vonChristian Ihle 02.04.2018

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Raw

https://www.youtube.com/watch?v=fHLJ7TH4ybw

„RAW“ ist ein kleiner, dreckiger Film, der schnell zubeisst, die Zähne in dich bohrt und nicht mehr loslässt. Für einen Debütfilm ist Julia Ducournau ein Meisterwerk gelungen: so selbstsicher, genau inszeniert und kompromisslos in your face!
Die mutigen Performances von Garance Marillier und vor allem Ella Rumpf (die letztes Jahr auch schon in Jakob Lass‘ TIGER GIRL beeindruckte) müssen ebenso unbedingt hervorgehoben werden. Ducournaus „Raw“ wirkt wie ein früher Gaspar-Noe-Film, aber aus weiblicher Perspektive – und genau das hebt „RAW“ von allen Genre-Kollegen ab. „RAW“ ist in seinem Willen zur unbedingten Transgression sicher keine leichte Kost, aber ein so wildes Stück Kino, dass man ihn gesehen haben muss. Des Popblogs Film des Jahres 2017!

Red, White & Blue

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Regisseur & Autor Simon Rumley ist mit „Red, White & Blue“ ein Low-Budget-Film mit innovativer Erzählweise und visuell entsprechender Umsetzung (der Jump Cut ist sein großer Freund) gelungen. Dabei sind das elliptische Narrativ und die sprunghaften Schnitte kein Selbstzweck, sondern stellen sich völlig in den Dienst der Figuren. Ich habe lange keinen so extremen Film mehr gesehen, der dennoch die emotionale Verwundbarkeit seiner Charaktere so spürbar macht. „Red White & Blue“ ist verstörend, weil er nicht wegschaut, die Eskalation der letzten halben Stunde für jede der Figuren nachvollziehbar zeichnet und sich so völlig einer exploitativen „hier schau das Monster!“-Haltung verweigert. Die Unausweichlichkeit der Härte und ihre Nachvollziehbarkeit ist, was dich als Zuschauer bis ins Mark erschüttert.
Gewarnt sei dennoch: das letzte Viertel ist eher für die Hartgesottenen.

Gimme Danger – The Stooges

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Arthouse-Ikone Jim Jarmusch erzählt die Geschichte der Band seines alten Buddys Iggy Pop: “Gimme Danger” beleuchtet die Stooges und wie Amerikas unbequemste Band die Musikgeschichte auf immer veränderten.

La Isla Minima – Mörderland

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Ein sehr empfehlenswertes spanisches Thrillerdrama, das vor allem mit seiner großartigen Fotografie brilliert und sich so wie eine Mischung aus “True Detective” (minus Philosophie) und Baran bo Odars “Das letzte Schweigen” präsentiert.

Bomb City

https://www.youtube.com/watch?v=SANhNsO9uHY

Eine kleine Indie-Perle bringt Amazon mit “Bomb City” auf den heimischen Fernseher. Die Verfilmung einer wahren Tragödie über eine Konfrontation von Punks mit dem bürgerlichen Establishment in einer amerikanischen Kleinstadt in den Endneunzigern lief bisher nur auf ausgewählten US-Filmfestivals überzeugt vor allem dank einer tollen zentrale Performance von Dave Davis.

The Wave

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Ein Kastrophenfilm aus Norwegen, der mit seiner Professionalität und Tricktechnik verblüfft. Im Gegensatz zur Emmerich’schen “schneller höher weiter” – Mentalität, die den US-Katastrophenfilm in den letzten Jahren umfangen hat, glänzt “The Wave” mit einer Konzentration auf ein Ereignis und eine Familie. Natürlich bleibt ein Katastrophenfilm immer ein Fest der Klischees, aber man kann seine Zeit schlechter verbringen als mit “The Wave” (Regisseur Roar Uthaug ist übrigens ähnliches auch schon mit seinem Eis-Slasher “Cold Prey” vor gut einem Jahrzehnt bereits gelungen: ein uramerikanisches Genre zu entstauben und frisch aufzubereiten. Als Dankeschön durfte er nun für Hollywood das “Tomb Raider”-Franchise neu beleben)

Swiss Army Man

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“Swiss Army Man” mit Daniel Radcliff ist ein überaus origineller Film, der am ehesten an Michel Gondrys Phantasien erinnert, allerdings eine ordentliche Schippe Kot oben drauf legt – was dann auch die Kritik am Film beinhaltet, ist der Witz doch sehr auf Fäkalhumor aufgebaut und bin ich den gondryesquen Bastelorgien auch ein wenig überdrüssig. Die tragische Ebene gelingt erheblich besser und ich habe eine gewisse Achtung davor, wie ein Film mit einer furzenden Leiche im Zentrum tatsächlich versucht, eine ernsthafte Abhandlung über Einsamkeit, Langeweile und Verzweiflung zu sein.

Hell Or High Water

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Ein gut geschriebener, gut gefilmter Neo Noir Western – lediglich was Spannung und Punch anging, ist “Hell Or High Water” etwas zu unterkühlt um ganz oben bei “No Country For Old Men” mitzuspielen. Nichtsdestotrotz war eine verdiente und erfreuliche Oscar-Nominierung 2017 die Belohnung.

The Social Network

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Die Geschichte von Facebook und Mark Zuckerberg wurde von David Fincher kongenial nach Aaron Sorkins brillant geschriebenem Drehbuch umgesetzt. Fincher beweist, dass visueller Einfallsreichtum auch bei einem eigentlich fast theaterhaftem Drehbuch, das von maschinengewehrfeuerschnellen Dialogen lebt, möglich ist. Der letzte große Fincher-Film!

Unter dem Sand

https://www.youtube.com/watch?v=4Bq3eOeu9Ec

Das dänische Drama um deutsche Kriegsgefangene, die zur Minen-Suche gezwungen wurden, war im letzten Jahr für den Auslandsoscar nominiert und ist nach “Freistatt” ein weiterer Beweis dafür, dass Louis Hofmann eine der größten deutschen Schauspielhoffnungen ist.

Serien:
The Looming Tower & The Terror

Die beiden ganz frisch angeliefenen Serien The Looming Tower (über CIA, FBI und den 9.11.2001) und The Terror (über eine Schiffsexpedition Mitte des 19. Jahrhunderts) sind gerade im Rahmen der Fernsehserien-Reihe der Berlinale gelaufen, was üblicherweise ein Indikator für überdurchschnittliches Fernsehen ist.

Sneaky Pete – 2. Staffel

Dank guter Besetzung (Giovanni Ribisi und Bryan Cranston) und einer ausgewogenen Mischung aus Crime und Humor gehört die erste Staffel von “Sneaky Pete” zu den überzeugenderen Amazon-Produktionen.

Philipp K. Dicks Electric Dreams

Eine Anthology-Serie über Kurzgeschichten des legendären Science-Fiction-Autors (unter anderem stammt von Dick natürlich die Blade Runner – Vorlage), allerdings mit schwankenden Resultaten und die vor allem in der Ausstattung unter dem derzeit üblichen Standard landet.

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