vonChristian Ihle 06.05.2016

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

Mehr über diesen Blog

“The Lucifer Youth Foundation (World Unite) are kids that play heavy, lost brothers looking for a place to call home” … hieß es damals in den frühen Monaten des Jahres 2010 und so kündigte sich die beste britische Gitarrenband des letzten Jahrzehnts an. World Unite! Lucifer Youth Foundation aka WU LYF sampelten 2 Pac, spielten „Heavy Pop“ und schrien uns in „Dirt“ zum besten Revolutionsfeiervideoclip „no matter what they said / Dollar is not your friend“ entgegen.

[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=1wKZqNkcAt8[/youtube]

Doch dann, genauso plötzlich wie WU LYF damals im Nebel der Mysterien auf die Bühne getreten waren, verschwanden sie wieder und der enigmatische Frontmann Ellery Roberts, dessen Tom-Waits-nach-vier-Zigarrettenschachteln-um-fünf-Uhr-morgens-Stimme das Markenzeichen von WU LYF geworden war, verabschiedete sich mit einer kryptischen, gleichzeitig aber sehr ernüchternden Stellungnahme aus der Welt des Pop, die WU LYF für einige Monate wieder so interessant gemacht hatten:

„Manchester and the life we maintaining is leaving me empty. It is a beautiful/ incredible/ insane world we live and I’m done walking round in baby step circles in a self involved bubble. WU LYF isn’t that important. So go do what you want to do. If you wanna play together, Play! your talented musicians so don’t waste that. I am bored of the most challenging thing in WU LYF being deluding myself of its relevance.“

Drei Jahre später taucht Ellery nun mit dem neuen Projekt LUH wieder auf (was diesmal für „Lost Under Heaven“ steht, der Akronym-Fetisch ist ihm also auch in seinen years in the wilderness nicht abhanden gekommen). LUH ist ein Zweipersonenprojekt, das Roberts mit seiner neuen Partnerin Ebony Hoorn gegründet hat. Dank Roberts Stimme ist LUH unverkennbar und auch musikalisch liegen aufs erste Hören keine Welten zwischen WU LYF und LUH. Doch im neuen Projekt schlägt noch stärker die Vorliebe für Hip-Hop-Beats durch und manche Songs bewegen sich gar in Richtung Trap. Daneben stehen sphärische Stücke neben Autoscooter-Sounds, alles zusammengehalten von Ellery Roberts markanter Stimme und einer Attitude, die immer noch für eine bessere Welt schreit, auch wenn jetzt Liebe als neue Lösung der Ungerechtigkeitsgleichung dazu gekommen ist.

Hier wurde ein eingebetteter Medieninhalt blockiert. Beim Laden oder Abspielen wird eine Verbindung zu den Servern des Anbieters hergestellt. Dabei können dem Anbieter personenbezogene Daten mitgeteilt werden.

Neben vielen guten Songs auf einem starken Album ist aber „$ORO“ der große Höhepunkt. Trap Beats und eine Prog-Struktur, darüber textlich ein wildes Schreien nach Gleichheit und Freiheit, das sich steigert und steigert – aber den Klimax verweigert und mit wildem Kirmesgeboller den Song verabschiedet. Das „Paranoid Android“ für die Schnittmenge aus Scooter-Fans und den 99 per cent, die erste Hymne eines post-everything anarchist Futurepunks.

Hyper Hyper für die Weltrevolution!



Bisherige Songs der Woche:
* Pete Doherty – The Whole World Is Our Playground
* Emmy The Great – Swimming Pool
* Teleman – Dusseldorf
* Chorusgirl – Sweetness & Slight
* The Blood Arm – Schönhauser Allee
* Falscher Ort, Falsche Zeit – Power Pop & Mod Sounds from Germany, Austria & Switzerland 1980-1990
* Money – A Cocaine Christmas And An Alcoholic’s New Year
* Pet Shop Boys – Pop Kids
* Drangsal – Allan Align
* Josh T Pearson – Sweetheart I Ain’t Your Christ
* Beat Happening – Bewitched
* Fat White Family – Whitest Boy On The Beach
* Die Nerven – Barfuß durch die Scherben gehen
* Fehlfarben – So hatten wir uns das nicht vorgestellt
* The Libertines – Heart Of The Matter
* Fidlar – 40 Oz On Repeat
* Isolation Berlin – Isolation Berlin

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/popblog/2016/05/06/song-der-woche-luh-oro/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert