsreport, den Bereich Suchmaschinenoptimierung und die Podcasts der taz.
Im Rahmen des Zukunftsprozesses „Szenario 2022“, der die taz auf eine Zeit ohne werktäglich gedruckte Zeitung vorbereitet, arbeitet sie bereits an der Entwicklung von Webseite und digitaler Tageszeitung als App.
Dank an Georg Löwisch
„Ich freue mich sehr, mit den Chefredakteurinnen Barbara Junge und Ulrike Winkelmann weiter an der Digitalisierung der taz zu arbeiten“, sagte Katrin Gottschalk. „The future is female.“
Nach viereinhalb Jahren verlässt der bisherige taz-Chefredakteur Georg Löwisch die taz Ende April, um zur „Zeit“ zu wechseln, wo er das Ressort „Christ und Welt“ leiten wird. „Wir bedanken uns ganz herzlich bei Georg Löwisch für die gute und erfolgreiche Arbeit“, sagte taz-Vorstandsmitglied Anja Mierel. „Wir bedauern sehr, dass er uns verlässt, aber wir sind überzeugt davon, eine starke Nachfolge gefunden zu haben.“
Der Vorstand der taz-Genossenschaft ist nach dem Redaktionsstatut für die Berufung der Chefredaktion zuständig. Dem fünfköpfigen Gremium gehören neben den beiden Geschäftsführern Andreas Bull und Andreas Marggraf der Inlandsredakteur Pascal Beucker, die Fotoredakteurin Isabel Lott und Anja Mierel aus der Werbeabteilung als von den Mitarbeitenden gewählte Mitglieder an.
Hallo liebes Taz-Team,
es freut mich, dass nun genug Frauenpower bereit steht um die Taz weiter im richtigen Gewässer zu führen.
Allerdings wundert es mich, das ausgerechnet die Taz kein Zeichen in der aktuellen Dirkriminierungsdebatte setzt und auch einer Frau mit Migrationshintergrund die Chance gibt.
Warum nicht? Hört hier an dieser Stelle etwa die Antidiskriminierung auf und werden nur eigene Kader geschmiedet?
Für mich hat die Wahl einen doch etwas bitteren Beigeschmack, hätte die Taz sich doch hier wirklich in Sachen Gleichstellung und Antidiskeminierung hervortun können.