vongnu 26.10.2021

GNU – Literarische Grotesken

Damals wie Heute das zynische Lächeln über die menschliche Irrfahrt. | © Fabian Fox Fotografie

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Das Zimmer. Ein Krankenhaus? Irgendwas zwischen Fegefeuer und U-Boot-Werft. Ein steriler Raum. Eine elegante Person tritt auf.

(A): Endlich. Ende gut, alles gut. Und Herzlich willkommen. Sie alle sind sehr tief getaucht. Beinahe befürchteten wir, Sie wachen gar nicht mehr auf aus Ihrem rührigem Dämmerschlaf?
Fühlt sich an wie ein gehöriger Kater, dieses miese Dröhnen im Schädel?

Das ist normal.
Sie waren schließlich dabei ihren Verstand zu verlieren.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als es bei mir so war.
Gut ist, wir haben nun ein bestimmtes Zeitfenster das zur Regeneration vorgesehen ist.
Gewisse Narben scheinen trotzdem zu bleiben. Nennen wir es Kunst. Ja Kunst, das gefällt mir.
Unser Körper ist doch ein Poesie-Album, nicht?

Ich will es kurz machen, um der allgemein aufkommenden Verwirrung, die zwangsläufig in eine Fragestunde münden müsste, entgegenzuwirken.

Ich bin Wunsch.
Mehr gibt es zu meiner Persona eigentlich nicht zu sagen. Der Name ist Pseudonym, eigentlich so etwas wie die Bezeichnung eines Fabrikates, das mit einer fortlaufenden Nummerierung versehen wird. Da ich Gründer*in dieser Organisation bin, gibt es in meinem Fall keine entsprechende Zahl. Die Kolleg*innen wiederum dann natürlich mit 1, 2, 3, usw., usw., usw.

Doch lassen Sie sich nicht täuschen, wir sind nicht gerade viele. Noch nicht!

Deswegen nun Sie, hier und heute und diese Operation. An meinen eigentlichen Namen kann ich mich leider nicht mehr erinnern. Das soll aber auch nicht weiter schlimm sein. Es ist bemerkenswert, dass gerade diese althergebrachte Namensgebung eine gesteigerte Form des Individualismus zum Ausdruck bringt, der nach unserem Erachten nicht mehr sonderlich sinnstiftend und somit auch nicht mehr angebracht ist.

Sie sind? Ah, ah, ah, fast wären Sie hereingefallen?

Bitte merken Sie sich einfach Ihre Nr., vorausgesetzt Sie kommen am Ende zu dem Entschluss, die Ziele unserer Organisation gutzuheißen. 413.
Damit Sie die Ihre Zahlenabfolge nicht vergessen, haben wir Möglichkeiten, das entsprechend zu konservieren.
Narbenbildung.

Lange Rede, kurzer Sinn und Herzlich willkommen. Wir sind die Agentur des Glücks.

Glück ist ein emotionales Momentum, das durch besonders günstige Zustände und ein allgemeines Gefühl von Freude gekennzeichnet ist.

In unserem Fall müssen wir eine kleine Abwägung vornehmen und zwischen Ihrem persönlichen Glück und dem Glück der Spezies Mensch differenzieren. Glück wird somit zur Auslegungssache. Wenn etwas mit dem starken Adjektiv „PERFEKT!“ belegt werden kann, dann kommt diesem vermutlich der Zustand des Glückes gemeinhin nahe.

Eine weitere elegante Person kommt hinzu. Der Weg zur Schaltzentrale des Glücks.

(B): Bitte folgen Sie mir.

Ich bin Wunsch 13. Sie wundern sich, wo Sie sind?
Wir nennen es das Kaufhaus des Glücks. Wenn Sie Zeit nur für ein gedankliches Konstrukt hielten, dann sehen Sie jetzt sehr gut, dass man das durchaus auch so sehen kann. Vergehen tut sie trotzdem. Sie tropft.

Dieser Ort ist ein Relikt, ein Dimensionsloch, das nicht wirklich eines ist. Der Zahn der Zeit nagt an seinem Bestand. Doch die Strahlkraft ist ungebrochen. Hier. Betätigen Sie diesen Schalter. Wir reisen in die Vergangenheit. (drückt den Schalter)

Die Automaten erwachen kurz zum Leben. Leuchtreklame. Fahrstuhlmusik.

Wunderbar. Es funktioniert. Ungebrochen. Haben Sie gesehen? Ganz kurz alter Glanz. Aufgeblitzt und weg. Leider ist das Leitungsnetz instabil. Wir benötigen mehr Kraftstoff, um unsere Dieselaggregate durchgängig am Laufen zu halten. Nehmen Sie Platz. Wir wollen schauen, ob Sie noch Erinnerungen an die Ur-Sinfonie haben. Sie werden das spüren. Ich versichere es Ihnen.

(Musik spielt)

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