Abgesehen von unseren letztwöchigen Tipps, die wir vor dem Festival bereits gegeben hatten und die sich allesamt als tatsächlich empfehlenswert herausgestellt haben – allen voran HMLTD, die Bowie, den Summer Of Pop 82, The Damned und The Horrors (oder eben einfach: Adam Ant) channeln, und First Hate, die für ihren minimalistischen Wave-POP alles gegeben haben – was war noch sehenswert auf dem Reeperbahnfestival?
Dream Wife
Die Gruppe der wilden jungen Bands aus England wächst weiter und mit Dream Wife ist endlich auch wieder eine reine Frauenband am Start, die ordentlich Kante mitbringt. Die Basslinien erinnern an The Slits und The Clash, die Gitarristin ist ein geborener Star und darüber verkündet die sehr britische Sängerin Empowerment-Zeilen wie „I am not my body / I am somebody“. Hit!
Jen Cloher
In Australien ist Jen Cloher schon länger eine große Nummer, in Europa ist sie medial erst seit ihrer Courtney-Barnett-Verknüpfung richtig angekommen. Das ist aber Miss Cloher gegenüber natürlich ungerecht, denn bei Songs wie „Forgot Myself“ kann man schon sehr deutlich heraushören, wo Courtney ihre Inspiration hergeholt hat. Barnett war auch live auf der Bühne mit dabei, doch im Mittelpunkt steht Jen Cloher, die rockistischer auftritt als man das von Indie-Singer/Songwriter-Acts gewohnt ist und durchaus nicht nur in der Frisur an Joan Jett erinnert.
Kid Francescoli
Die klassische Zwei-Personen-Besetzung: Frau am Mikro, Schnauzbart-Typ am Keyboard! So klassisch klingt auch die Musik von Kid Francescoli (nicht unbedingt der coolste Bandname der Welt): Synthie-Pop aus den frühen 80ern, zwischen „Miami Vice“- und „Drive“-Soundtrack. Fände sich auch gut auf dem „Italians Do It Better“-Label in Gesellschaft der Chromatics oder Glass Candy wieder.
Black Honey
https://www.youtube.com/watch?v=cUklX5uwju0
Noch eine junge englische Band, nicht ganz so edgy und beeindruckend wie Dream Wife, aber dafür kommerziell wohl vielversprechender, verbindet sich hier doch in Songs wie dem hervorragenden „Spinning Wheel“ Lana del Rey – esque atmosphärische Vocals mit Pulp-Fiction-Gitarren im Indie-Modus.
Ja, Loblied auf Friends Of Gas singe ich ja auch schon seit einem guten Jahr – vor allem nämlich nach deren letztjährigen Auftritt auf dem Reeperbahnfestival! Da waren Friends Of Gas tatsächlich auch meine Top-Emfehlung: http://blogs.taz.de/popblog/2016/09/26/reeperbahnfestival-die-bilanz/
Weil ich Friends Of Gas aber hier schon häufig besprochen habe, war ich diesmal während der ersten Hälfte des FoG-Konzerts auf dem ersten Solo-Gig von Ja,Paniks Andreas Spechtl mit neuem Material. Was ich aber noch von Friends Of Gas gesehen hatte, war erneut sehr gut.