Menschen im mothering verzichten jahrelang, lange Zeit ihres Lebens auf die eigenen Bedürfnisse, auf die eigene individuelle Entwicklung, die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit, um die Kinder gut umsorgt durch Kindheit und Jugend zu bringen und die Gesellschaft pfeift auf diesen Einsatz. Und nicht nur das: sie macht in zwei Jahren Pandemie-Bekämpfung zunichte, was unzählige Menschen mit ihrer Lebenskraft bezahlt haben, indem mehr und mehr Kinder in der Depression versinken.
Im Krieg Kinder zu gebären, ist sinnlos und töricht. Solches Leben wird zu Kanonenfutter oder Mördern, zeigt uns die Geschichte immer wieder.
Im Alltag des mothering kommen gesellschaftliche Veränderungen nur schleppend und sehr verzögert an.
Ist meine KiTa gerade noch mit der Etablierung und Umorganisation für eine aware Haltung innerhalb der Strukturen beschäftigt, um Diskrimierungen zu erkennen oder gar aufzufangen, unterhalten sich die Eltern beim nächsten Kindergeburtstag schon über die unzumutbare Zunahme der geflüchteten Menschen und dass die aufgenommenen Menschen doch gar zu arg seltsam in ihren Gewohnheiten, Bedürfnissen und Traumata seien.
Stellenausschreibungen beinhalten inzwischen endlich wenigstens die Kategorie „divers“, aber im Kindergarten wird ein Kind noch immer dafür angemacht, dass er Mädchenschuhe trägt.
Begegne ich in meiner einen freien Urlaubswoche, allein mitten im schönen, noch baumgrünen Schwarzwald einem muskelbepackten Mountainbiker, der mir unter Androhung körperlicher Überlegenheit erklärt, welche Verkehrsregeln ich falsch ausgelegt habe bei meinem Fußmarsch bergauf.
Muss ich im Zuge der Verteuerung von Lebensmitteln auf die gute Ökokost verzichten, habe aber im Berufsalltag nicht die Zeit, mich länger damit zu beschäftigen, und kehre zu den weißen alten Nudeln mit Tomatensauce zurück.
Das Bio-Fleisch kann ich meinem Kind nur selten leisten, und das steht auch noch ausschließlich auf Leberwurst.
Was ein Glück, dass Secondhand derzeit IN ist, mal schauen, wie lange noch.
Strampeln junge Menschen sich ab, um einen guten Abschluss zu bekommen, strampeln sich Eltern noch mehr ab, um eine gute Schule für ihr Kind zu erreichen, doch sind die Zukunftsaussichten bedenklicher denn je. Generation Klima kann sich schonmal an baumlose Steppen, Jakobskreuzkraut, Zecken und weitere Folgen der Monokultur gewöhnen.
Wir leben ja im Zeitalter des Anthropozän, Hauptsache der Bausparvertrag ist abrufbar, bis das Kind groß ist.
Neulich am Lagerfeuer wirft sich ein Vater in die Brust, wie er weiterhin der voranschreitenden Digitalisierung entgeht und zeigt stolz sein Tastenhandy. Dass von seiner Tochter wahrscheinlich schon tausende Fotos irgendwo existierten, bevor sie laufen, geschweige denn eine eigene Meinung äußern konnte, wischt solch ein Vater schulterzuckend beiseite, während er seinem Kind versichert, dass er es nur beschützen will. Bevormundend vor einer Welt und einer Zukunft, die er passiv mitgestaltet, aber bei der er schon lange den Anschluss verloren hat. Er kann es sich noch leisten.
Hoffentlich merkt die Kleine das erst, wenn sie sich selbst einen Therapieplatz suchen kann oder ihr Lebensweg führt sie vorher an eine staatliche Schule. Die haben nämlich neulich erst digital aufgerüstet.
Und überhaupt: die kürzlich noch langzeitig geschlossenen Spielplätze, die Abstandsregelungen, die langfristig gruppenreduzierte Notfallbetreuung, die Gesichtsvermummung und die nun seltsam überarbeiteten burnout-Erziehungsberufe waren eine Notwendigkeit, die gar keinen zu betrachtenden Einfluss haben wird.
Oder wie der lapidare Drogenkonsum umsichgreift. An dem Thema mega interessiert und dank Internet theoretisch gut informiert, aber in der Praxis total überfordert. Denn Grenzüberschreitungen sind die jungen Menschen ja gewohnt, seit #stayathome ihnen übergesetzt wurde.
Zieht der Teenager mit lautem Geschrei und unbehandelten Depressionen aus, zu seinem Vater oder in die Wohngruppe, hat die Mutter echt alles falsch gemacht.
Vergisst der Vater den Arzttermin, wird die Mutter von der Arzthelferin zur Rechenschaft gezogen und auf ihre Rücksichtslosigkeit dem Gesundheitssystem gegenüber hingewiesen. Dass diese Berufsbranche auch völlig überarbeitet und schon weit über dem Burnout Entscheidungen über Leben und Tod trifft, kann ignoriert werden.
Therapeutinnen, insbesondere Jugendtherapeutinnen, persönliche Assistenzen, Klinikplätze, Jugendämter, Familienwerkstätten usw. sind derart überlaufen, dass Eltern schon froh sein müssen, wenn sie eine Diagnose bekommen, mit der sie weitergehen können, auch wenn kein Mensch weiß, wie eigentlich und wer/wo das aufgefangen werden soll. Aber Hauptsache es gibt eine Diagnose, eine entschuldigende Bewertung.
Letztendlich werden es die Kinder ausbaden, wie immer in Krisen. Verkackte Generation halt.
Aber bestimmt wachsen sie daran.
Breitet der Rechtspopulismus sich weiter aus; und das tut er ja nicht unbemerkt oder von selbst, sondern durch Eltern, die reden, Meinungen haben, Entscheidungen treffen und sich verhalten; können wir uns auf die Schultern klopfen, dass wir in den modernen Erziehungsratgebern noch so viel altes Gut aus der NS-Erziehung beibehalten und an unsere Kinder weitergegeben haben. Die werden sich dann wenigstens gut zurechtfinden in der nächsten national orientierten Weltordnung.
Aber davon bekommen Eltern erstmal bewusst noch nichts mit. Es dauert zum Glück ja immer eine Weile, bis sich gesellschaftliche Veränderungen in der Eltern-Kind-Bubble massiv bemerkbar machen und dann können wir zum Glück eh nicht mehr zurück. Verantwortung verschoben!
Mitbekommen könnten wir es, wenn wir uns die jungen Menschen genauer ansehen, wahrnehmen und zuhören würden, was allein die letzte Krise, die der Pandemie-Bekämpfung, mit ihnen gemacht hat.
Malen wir uns dann einmal aus, was Energie-Krise, Kriegsängste und weitere Krisen anrichten werden. Wem wünschen wir schon so eine Kindheit?
Machen wir also die Augen lieber wieder schön fest zu, glauben daran, wenn wir uns wie immer richtig verhalten, unseren Kindern etwas Gutes mitzugeben, und kaufen noch ein weiteres Paw-Patrol-Gefährt.
In Krisen Kinder zu gebären, ist sinnlos und töricht. Solches Leben wird zu Kanonenfutter oder Mördern.
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