Was das Popblog im Laufe der Monate empfehlenswert fand, Teil 2…
Juli 2008
Platz 1: Yeti – The Legend Of Yeti Gonzales
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=Huxuktj64T8[/youtube]
„Mehr oder minder unerwartet bläst einen nun aber das Debütalbum mit dem albernen Titel „The Legend Of Yeti Gonzales“ aus den Schuhen: nicht nur dass der Mod-Rock eingemottet wurde und die Byrds wieder als Hauptinspiration gelten dürfen, nein, dazu kommt auch noch feingeistiges Gitarrenspiel und Arrangements die gar an das legendäre „Forever Changes“ von Love erinnern.“
Platz 2: Sport – Unter den Wolken
„So ist das letzte Kante-Album auch die logische Referenzgröße für die aktuelle Sport-Platte, die die primitive Wucht des Vorgängers ein klein wenig zügelt und die Songs ausgefuchster werden lässt. Dass dabei nicht ganz die Qualität des Vorgängeralbums erreicht wird, ist geschenkt, wenn dafür nie erwartete himmlische Klänge im Titelsong das Album beschließen. Das hätte auch Arcade Fire nicht besser gemacht.“
Platz 3: Jakob Dylan – Seeing Things
„Bitte schön, mach ich eben ein Folk-Album. Die Wallflowers bleiben damit erstmal im Poesie-Album. Stattdessen gibt es sparsam instrumentierte Songwriter-KUNST. Ja, Kunst. Denn vom miefig-muffigen Stadionrock hat Dylan sich verabschiedet.“
August 2008
Platz 1: Black Kids – Partie Traumatic
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=vaa4eGOtrTg[/youtube]
„Eigentlich ist das aber ja auch kein Wunder: wer morrisseyesque Songtitel wie „I’m not gonna teach your boyfriend how to dance with you“ oder „I’ve underestimated my charme (again)“ mit krediblen Breakfast-Club-Soundtrack-Synthies verbinden kann und dank dem Wunderhändchen von Produzent Bernard Butler (Suede) die wunderbare matschig klingende Demo-EP verlustfrei in kristalline Popsongs transportiert, kann doch auch nur gewinnen. Knock ’em down? Vergiss es.“
Platz 2: Conor Oberst & The Mystic Valley Band – s/t
„Zu mäkeln gibt es auf “Conor Oberst” letztlich wenig. Zu groß ist immer noch die sprachliche Wucht wie in “Moab”, zu mitreißend die Melodien wie in “Danny Callahan”.“
Platz 3: Lars Bang Larsen – EP Eins
„Dabei ist Lars Bang Larsen zumindest einmal ein ganz großer Wurf gelungen: Felix Müllers Gaststar-Rolle bei „Aus dem Leben eines Umzugskartons“ ist atemberaubend. (…) Und doch ist es Felix Müllers Text, der alles überstrahlt. Er erzählt tatsächlich Leben und Laufbahn eines Umzugskartons und schafft es dabei mit spielerischer Leichtigkeit einen deutschen Lebensweg von behütetem Aufwachsen über die Verirrung in der Großstadt zu den Härten des Lebens und dem Abrutschen in das Prekariat mit einhergehendem Alkoholismus prägnant zu skizzieren.
Vielleicht der beste deutschsprachige Song des Jahres, mit Sicherheit aber das größte Ereignis im Bereich der Kartonagenvertonung der Menschheitsgeschichte.“
September 2008
Platz 1: Glasvegas – Glasvegas
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=RfmClxKWhPY[/youtube]
„Seit den Arctic Monkeys hatte Großbritannien keine Band mehr, die solch ein Potential in sich vereint, die – trotz aller Einflüsse aus der Vergangenheit – in der Gegenwart gänzlich singulär erscheint und das Gefühl gibt, hier wäre wieder eine Band, die einen Unterschied machen kann. Vielleicht sogar das beste britische, mit Sicherheit aber das wichtigste Album des Jahres für das Vereinigte Königreich. Here we fucking go.“
Platz 2: 1000 Robota – Du nicht Er nicht Sie nicht
„Das überrascht umso mehr, weil 1000 Robota auf dem Tapete-Label erscheinen, das bisher als Hort der Lieben und Netten, als Heimstatt der Braven und Bescheidenen aufgefallen war. 1000 Robota sind all das gerade nicht. Sie polarisieren wie kaum eine zweite Band derzeit und sehen mit dem Selbstbewusstsein der Jugend auch gar nicht ein, hamburgische Harmonie zu verbreiten, sondern kotzen den Platzhirschen gern auch mal in die Tränke. Nicht umsonst hieß ihre erste EP „Hamburg brennt“.“
Platz 3: The Walkmen – You & Me
„Walkmen-Songs klingen oft als würde man einem Betrunkenen am Weihnachtsabend von Bar zu Bar folgen, durch den Schnee stapfend, seine Lebensgeschichte hörend. Immer traurig, manchmal auch verdrossen, nicht selten aber mit einem gewissen Stolz wider den Umständen. Musik für den Herbst, für den Winter, für den Schnee, für den Schnaps zuviel.“
Oktober 2008
Platz 1: Tomte – Heureka
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=BW_PHfBSguY[/youtube]
„Du nennst es Pathos, Thees nennt es Leben, ich nenne es die Platte des Monats.“
Platz 2: Ballboy – I Worked On The Ships
„Gordon McIntyre hat immer noch die Fähigkeit, kleine Geschichten in Songs zu packen, die gleichermaßen anrührend wie amüsant sind. Geschichten von erhobenen Köpfen im Angesicht ewigen Scheiterns.“
Platz 3: Boy Division – Pet Sounds EP
„Auf der nun veröffentlichten „Pet Sounds EP“ dürfen wir insbesondere den Cure-Klassiker „Love Cats“ und „Rock Lobster“ der B52s weiterempfehlen. Wer nun drei und drei zusammen zählt und Katzen, Hummer, Pet Sounds vor sich hinmurmelt, stellt natürlich umgehend fest, dass es sich um ein Konzept im Konzept handelt: Klassiker der Tiervertonung werden boydivisioniert! Lauter haben Tauben nie geheult.“
November 2008
Platz 1: Little Joy – Little Joy
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=oyRBKwQsJn8[/youtube]
„Würden die Strokes ein Folk-Album aufnehmen, es klänge wohl exakt wie Little Joy. Eine wunderbare zusätzliche Note bringen die von Binki Shapiro gesungenen Songs wie „Don’t Watch Me Dancing“ ein, die auf das angenehmste an das dritte Velvet–Underground-Album erinnern und dessen fragilen, verschrobenen Folk von “Pale Blues Eyes” bis “After Hours” ebenso in Erinnerung rufen wie Lou Reeds Kompositionen für Nicos Soloalbum.“
Platz 2: Fucked Up – The Chemistry Of Common Life
„Ganz so weit draußen sind Fucked Up auf ihrem zweiten regulären Album zwar nicht, aber dennoch fällt schwer, sich an eine andere Band aus dem Hardcore-Umfeld zu erinnern, die die Genre-Grenzen derart pulverisierte. Muss man gesehen, sollte man gehört haben.“
Platz 3: Egotronic – Egotronic
„„Egotronic“ ist zwar immer noch weiter von „London Calling“ als Berlin von der britischen Hauptstadt entfernt, aber auch besser als das meiste, was in diesem Jahr aus diesem Genre kam.“
Weiterlesen:
Teil 1: Januar – Juni