vonChristian Ihle 25.06.2011

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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„Man schaut doch auch Paralympics – Menschen, die nicht ganz so große Leistungen bringen können, aber unter sich ist es trotzdem spannend.“

(Nico Rosberg in einem Interview auf die Frage, ob er sich Spiele der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft anschauen werde)

Edit: Nico Rosberg nimmt auf seiner eigenen Homepage zu den „Anfeindungen“ Stellung und präsentiert eine Mitschrift seiner Presserunde, die beweist, dass nicht nur die Formel-1-Fahrer, sondern auch die Formel-1-„Journalisten“ sexistische Volltrottel sind. „Das geht auch vize-versa“, fürwahr:

Das Presse-Gespräch im Wortlaut:

Journalist A: Nico, kann ich einmal eine Nicht-Formel-1-Frage stellen?
Nico: Ja.
Journalist A: Die Fußball-WM beginnt am Wochenende, weißt du das?
Nico: Natürlich weiß ich das. Die Frauen-Nationalmannschaft wird doch von Mercedes-Benz gesponsert. Das stimmt doch, oder? Ich verfolge das natürlich auch. Ich werde vor dem Fernseher stehen, wenn sie im Finale sind.
Journalist A: Würdest du dich auch für Frauen interessieren, wenn sie nicht von Mercedes gesponsert werden?
Nico: Jaja.
Journalist B: Du siehst aber erst im Finale zu?
Nico: Wahrscheinlich erst im Finale, vielleicht gucke ich auch Halbfinale. Ich glaube aber erst das Finale.
Journalist A: Fragen wir einmal anders herum: würdest du eine Formel 1 akzeptieren, in der nur Frauen fahren – so quasi als Neben-Formel-1-? Was hätte das für eine Bedeutung für dich?
Nico: Nur Frauen…
Journalistin: Also eine Frauen-Formel-1?
Journalist A: Ja, eine Frauen-Formel-1, so wie es jetzt eine Frauen-Fußball-WM gibt.
Nico: Boah, was soll ich jetzt darauf antworten?
Journalist A: Das ist ja die kritische Frage, was soll ich mit Frauen-Fußball anfangen? Oder was soll ich überhaupt mit Frauen-Sport anfangen?
Journalist C: Frauen überhaupt?
Journalist: Nein, nein, nein. Aber verstehst du die Frage: was hat Frauen-Sport überhaupt für eine Berechtigung?
Die Gruppe: Boah!!!
Journalist D: Jetzt outet sich hier aber jemand.
Journalist A: Ich will doch beim Sport die denkbar beste Leistung erleben. Wenn eine Frau von der Grund-Konstitution her weniger Leistung bringen kann, interessiert mich das schon nicht. Nicht weil sie eine Frau ist, sondern weil die Leistung nicht Spitze ist…
Journalist C: Hast du einmal Männer-Kunstschwimmen gesehen?
Journalist A: Das geht ja auch vize-versa.
Journalist im Hintergrund: Ich glaube, das haben einmal zwei Schwuchteln versucht…
Nico: Aber es gibt doch auch Paralympics, die man sich auch ansieht. Das ist doch so, dass dort ein Mensch nicht die ganz große Leistung bringen kann, aber unter sich sind sie alle ähnlich und deswegen ist es trotzdem spannend.
Journalist A: Sehr guter Einwand.
Journalist im Hintergrund: Frauen sind eigentlich grundsätzlich behindert.
Journalist A: Gute Einwände kommen nur, wenn Fragen pushy waren. Ja. Jetzt schreiben wir: Rosberg findet Frauen-Fußball wie Paralympics.
(Allgemeines Gelächter)
Nico: Tja, wenn man es richtig machen würde… tja.
Journalist A: Ne, ne.

Inhaltsverzeichnis:
* Teil 1: Alle Schmähkritiken über Bands, Künstler und Literatur
* Teil 2: Alle Schmähkritiken über Sport, Politik, Film & Fernsehen

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https://blogs.taz.de/popblog/2011/06/25/schmaehkritik_420_formel-1-fahrer_nico_rosberg_ueber_frauen-fussball/

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kommentare

  • „… aber er begründet doch trotzdem, warum Frauensport interessant sein kann damit, dass ja auch die Paralympics interessant sein können?“

    Richtig, aber im Sinne eines Gegenbeispiels auf den unterstellten Zusammenhang.

    Der Journalist legt den Gedankengang vor, dass nur Maximalleistung interessant ist, folglich Frauenfußball uninteressant, da dort nie Maximalleistung zu sehen sein wird, da Männer immer besser sind.

    Rosberg argumentiert nach Art eines Widerspruchsbeweises. Nimmt man für den Moment an, es wäre tatsächlich nur Maximalleistung interessant, so wären Paralympics uninteressant, was sie aber nicht sind. Folglich Widerspruch. Folglich ist die Journalistenauffassung widerlegt.

    Als Bonus bekommt man einen möglichen Grund dafür warum die Journalistenauffassung so nicht gültig ist: Es kommt auf die Vergleichsgruppe an

  • Ich verstehe die Antwort auf Nichtjournalist nicht. Es ist eben gerade kein reiner Hinweis darauf, sondern eine offenbar subjektiv wertende Folgerung daraus.

  • Ich stimme dem Vorredner David zu. Ein Journalist, der nur „beste“ Leistung für beachtlich hält müsste sich auch gegen Sportarten, die Gewichtsklassen oder Altersklassen haben, wenden. Ob er wohl am Wochenende beim Jugendfußball darüber herzieht, wie grottenschlecht das Niveau im Vergleich zur ersten Bundesliga ist?

  • Es war auf die Auswahl der sogenannten „Schmähkritiken“ bezogen. Normalerweise stehen die auch unkommentiert als reine Zitate, nur in diesem Fall wollte ich eben auf die Nico Rosberg – Richtigstellung hinweisen.

  • Herr Ihle,

    Wenn es das „Wesen der Rubrik“ ist, „keinerlei Wertungen über Inhalt und Richtigkeit der Kritik mit einfließen zu lassen.“,

    gehört dieser Satz dann in diese Rubrik:

    „…beweist, dass nicht nur die Formel-1-Fahrer, sondern auch die Formel-1-”Journalisten” sexistische Volltrottel sind…“

    Ist das keine Wertung?

  • @Herr Ihle:

    “Es geht um den prinzipiellen Gebrauch von Florett (lieber) oder eben Säbel (auch recht). Nicht darum, auf wen gezielt wird.”

    Hm – wie mir scheint, verwenden Sie hier eher ein Maschinengewehr und feuern wild in die Menge, wobei Sie neben den ganzen Klappspaten, die in der Abschrift als „Journalisten/-innen“ bezeichnet werden, auch noch einen Unschuldigen treffen. Aber wenn das das Wesen dieser Rubrik ist, dann hab ich ja bisher nichts verpasst.

    Und auch wenn es nach Ihrem Selbstverständnis nicht darum geht “Wertungen über Inhalt und Richtigkeit der Kritik mit einfließen zu lassen.” – laut Abschrift fiel Herrn Rosbergs Äußerung, nachdem Journalist C und ein Hintergrundjournalist „Männer-Kunstschwimmen“ und „Schwuchteln“ ins Spiel brachten. Müsste die Überschrift dann nicht korrekterweise lauten: „Formel-1-Fahrer Nico Rosberg über Schwuchteln beim Männer-Kunstschwimmen“?

    Zumindest eins habe ich aber gelernt: Die Aussage „Es gibt keine dummen Fragen“ hat keine Gültigkeit, wenn diese Fragen von Journalisten gestellt werden. Und damit wir für den Mist, den diese Vollidioten dann daraus produzieren, Geld bezahlen können, soll die Tagesschau-App appgeschafft werden?

    [Anmerkung des Kommentar-Verfassers: Den letzten Satz habe ich mir erlaubt, da in dieser Rubrik das Ziel egal ist ;-).]

  • „Wesen der Rubrik ist es, keinerlei Wertungen über Inhalt und Richtigkeit der Kritik mit einfließen zu lassen.“

    Mag sein. Aber in der Ergänzung und in den Kommentaren gab es dann eben doch Wertungen und nach meinem Empfinden auch Wortverdrehereien, die mMn vom Tonbandmitschnitt nicht gedeckt werden.

    Wie auch immer. Bemerkenswert fand ich, wie schnell und souverän Rosberg reagiert hat. Und ja, schön, dass das hier verlinkt wurde.

  • Nein, nicht die Formel-1-Fahrer. In diesem Fall sind wirklich nur die Formel-1-Journalisten sexistische Volltrottel.

  • „Der Autor verrennt sich hier völlig, um seine Schmähkritik aufrecht zu erhalten.“

    – Wesen der Rubrik ist es, keinerlei Wertungen über Inhalt und Richtigkeit der Kritik mit einfließen zu lassen. Es geht nur um die Härte der Kritik, die Prominenz des Redenden oder die Schönheit der Formulierung. Im Archiv fände ich genügend Fälle, denen ich nicht zustimmen würde, aber darum geht es mir hier nicht. Es geht um den prinzipiellen Gebrauch von Florett (lieber) oder eben Säbel (auch recht). Nicht darum, auf wen gezielt wird.

    Außerdem habe ich ja selbst die Rosberg-Anmerkung hinzugefügt, auf dass sich jeder sein eigenes Bild machen kann – diese Ergänzung habe ich bisher nur auf wenigen Seiten gesehen, die das ursprüngliche Rosberg-Zitat aufgeschrieben hatten.

  • Ich denke man sollte eine Frage nicht als sexistisch oder dumm bezeichnen weil einem die mögliche Antwort nicht gefällt.

    Die Frage zu Ende gedacht kann auch das bedeuten was Rosberg (zugegebener maßen mit einem unglücklichen Vergleich) beschrieben hat. Nämlich, dass Frauensport interessant sein könnte, weil sich Spielerinnen mit ähnlichen körperlichen Voraussetzungen und spielerischen Fähigkeiten messen.

    Wenn es bei der Betrachtung von Sport wirklich nur um absolute Höchstleistung des Menschen ginge, dann wäre Frauensport (bis auf wenige Ausnahmen) wirklich uninteressant. Das festzustellen ist aber nicht abwertend, sondern realistisch.

  • Mal nebenebi: Warum reden die eigentlich von einer Frauen-Formel 1 und einer Männer-Formel 1? Warum nicht gemischt, wie es in anderem Autosport auch schon üblich ist (siehe DTM)?

  • Aber Rosberg hat den Frauenfußball oder Frauensport nicht abgewertet. Er hat betont, dass die physische Unterlegenheit letztlich keine Rolle spielt, weil es um den Sport innerhalb der Vergleichsgruppe geht (wie auch bei den paralympischen Sportlern). Der Autor verrennt sich hier völlig, um seine Schmähkritik aufrecht zu erhalten.

  • „Die Frage warum man sich eine Sportveranstaltung ansehen soll, die nur Frauen vorbehalten ist, da Frauen in dieser Sportart aus biologischen Gründen nicht die selbe Leistung wie Männer erbringen können ist so dumm nicht. Und auf jeden Fall ist sie nicht per se sexistisch.“

    Natürlich ist sie das. weil Frauen in praktisch jeder Sportart physisch unterlegen sind – die Frage zu Ende gedacht würde praktisch jeden Frauensport von vornherein als uninteressant deklarieren. Das, denke ich, kann man schon als abwertend bezeichnen.

  • Wortverdreher, weil Nico Rosbergs Kommentar im Zusammenhang nicht mehr sexistisch erscheint sondern auf den Einwand des einen Journalisten mit einem Argument eingeht.

    Die Frage warum man sich eine Sportveranstaltung ansehen soll, die nur Frauen vorbehalten ist, da Frauen in dieser Sportart aus biologischen Gründen nicht die selbe Leistung wie Männer erbringen können ist so dumm nicht. Und auf jeden Fall ist sie nicht per se sexistisch.

  • Och kommt Leute..
    DAS WAR BILLIG!
    ‚Nem Sportler das Wort im Mund verdreht..

    Eine wirklich tolle Leistung der germanistischen Akademikerschaft.

  • natürlich ist das zugespitzt und verkürzt und kommen die Journalisten noch schlechter weg als Rosberg, aber er begründet doch trotzdem, warum Frauensport interessant sein kann damit, dass ja auch die Paralympics interessant sein können?

  • „die beweist, dass nicht nur die Formel-1-Fahrer, sondern auch die Formel-1-”Journalisten” sexistische Volltrottel sind. “
    …Wo ist denn Rosberg hier sexistisch? Die dämliche Fragerunde legt ihm sexistischen Unsinn in den Mund, und weil er nicht drauf eingeht, verdrehen sie nachher noch seine Worte.

  • Wenn man liest, was diese Journalisten insgesamt untereinander sagen, scheinen es nicht nur sexistische, sondern überhaupt Volltrottel zu sein.

  • „dass nicht nur die Formel-1-Fahrer, sondern auch die Formel-1-”Journalisten” sexistische Volltrottel sind. “

    Was hat das auch hier zu suchen, Sie Wortverdreher?

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