vonChristian Ihle 14.08.2012

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Zur Feier von “500 Folgen Schmähkritik” sind wir tief ins Archiv gestiegen und haben die 25 schönsten Verrisse herausgekramt, die wir in den nächsten Wochen nun noch einmal präsentieren wollen.


Eine der am meisten Aufsehen erregenden Schmähungen der letzten Jahre gelang Roger Willemsen in einem Interview mit der taz, in dem er Heidi Klum und ihre Show “Germany’s Next Top Model” rüde angriff:

“Der Exzess der Nichtigkeit aber erreicht seinen Höhepunkt, wo Heidi Nazionale mit Knallchargen-Pathos und einer Pause, in der man die Leere ihres Kopfes wabern hört, ihre gestrenge Entscheidung mitteilt und wertes von unwertem Leben scheidet. Da möchte man sechs Sorten Scheiße aus ihr herausprügeln – wenn es nur nicht so frauenfeindlich wäre”.

(Roger Willemsen in der SonnTaz über Heidi Klum und die TV-Show “Germany’s Next Top Model”)

Einige Monate später hat die Süddeutsche Zeitung mit Willemsen noch einmal Hintergrund und Folgen dieses Satzes in einem Interview erörtert:

Willemsen: Mein Satz steht und ich würde ihn in all seiner Prosa jederzeit wieder so sagen.

sueddeutsche.de: Und das, obwohl Sie eine derartige Aufregung erzeugt haben?

Willemsen: Ist doch herrlich: Günter Klum hat sich gemeldet und unwillentlich klargemacht, dass er selbst einfachen, syntaktisch überschaubaren Sätzen nicht gewachsen ist.

sueddeutsche.de: Der wird sich, wenn er das liest, sicher auch wieder bei Ihnen melden.

Willemsen: Immer gern! Übrigens: Heidi Klum hat sich dann auch noch geäußert. Sie hat behauptet, ich hätte aufgefordert, eine Schwangere zu schlagen. Das habe ich erstens ausdrücklich nicht gesagt und zweitens von ihrer Schwangerschaft nicht mal gewusst. Ein Anwalt erklärte mir, ich könne sie nun verklagen, denn ihre Aussage sei ehrabschneidend. Ich dachte, es wäre witzig, wenn ich jetzt in dieser Sache gegen Heidi Klum gewinnen würde.

sueddeutsche.de: Und warum haben Sie’s dann doch nicht gemacht?

Willemsen: Der Witz war nicht gut genug.

sueddeutsche.de: Nun startet Frau Klum demnächst mit einer neuen Jurybesetzung – vielleicht gefällt Ihnen diese neue Jury sogar?

Willemsen: Oh ja! Ich freue mich sehr, dass es Heidi Klum gelungen ist, Adorno und Horkheimer für die Jury zu verpflichten.

(Roger Willemsen im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung)



Bisherige Best-Of-Folgen:
# 25: Dietmar Dath über die Internetbemühungen etablierter Parteien
# 24: Die SZ über Urban Priol
# 23: Harald Martenstein über den Film “Henri 4”
# 22: Sascha Lobo über die Blogwelt
# 21: Eine Filmkritik zu “Transformers 2”
# 20: Patrick Wagner (Louisville Records, Surrogat) über die Musikindustrie
# 19: Der Hollywood-Reporter über den Film “Rage” von Sally Potter
# 18: Helmut Dietl über Veronica Ferres
# 17: Autor Chuck Klosterman über Lou Reed und Metallica

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