vonhausblog 14.03.2011

taz Hausblog

Wie tickt die taz? Das Blog aus der und über die taz mit Einblicken, Kontroversen und aktuellen Entwicklungen.

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Doris Akrap und Jan Feddersen. Foto: Barbara Dietl
Doris Akrap und Jan Feddersen organisieren das tazlab. Foto: Barbara Dietl

Hochmut kommt immer vor dem Fall, und die taz wollte sich an der Selbstbeweihräucherung der Medienbranche, als das Internet als Goldgrube für erhoffte Erlöse immer populärer wurde, nicht beteiligen. Arroganz verbietet sich auch deshalb, weil sich längst nicht alle Erwartungen in Sachen Internet erfüllt haben. Die Medienwirtschaft kriselt, und zwar zu Lasten der Zeitungen und Illustrierten. Keine überregionale Zeitung kam bislang ungeschoren davon – nur wir, die taz, stellen bislang eine interessante Ausnahme dar.

Wir können tatsächlich sagen: Medienkrise? Ohne uns!

Denn tatsächlich ist das Sterben von Zeitungen – für die Verleger allermeist ein Anzeigenparadies mit Texten, die dieses garnieren – nichts weiter, für die Investoren und Inhaber von Zeitungen waren gedruckte öffentliche Medien immer eine Gelegenheit, Profite zu machen. Die taz leistete sich, zugegebenermaßen aus purer Not, einen anderen Weg. Wir haben vor 20 Jahren begonnen, unser Publikum dazu aufzurufen, aus der taz eine Zeitung ihrer LeserInnen zu machen. Die taz-Genossenschaft ist vor beinah zwei Jahrzehnten gegründet worden – mit Ihren Einlagen, hinter denen sich, wir wissen das!, Leidenschaft und Engagement verbergen.

Die Mitglieder der taz-Genossenschaft wollen, dass die taz nicht kriselt, sie möchten unbedingt, dass die taz unabhängig bleiben kann von Lobbyisten, Einflüsterungen politisch interessierter Seiten, und sie möchten mit ihren Zuwendungen garantiert sehen, dass die taz die wichtigste der verlegerisch autonomen Zeitungen der Republik bleiben kann.

Die taz trägt sich selbst und macht keine Profite – im Gegenteil. Alles, was wir erlösen, was Sie als GenossInnen uns ermöglichen, dient der Zeitung und ihrem Journalismus. Das allerdings ist für uns stets Ansporn, nicht in Selbstzufriedenheit zu versinken, sondern diese Form der Publizistik – das heißt, ihre Ermöglichung aus ökonomischer Perspektive – öffentlich zu diskutieren. Die Kernfrage lautet für uns stets: Wie viel Autonomie muss sich eine Zeitung leisten, um als Teil der demokratischen Öffentlichkeit glaubwürdig zu bleiben?

Auf dem Medienkongress der taz und des Freitag, der am 8. und 9. April im Berliner Haus der Kulturen der Welt stattfindet, machen wir den Auftakt des öffentlichen Diskurses: Was braucht es, um die Medienkrise, die auch eine der Demokratie werden kann, zu beheben? Was ist nötig, um Zeitungen zu erhalten, unabhängig von Umsatz- und Gewinninteressen ihrer Kapitalgeber?

Der Medienkongress hat sich nicht umsonst das Motto »Die Revolution haben wir uns anders vorgestellt« gegeben. Die Revolution – das bedeutete eben vor gut zehn Jahren die Hoffnung, das Internet, die Diversifikation von Medien, die Vielfalt an publizistischen Erzeugnissen generell würden einer demokratischen Öffentlichkeit in Sachen Transparenz aufhelfen. Wir denken: Diese Transparenz ist in Zeiten der Unübersichtlichkeit und der Vermischung mit Lobbying, mit Werbeanliegen und mit der ungeklärten Finanzierungsfrage gefährdeter denn je.

Deshalb laden wir zu diesem Wochenende ein, mit Ihnen, unseren Gewährsleuten unserer Unabhängigkeit, diese Fragen zu diskutieren. Podien und Vorträge, Werkstätten und Foren bieten Ihnen und uns die Gelegenheit, die Probleme, die im Zusammenhang mit der Medienkrise aufgekommen sind, zu erörtern – und Lösungswege zu finden. Kommunikation, so unser Eindruck, ist nichts, wenn niemand zuhört, weil alle zugleich sprechen! Unser Medienkongress wird Ihnen und uns die Chance geben, miteinander zu kommunizieren. Ihre Fragen und Initiativen sind nicht nur willkommen, sondern ausdrücklich erwünscht.

Kommen Sie am 8. und 9. April nach Berlin, machen Sie mit – sprechen Sie und hören Sie zu! Dabei gilt es auch, der Frage nachzugehen: Die taz – ein Championsmodell?

Sie erreichen uns unter taz.lab@taz.de. Schreiben Sie uns, lassen Sie uns nicht in Ruhe!

Mit herzlichen Grüßen
Das Medienkongress-Team
Jan Feddersen und Doris Akrap

Die Karten für den Medienkongress kosten je nach Selbsteinschätzung 10 Euro, 20 Euro oder 30 Euro. Es gibt die Karten bei uns in der Rudi-Dutschke-Straße 23 oder im Online-Shop der taz.

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https://blogs.taz.de/hausblog/we_are_the_champions/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • „Hau die Redakteure!“

    Dürfen wir jetzt Zeuge werden, wie der Übergang von verbaler zu körperlicher Gewalt – in der Öffentlichkeit! – bei der taz erfolgt?

  • Ernsthaft?
    Ich muss sagen, ich war wirklich erstaunt und ein wenig enttäuscht über diesen Artikel – und noch viel mehr über den Spot. Die PR war so flach und nicht interessant, dass ich in den ersten zwei Minuten zehn Mal darüber nachdachte, ob ich nicht auf die Wahrheit Seite gerutscht bin.

    Nicht das ich den Grundinhalt wiedersprechen würde – nur zwischen den Zeilen könnte ein wenig Schleim sein.

  • @Schreck: Es liegt nicht in unserer Absicht, von der Holofernes-Anzeige „abzulenken“. Die Anzeige wurde hier im Hausblog – noch einen Tag vor dem Erscheinen in der taz – erstmals veröffentlicht. Wir haben hier auch transparent gemacht, wie wir von Anzeigen finanziell abhängen. Wir haben hier einen Vorschlag von Kai Diekmann veröffentlicht, um künftige BILD-Anzeigen zu verhindern, ohne die Finanzkraft der taz zu schwächen. Hier haben wir auch ein Statement von Ines Pohl wiedergegeben, in dem nachzulesen ist, wie sie die Anzeige verteidigt. Und wir haben über das Hausblog zur öffentlichen Debatte im taz-Café zum Thema Wie viel Kapitalismus braucht Journalismus eingeladen. Die taz hat sich damit der Diskussion ausführlich gestellt, und ihre Sicht der Dinge dargelegt. Die Blog-Beiträge zum Thema wurden zusammengenommen mehr als 500-mal kommentiert, häufiger als jedes andere Thema hier bisher. Auch auf dem taz-Medienkongress werden wir diskutieren über die Frage Eigentum und Pressefreiheit – wie die Unabhängigkeit der Medien gesichert werden kann, dort auf dem Podium ist dann auch Kalle Ruch, der als Geschäftsführer der taz den Verlag leitet und somit auch für das Anzeigengeschäft verantwortlich ist. Zudem geben wir unseren Lesern auch in der Veranstaltung Hau die Redakteure! einen Raum für die kritische Auseinandersetzung nicht nur mit der BILD-Anzeige. Sie sehen: Wir sind der Diskussion nicht ausgewichen, sondern haben sie sehr ausführlich ausgewälzt. Das heißt aber nicht, dass wir jetzt keine anderen Themen mehr hier im Hausblog aufgreifen werden – und auch bei den neuen Themen hoffen wir natürlich auf kontroverse Diskussionen.

  • Ihr seid wahrhaftige Champions.
    An the winner in der Kategorie „Ablenkungsmanöver“ is:
    Die taz.

    Nach den unsäglichen – und von den Lesern zu recht aufs Heftigste kritisierten – Vorgängen rund um Eure grandiose Idee, diese Bild-Anzeige zu schalten, wird der Blog zunächst mit erstaunlichsten Einblicken in einen taz-Workshop zugemüllt und als Krönung des Ganzen ein Beitrag mit dem richtigungsweisenden Titel: We are the Champions.

    Merkt ihr eigentlich noch was?
    Vielleicht solltet ihr auf dem tollen taz-Kongress auch oben genanntes Thema zur öffentlichen Diskussion stellen.
    Aber dazu ist reicht’s in Bezug auf Eure Kritikfähigkeit vermutlich nicht.

  • Lest Ihr Eure Texte eigentlich, bevor Ihr sie veröffentlicht?

    Mich beeindruckt es durchaus, wie man sich innerhalb eines einzigen Absatzes derart selbst wiedersprechen kann:

    „… die taz wollte sich an der Selbstbeweihräucherung der Medienbranche, […] nicht beteiligen. Arroganz verbietet sich auch deshalb, […].
    „… nur wir, die taz, stellen bislang eine interessante Ausnahme dar.“

    Alles klar. Ihr seid echt die Champions. Nur vielleicht nicht in der erhofften Disziplin.

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