6. Das zehnte Opfer (Regie: Elio Petri)
Eine Pop-Art-Explosion im Korsett eines Science-Fiction-Films. Als würde ein Swinging-Sixties-Künstlerkolletiv Schwarzeneggers „Running Man“ verfilmen: eine Reality-TV-Show auf Leben und Tod, in den schicksten Kostümen und den geometrischsten Szenerien vorstellbar.
7. Der Spion, der aus der Kälte kam (Regie: Martin Ritt)
Kalter-Krieg-Klassiker von Martin Ritt auf Basis des berühmten John Le Carré Buchs. Hier wird spioniert und getäuscht und doppelgetäuscht, dass das schwarz-weiße Bild nur so durch den Kinosaal fliegt: „What the hell do you think spies are? Moral philosophers measuring everything they do against the word of God or Karl Marx? They’re not. They’re just a bunch of seedy squalid bastards like me, little men, drunkards, queers, henpecked husbands, civil servants playing „Cowboys and Indians“ to brighten their rotten little lives. Do you think they sit like monks in a cell, balancing right against wrong? Yesterday I would have killed Mundt because I thought him evil and an enemy. But not today. Today he is evil and my friend.“
8. Motorpsycho … wie wilde Hengste (Regie: Russ Meyer)
„Motor Psycho“ ist ein schwarz-weißes Thrillerdrama über Outlaw-Biker, die marodierend durch eine Wüstenlandschaft/dorf ziehen und so ein interessanter, sehr früher Russ Meyer – Film, der ganz anders als seine berühmt-berüchtigten späteren Werke ist. Natürlich ist seine Vorliebe im Casting auch hier zu erkennen, aber praktisch nudity-free.
Thematisch ist „Motor Psycho“ damit näher an Biker-Exploitation-Filmen wie „Wild Angels“ als an einem späteren Russ-Meyer-Titten-Opus.
Nebenbemerkung: auch hier zeigt sich übrigens wieder Meyers protofeministische Attitude. In einer Dialogszene zwischen einem Polizisten und dem Ehemann nach einer Vergewaltigung versucht sich der Polizist im „victim blaming“ („so wie sie angezogen war, braucht sie sich ja nicht zu wundern“ etc) und wird darauf hin entschieden zurecht gewiesen wird. Da war Meyer moderner als viele seiner Zeitgenossen, gerade auch im Exploitation-Film.
Trivia: Die norwegische Psych-Rock-Band Motorpsycho hat sich nach Russ Meyers Film benannt: „they picked their name after seeing the Russ Meyer film of the same name as part of a Russ Meyer triple bill – there was already a band named after Mudhoney and a band named after Faster, Pussycat! Kill! Kill! – the other two films on the bill.“
9. Le bonheur (Regie: Agnes Varda)
Agnes Vardas zweiter Spielfilm lässt mich rätselnd zurück – ist das eine Klage über die Austauschbarkeit der Frau? Eine der Freien-Liebe-Zeit der 60er geschuldete freundliche Lobrede der Polyamorie? Ein raffiniertes Ausstellen von Klischees? Oder eine Kritik am Glücksstreben und des Immermehrwollens des Menschen (des Mannes?)? Ich weiß es nicht.
Ich weiß aber zumindest, dass die Farben und die Szenerien ganz fantastisch anzuschauen sind.
10. Alphaville (Regie: Jean-Luc Godard)
Godard goes Genre-Kino: dystopische Science-Fiction und Film Noir sind die Spielbälle, die Godard in die Luft wirft und mit dem Zaubertrick des Brecht’schen Verfremdungseffekts in Kunstkino verwandelt. Ohne „Alphaville“ sähen die Texte und Bücher von Messer-Mann Hendrik Otremba mit Sicherheit anders aus.
11. Mit der Faust in der Tasche (Regie: Marco Bellocchio)
Erinnert mich in seinem destruktiven Nihilismus durchaus etwas an Werner Herzogs schwer erträglichen „Auch Zwerge haben klein angefangen“, nur dass Marco Bellocchio seinen „Mit der Faust in der Tasche“ im italienischen Neorealismus erdet, wohingegen Herzog sich dem Dadaismus und der Absurdität der Welt hingegeben hat. Ein Vergnügen ist keiner der beiden Filme, allerdings besitzen sie eine Kraft der Auflehnung, die mir Respekt abnötigt und die 1965 bzw. 1970 noch so viel ärger gewirkt haben muss.
„Mit der Faust in der Tasche“ hat dank Morricone-Lounge-Soundtrack und einigen sehr schön inszenierten Momenten (ich denke hier vor allem an die Partyszene und die Tanzsequenz von links mit dem allein sitzenden Alessandro rechts) aber durchaus auch seine hellen Momente in all dem Nihilismus.
12. Edgar Wallace – Neues vom Hexer (Regie: Alfred Vohrer)
Edgar Wallace – Schwank und konfus erzählte Fortsetzung von „Der Hexer“, die mehr Gesichtsmasken-Twists bereithält als die ganze „Mission: Impossible“-Reihe.
Interessant an beiden „Hexer“-Filmen ist, dass hier der titelgebende Bösewicht im Grunde ein good guy unter Bösen ist und den eher trotteligen Scotland-Yard-Detektiven hilft, die Mordserie aufzuklären.
Positive Überraschung: Klaus Kinski spielt die Harfe.
Ein Jahr 1965:
Die besten Songs:
* Die Plätze 30-45
* Die Plätze 15-29
* Die Plätze 1-14
Die besten Alben:
Die Plätze 1-3
Die besten Filme:
* Die besten Film #6-12
* Die besten Film #1-5
Im Rahmen einer groß angelegten Retrospektive, die auf eine Idee meines Freundes Lassie zurückgeht und in einem der letzten Podcasts mit Horst Motor zur Umsetzung gebracht wurde, blicken wir gemeinsam auf ein Jahr zurück und nominieren die besten Songs, Alben und Filme. Wer die Rankings der beiden ebenfalls lesen will und zudem die schöner aufbereiteten Listings finden will, kann sich hier auf motorhorst.de direkt vergnügen.