Die Stuttgart 21 – Entscheidung von gestern ist doch ein schöner Anlaß, Joachim Lottmanns Hass-Text über Wutbürger zu zitieren, der vor einiger Zeit im Rolling Stone erschienen war:
“Zum ersten Mal sehe ich sie selbst, die Wutbürger, (….) hier im Inneren des berühmten halb zerstörten Stuttgarter Bahnhofs, dessen Reste sie grimmig und mit erhobenen Nordic-Walking-Stöcken verteidigen. Diese alten, stolzen, rechthaberischen und ungeheuer wütenden Menschen, die den aufrechten Gang üben nach dem zweiten Schlaganfall, sind nun die Sieger der Geschichte. (…) Ein Heiligtum sollte geschleift werden! Ein Wahrzeichen der Stadt. Eine Erinnerung an die 30er-Jahre, als die Wutbürger noch jung waren und sich auf andere Weise abreagieren konnten.”
Weiter im Text geht es um die grüne Revolution, um Mülltrennung und das Ende der Atomkraft:
“Wer seinen Boden liebt, sein Vieh, sein eigenes Fleisch und Blut, der schließt sich der neuen Bewegung an. (…) Weil ich zugab, die in 20.000 Jahren sich auflösenden Brennstäbe unwichtig zu finden (…) kam sofort der Vorwurf, ich interessierte mich einzig für mein Leben und nicht für die Menschen, die in 20.000 Jahren lebten oder in 300.000 (die Berechnungen schwankten). Nun ist es klar, dass jemand, der heute über die Probleme der Menschen in tausend Generationen nachdenkt und über sie entscheiden will, in die Psychiatrie gehört.
Mich erinnert dieser Wirklichkeitsverlust an die Runenforscher, die allen Ernstes Theorien über die “Lichtmenschen” vor Zehntausenden von Jahren verfassten, wundervolle Arier, denen wir nacheifern sollten. (…) Also – man hat es bei der grünen Bewegung mit gefährlichen Idioten zu tun, die die realen Gefahren vernebeln. Das sind klassische Eskapisten. Die könnten auch alle LSD nehmen oder eine Wiedertäufer-Sekte bilden.”
(Autor Joachim Lottmann über “Die Grüne Revolution” im Rolling Stone)
Inhaltsverzeichnis:
* Teil 1: Alle Schmähkritiken über Bands, Künstler und Literatur
* Teil 2: Alle Schmähkritiken über Sport, Politik, Film & Fernsehen