6. Sergeant Pepper’s Lonely Hearts Club von The Beatles
„Sgt. Pepper“ hat weniger Hits als das gleichjährige Beatles-Album „Magical Mystery Tour“, ist aber dafür natürlich das rundere Album
(außerdem muss man natürlich ‚Beatles‘ heißen, damit jemand wie ich bei auf der Platte enthaltenen Songs wie „Sgt Pepper“, „With A Little Help From My Friends“, „Lucy In The Sky With Diamonds“ und „A Day In The Life“ von weniger Hits spricht…)
Die vielgelobte Konzeptalbum-Produktion von George Martin klingt für mich dagegen aus heutiger Sicht doch reichlich angestaubt und kann seinen Vaudeville-Charakter nur selten ablegen – wenn die Beatles aber den ganzen Zirkus-Krimskrams ganz am Ende hinter sich lassen und in „A Day In The Life“ die Begrenzungen von Popmusik 1967 sprengen, dann sind sie phänomenal.
So schließt „Sgt Pepper“ eben doch mit einem der größten Songs der Beatles und der 60er überhaupt.
7. Between The Buttons von The Rolling Stones
Die beiden bekanntesten Stücke auf „Between The Buttons“, einem von zwei Rolling Stones – Alben aus 1967, sind sicherlich „Let’s Spend The Night Together“ und „Ruby Tuesday“, die auch gut den Soundscope der Platte umreissen. Dabei überwiegen allerdings die ziseliert arrangierten „Ruby Tuesday“-esquen Stücke im Gegensatz zum auf die zwölf Rocknroll von „Let’s Spend The Night Together“.
„Between The Buttons“ überzeugt vor allem als ‚ganzes Album‘, mehr als jede Rolling Stones – Platte zuvor. Auch wenn Jagger, Richards, Jones & Co durchaus ihre Abzweigungen nehmen und sich für den Schlusstrack „Something Happened To Me Yesterday“ offensichtlich den einen oder andere Kinks-Song zuvor angehört hatten. Neben den beiden oben genannten, zurecht berühmten Liedern sind das süß lächelnde „She Smiled Sweetly“ und das düster groovige „My Obsession“ besonders hörenswert.
*Wie so oft in den Mitt60ern kommt diese Aussage natürlich mit einem Caveat: nur auf der US-Version sind die beiden Hits enthalten, die UK-Version spielt dagegen „Back Street Girl“ und „Please Go Home“ .
8. Magical Mystery Tour von The Beatles
„Magical Mystery Tour“ ist das Gegenstück zu „Sgt Pepper“: nämlich eine Songsammlung und kein Album. Die erste Hälfte der Platte besteht aus den – ursprünglich in UK auch nur als EP unter diesem Namen – veröffentlichten Songs zum „Magical Mystery“-Film, von denen nur „I Am The Walrus“ bemerkenswert ist.
Die eigentliche Stärke liegt in der Sammlung der bis dahin nicht auf einem Album erschienen 67er Singles der Beatles – und ja, man müsste schon taub sein, um gegen „Strawberry Fields Forever“, „Penny Lane“ und „All You Need Is Love“ zu argumentieren (andererseits: „Hello, Goodbye“ ist nur ein „Hey Jude“ für Arme). Anders gesagt: inklusive „I Am The Walrus“ finden sich vier der wichtigsten Beatles-Songs auf dieser Platte, der Rest ist eher Füllmaterial und als Album in Gänze klingt „Magical Mystery Tour“ natürlich so zerrissen wie es seine Entstehungsgeschichte nahelegt.
9. John Wesley Harding von Bob Dylan
Nach drei – mindestens – jahrzehntdefinierenden Platten in zwei Jahren schaltet Dylan mit „John Wesley Harding“ in mehrerlei Sicht einen Gang zurück. Der Sound ist rootsier und wieder näher am Folk seiner frühen Werke, aber mit stärkeren Country-Einflüssen. Das Revolutionäre der Verquickung von Poesie mit Pop und Folk mit Rock ist in den Hintergrund getreten. Die Songs sind einfacher gehalten und in zumeist knackigen drei Minuten erzählt, also sagt goodbye zu zwölfminütigen, surrealen Gedichte!
Natürlich ist „John Wesley Harding“ dennoch ein starkes Album, das mit „All Along The Watchtower“ (später popularisiert von Jimi Hendrix) und „I’ll Be Your Baby Tonight“ (später bekannt gemacht durch, eh, UB40 und Robert Palmer) sogar zwei Gassenhauer enthält. Neben „All Along The Watchtower“ sind aber „As I Went Out One Morning“ und „The Ballad Of Frankie Lee And Judas Priest“ (wovon, richtig, die Metal-Band ihren Namen hat) meine Höhepunkte.
10. Chelsea Girl von Nico
Nicos Debüt-Album ist auf Vinyl gepresste Weirdness, gezeichnet von einem seltsam mittelalterlich-dronigen Sound, der wie straight in der Hexenküche aufgenommen klingt. Die Kollegen von Velvet Underground zeichnen sich für das Songwriting der meisten Songs verantwortlich, was insbesondere bei Lieder wie „It Was A Pleasure Then“ dank John Cales unverkennbarer Viola auch deutlich herauszuhören ist. Jedenfalls kann man Reed und Cale nicht vorwerfen, ihre poppigsten Stücke bei Nico abgeladen zu haben, sondern findet hier eher einen Ausblick auf den noch durchgeknallteren zweiten Aufschlag der Velvet Underground im Folgejahr (minus des Proto-Punk-Einflusses).
In all dem atonalen Gedrone finden sich aber mit den beiden Kompositionen von Jackson Browne – „These Days“ und „Fairest Of The Season“ – auch zwei wunderschöne Folksongs, die mich immer an Lou Reeds „Stephanie Says“ erinnern, das zwar 1968 aufgenommen, allerdings nie zur Velvets-Lebenszeit veröffentlicht wurde. Diese beiden Folkgoldstückchen erlebten dank Wes Andersons wie immer makelloser Musikauswahl zu seinen Filmen eine Wiedergeburt, kann man doch Gwyneth Paltrow in ihrer schönsten Rolle als Margot Tenenbaum zu diesen Songs so wunderbar rauchen sehen, dass man sofort selbst ein Jünger des Nikotins werden möchte.
1967:
* Die besten Alben: #1 – #5
* Die besten Alben: #11 – #18
* Die besten Songs: #1 – #20
* Die besten Songs: #21 – #50
* Die besten Songs: #51 – #100
Die bisherigen Jahre:
* 1966: Alle alles – beste Filme, beste Alben, beste Songs
* 1965: Alle alles – beste Filme, beste Alben, beste Songs
Im Rahmen einer groß angelegten Retrospektive, die auf eine Idee meines Freundes Lassie zurückgeht und in einem der letzten Podcasts mit Horst Motor zur Umsetzung gebracht wurde, blicken wir gemeinsam auf ein Jahr zurück und nominieren die besten Songs, Alben und Filme. Wer die Rankings der beiden ebenfalls lesen will und zudem die schöner aufbereiteten Listings finden will, kann sich hier auf motorhorst.de direkt vergnügen.
Das ist auch mal eine Aussage! 😉