1. Aylesbury Boy – Baxter Dury
Vielleicht Baxter Durys bester Track seit seinem unverschämt guten „Miami“ von 2017. Immer wieder denke ich, dass sich der Baxter-Dury-Blueprint – spoken word, sleazy lyrics, coole Beats, weibliche Hookline – vielleicht langsam totlaufen könnte, aber mal um mal belehrt mich der Ian-Dury-Sohn eines besseren. Auch diese Kurzbiographie, sozusagen sein Buch „Chaise Longue“ als dreiminütiger Song, ist erneut ein arschguter Track, der auch dank eines phänomenalen Konzerts im Berliner Columbiatheater sich noch mal mehr als Song des Jahres aufgedrängt hatte.
2. The Narcissist – Blur
Die überraschende Rückkehr von Blur bescherte 2023 mit ihren beiden Wembley-Auftritten nicht nur die denkwürdigsten Konzerte und in „The Ballad Of Darren“ ein gutes Album, sondern mit der Lead-Single „The Narcissist“ auch einen Blur-Song, der zwei der großen Klassiker der Bandgeschichte zusammen dachte: „Coffee & TV“s treibende Strophen mit „The Universal“s himmelstrebendem Refrain.
3. Life On The Run – Herman Düne
2018 wurde „Life On The Run“ erstmals von Herman Düne aufgenommen, im Rahmen seiner hervorragenden Karriere-Retrospektive „The Portable Herman Düne“ erschien nun fünf Jahre später eine Akustik-Version, die noch mehr die starken Lyrics in den Mittelpunkt rückt. „Life On The Run“ ist Herman Dünes „On The Road“, Referenzen an Bob Dylan, Jeffrey Lewis, Lou Reed, die Moldy Peaches & Silver Jews inklusive.
4. Die Liebe kommt nicht aus Berlin – Brutalismus 3000
Das Berliner Duo mit dem tollen Namen Brutalismus 3000 hat ein Händchen für starke Songtitel: „Ich hab meine Tage im Berghain“, „Satan was a Babyboomer“ oder eben „Die Liebe kommt nicht aus Berlin“. Letzterer ist der große Hit von Victoria Vassiliki Daldas & Theo Zeitner und erinnert mich an die Höhepunkte der Electroclash-Geschichte. So hätten Fischerspooner also geklungen, wären sie aus Neukölln statt New York!
5. People Are Toys To You – Joanna Sternberg
Joanna Sternberg erinnert daran, dass vor gut zwanzig Jahren New York das Epizentrum der Anti-Folk-Bewegung war und schreibt schief-harmonische Songs, die gerade in ihrer Brüchigkeit überzeugen. Ein Regina Spektor für ein neues Jahrzehnt.
6. Retributions Of An Awful Life – Heartworms
Gibt es ein besseres Trüffelschwein für neue Künstler als Dan Carey und sein Speedy Wunderground – Label? Black Country, New Road, Squid, The Lounge Society, Honeyglaze, O. oder English Teacher sind alle in den vergangen paar Jahren auf dem Londoner Label erschienen. Mit Heartworms, dem Projekt von Jojo Orme, hat Carey nun das nächste Juwel veröffentlicht – und seine stärkste Band seit Black Country, New Road gefunden. Die Debütveröffentlichung ist eine EP mit vier starken Songs, die sich zwischen Goth-beeinflußten Post-Punk und Dark Wave bewegen. Jojo Orme meldet sich damit als die interessanteste neue Stimme aus diesem Subgenre seit Jehnny Beth mit ihren Savages an.
7. Flowers – Miley Cyrus
In anderen Jahrzehnten, mit anderer Produktion hätte auch Dolly Parton „Flowers“ aufnehmen können. In den Händen von Miley und ihren Kollaborateuren (unter anderem Kid Harpoon) vereint das Lied country-esque Strophen mit einem großen Pop-Refrain und einfachen Stampfy-Beats.
Miley Cyrus‘ zweite US-Nummer-1-Single nach „Wreckin Ball“ ist auch ihr bestes Lied seit diesem großen Durchbruch. „Flowers“ war der große, gute Popsong des Jahres.
8. Todessehnsucht – Dagobert
Wenn sich manche bei Dagobert nie sicher waren, ob der Schweizer „Schlagerbarde“ nicht doch im Ironie-Modus operiert, sollte sich nun spätestens mit „Todessehnsucht“ diese Frage nicht mehr stellen.
Ein dunkles Depressionslied, das so ergreifend düster ist, wie man lange keines mehr Diesseits von Ian Curtis gehört hat.
Gleichzeitig ist Dagoberts Ballade auch eine Hymne an verstorbene Freunde, die mich spätestens bei dieser Strophe immer zu Tränen rührt:
„Der Wind des Todes wird mich rüberwehen /
Und dann kann ich die Alten wiedersehen /
Und mit ein bisschen Glück auch Tiny Tim /
Es ist nicht gut dass ich heut alleine bin“.
9. Skinny Ape – Gorillaz
Auch wenn das Mutteralbum „Cracker Island“ eher zu den schwächeren der Gorillaz-Historie zählt, sind mit dem Titelsong (letztes Jahr: #33) und der zweiten Single „Skinny Ape“ zwei richtig starke Songs enthalten. Von der Konstruktion ist dabei „Skinny Ape“ der interessantere, der zunächst als Gitarrensong beginnt, sich dann zu einer MGMT-Hommage entwickelt um letztlich in wildem Chiptune-Pop zu enden, den 100 Gecs auch nicht moderner hätten aufnehmen können.
10. In Laberlaune – MPC Lafote
Ich werde zum Glitch an der Schwelle einer anderen Zeit… nach einigen Jahren Pause kehrt der Hamburger* Geheimtipp Lafote unter leicht verändertem Namen mit diesem treibenden Wave-Punk-Hit zurück. Seine neue Platte hat Lafote gemeinsam mit Urgesteinen der Hamburger Szene aufgenommen: Jens Rachut hat mit ihm das Album geschrieben, Tobias Levin produziert.
* (Der 38-Jährige ist in Hamburg geboren, fühlt sich aber nicht als Hanseat, sondern „eher wie eine Scherbe vor der Elbphilharmonie“, wie er der TAZ erzählte)
11. Sommer – The Düsseldorf Düsterboys
Gerade noch haben die Düsterboys mit ihrem dahingehauchten, reduzierten „Duo Duo“ – Album hier die Platte des Jahres – Auszeichnung eingeheimst, kehrten Pedro & Peter 2023 mit einer EP wieder als volle Band zurück und spielen in „Sommer“ den wunderbarsten Jingle-Jangle-Power-Pop. Teenage Fanclub, Big Star, The Undertones!
12. Was bisher geschah – Oska Wald
“Was bisher geschah” ist eine sehr gute Ergänzung zum Genre des Berlin-Lieds von Chuckamuck-Mastermind Oska Wald.
Der Eröffnungssong seines Debütalbums erzählt Oska Walds Werdegang in zwei Minuten und wird so zum Bildungsroman in Songform von Tiergarten über Mitte nach Pankow.
13. These Hands aka Danny Knife – PreGoblin feat. Pete Doherty
14. Vampire Empire – Big Thief
15. Feuerwehr > Polizei – EFEU
16. I Am The River – Lael Neale
17. Monika In Scherben – Gewalt
18. 6 In The Morning – Nuha Ruby Ra
19. Runaway – Penelope Scott
20. Smog in Frankfurt – Hendrik Otremba (feat. Stella Sommer)
21. Oh Lord – Tristan Brusch
22. Tales From Beyond – Italia 90
23. Ode To The Old Ways (live) – Whitney K
24. Alles löst sich auf – Die Buben im Pelz
25. Punkt – Bar Italia
26. Knockin’ (Single Version) – MJ Lenderman
27. Für Immer Westberlin – Ely Meyer
28. Hand im Gesicht – Endless Wellness
29. Queen Of Ears – Quasi
30. Sedative – Viji
31. It’s In Our Hands – Memorials
32. Somebody Else – Pynch
33. Nation – Home Front
34. The Free Man Thinks of Death – Routine Death
35. Ashamed – HEALTH
36. Love The Job, Hate The Commute – Dante High
37. I’m Going To Get Free – Dexys
38. Quarry – Wednesday
39. Nothing Matters – The Last Dinner Party
40. Meine Seele – Voodoo Beach (feat. Hendrik Otremba)
41. Up Song – Black Country, New Roads
42. A&R – Augn
43. Original Sin – The New Eves
44. $20 – Boygenius
45. Hand Grenade – Be You Own PET
46. Me – Depression, Mom
47. Crazy Blue Bells – Bonnie ‘Prince’ Billy
48. We’re Not Supposed To Be Lovers – Regina Spektor & Jack Dishel
49. These, Antithese und Synthese zur Beibehaltung des Namens Heinrichplatz für den Heinrichplatz – Das Lunsentrio
50. Norwegian Wood – Picture Parlour
Vorjahresgewinner:
* 2022: King Hannah – It’s Me & You, Kid
* 2021: Ja, Panik – Apocalypse Or Revoution
* 2020: Der Nino Aus Wien – Taxi Driver
* 2019: Fat White Family – Feet
* 2018: IDLES – Danny Nedelko
* 2017: IDLES – Mother
* 2016: Oum Shatt – Power To The Women Of The Morning Shift
* 2015: Isolation Berlin – Isolation Berlin
* 2014: Trümmer – Revolte
* 2013: The Strokes – One Way Trigger
* 2012: Kavinsky – Nightcall
* 2011: Ja, Panik – DMD KIU LIDT
* 2010: Best Coast – When I’m With You
* 2009: Girls – „Lust For Life“ und „Hellhole Ratrace“ (geteilter erster Platz)
* 2008: Crystal Castles vs. HEALTH – Crimewave
* 2007: The Cribs feat. Lee Ranaldo – „Be Safe“
* 2006: The Strokes – „Heart In A Cage“
1. King Hannah – It’s Me & You, Kid
2. Fontaines D.C. – I Love You
3. Horsegirl – Anti-Glory
4. Jochen Distelmeyer – Ich sing für dich
5. The Düsseldorf Düsterboys – Das erste Mal
6. Kevin Morby – This Is A Photograph
7. Yeah Yeah Yeahs – Wolf
8. Peter Doherty & Frédéric Lo – The Fantasy Life Of Poetry & Crime
9. November Ultra – Soft & Tender
10. Jens Friebe – Am Ende aller Feiern
1. Ja, Panik – Apocalypse Or Revolution
2. International Music – Misery
3. Sleaford Mods feat. Amy Taylor – Nudge It
4. Sprints – How Does The Story Go
5. Wet Leg – Chaise Longue
6. For Those I Love – I Have A Love (Overmono Remix)
7. Alex Cameron – Sara Jo
8. Amyl & The Sniffers – Guided By Angels
9. LUMP – Animal
10. Jarvis – Aline
1. Der Nino Aus Wien – Taxi Driver
2. The Strokes – The Adults Are Talking
3. Sports Team – Here’s The Thing
4. Pauls Jets – Blizzard
5. Bill Callahan & Bonnie ‚Prince‘ Billy feat. Matt Sweeney – OD’d in Denver
6. Gorillaz feat. Slowthai & Slaves – Momentary Bliss
7. ZINN – Black Lake
8. Kiwi Jr. – Undecided Voters
9. Die Sterne feat. The Düsseldorf Düsterboys – Du musst gar nix
10. Sault – I Just Want To Dance
1. Fat White Family – Feet
2. Ezra Furman – I Wanna Be Your Girlfriend
3. Big Thief – Not
4. Black Country, New Roads – Sunglasses
5. Pete Doherty & The Puta Madres – Someone Else To Be
6. Alex Cameron – Divorce
7. Fontaines D.C. – Too Real
8. Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen – Hässlich und faul, Musik & der HSV
9. The Murder Capital – Don’t Cling To Life
10. Scott & Charlene’s Wedding – Back In The Corner
Mit Text? hier
1. IDLES – Danny Nedelko
2. Pauls Jets – Üben Üben Üben
3. Ezra Furman – Suck The Blood From My Wounds
4. Die Nerven – Frei
5. The Big Howard – Pick Up The Phone
6. Gewalt – Limiter
7. International Music – Du Hund
8. Suede – Life Is Golden
9. Graham Coxon – Walking All Day
10. Wooden Shjips – Ride On
Mit Text? hier
1. IDLES – Mother
2. Young Fathers – Only God Knows
3. The Düsseldorf Düsterboys – Teneriffa
4. Sleaford Mods – Just Like You Do
5. Chuckamuck – 20.000 Meilen
6. Der Nino Aus Wien – Deine Boheme
7. Ezra Furman – Driving Down To L.A.
8. Baxter Dury – Miami
9. Trucks – Surf City
10. Shamir – 90s Kids
Mit Text? hier
1. Oum Shatt – Power To The Women Of The Morning Shift
2. Die Heiterkeit – The End
3. Fat White Family – The Whitest Boy On The Beach
4. Messer – So sollte es sein
5. Whitney – No Woman
6. Parquet Courts – Berlin Got Blurry
7. Isolation Berlin – Produkt
8. Klez.E – Mauern
9. Pet Shop Boys – Twenty Something
10. Beatsteaks vs Dirk von Lowtzow – French Disko
Mit Text? hier
1. Isolation Berlin – Isolation Berlin
2. Die Nerven – Barfuß durch die Scherben
3. Ezra Furman – Pot Holes
4. Mile Me Deaf – Digital Memory File
5. Tocotronic – Prolog
6. Sophie – Just Like We Never Said Goodbye
7. Locas In Love – Blackbox
8. Wave Pictures – Great Big Flamingo Burning Moon
9. Car Seat Headrest – Something Soon
10. Bully – I Remember
Mit Text? hier
1. Trümmer – Revolte
2. Wanda – Bologna
3. Ja, Panik – Dance The ECB
4. Parkay Quarts – Pretty Machines
5. La Roux – Sexotheque
6. The Vacant Lots – Make The Connection
7. Schnipo Schranke – Pisse
8. Alvvays – Archie Marry Me
9. Parkay Quarts – Uncast Shadow Of A Southern Myth
10. Andrew Jackson Jihad – Linda Ronstadt
Mit Text? hier
1. The Strokes – One Way Trigger
2. Daft Punk – Giorgio By Moroder
3. King Krule – Easy Easy
4. Wild Billy Childish & CTMF – All Our Forts Are With You
5. Chuckamuck – Hitchhike
6. Messer – Neonlicht
7. Daughter – Youth
8. Gabriel Bruce – Cars Not Leaving
9. Big Sean featuring Kendrick Lamar & Jay Electronica – Control
10. The Julie Ruin – Run Fast
Mit Text? hier
1. Kavinsky – Nightcall
2. Bonnie ‚Prince‘ Billy – I See A Darkness
3. Pond – You Broke My Cool
4. Die Nerven – Irgendwann geht’s zurück
5. Chromatics – These Streets Will Never Look The Same
6. Var – In Your Arms
7. This Many Boyfriends – Tina Weymouth
8. Peace – California Daze
9. Kid Kopphausen – Das leichteste der Welt
10. Bleeding Knees Club – Teenage Girls
Mit Text? hier
Und 2011?
1. Ja, Panik: DMD KIU LIDT
2. The Rapture: How Deep Is Your Love
3. Ja, Panik: Nevermind
4. Locas In Love: Manifest
5. Tyler, The Creator: Yonkers
6. Metronomy: The Bay
7. WU LYF: Such A Sad Puppy Dog
8. The Strokes: Under Cover Of Darkness
9. Noah & The Whale: L.I.F.E.G.O.E.S.O.N.
10. Die Heiterkeit: Die Liebe eines Volkes hat mich zur Königin gemacht
Mit Text? Hier
Und 2010?
1. Best Coast: When I’m With You
2. Blur: Fool’s Day
3. The Drums: Down By The Water
4. Magic Kids: Hey Boy
5. Kath Bloom: Heart So Sadly
6. The Smith Westerns: Be My Girl
7. Girls: Substance
8. Clinic: Baby
9. CEO: Come With Me
10. Belle & Sebastian: I Want The World To Stop
Und 2009?
1. Girls: „Lust For Life“ und „Hellhole Ratrace“ (geteilter erster Platz)
2. Element Of Crime: “Kaffee und Karin”
3. The Horrors: “Who Can Say”
4. We Were Promised Jetpacks: “It’s Thunder And It’s Lightning”
5. Jamie T: “Sticks & Stones”
6. The Wave Pictures: “Tiny Craters In The Sand”
7. The Maccabees: “No Kind Words”
8. Julian Casablancas: “11th Dimension”
9. Fehlfarben: “Nichts erreicht meine Welt” (live)
10. Felice Brothers: “Penn Station”
Mit Text? Hier
Und 2008?
1. Crystal Castles vs. HEALTH: Crimewave
2. Glasvegas: Daddy’s Gone
3. Wild Billy Childish & The Musicians Of The British Empire: He’s Making A Tape
4. Hot Chip: Ready For The Floor
5. MGMT: Kids
6. HEARTSREVOLUTION: C.Y.O.A.
7. 1000 Robota: Ich blicke an dir vorbei
8. The Mae-Shi: Run To Your Grave
9. Be Your Own PET: Becky
10. Mystery Jets feat. Laura Marling: Young Love
Mit Text? Hier
Und 2007?
1. The Cribs feat. Lee Ranaldo: „Be Safe“
2. Emmy The Great: “Easter Parade”
3. M.I.A.: “Paper Planes”
4. Babyshambles: “There She Goes (A Little Heartache)”
5. Die Türen: “Indie Stadt”
6. The Indelicates: „Julia, we don’t live in the 60ies“
7. Tocotronic: “Kapitulation”
8. Joe Lean & The Jing Jang Jong: “Lucio Starts Fires”
9. Black Lips: “Bad Kids”
10. Glasvegas: “It’s My Own Cheating Heart That Makes Me Cry” (demo)
Mit Text? hier
Und 2006?
1. The Strokes: „Heart In A Cage“
2. Love Is All: „Spinning & Scratching“
3. Dirty Pretty Things: „Bang Bang You’re Dead“
4. Guillemots: „Trains To Brazil“
5. Clap Your Hands Say Yeah: „Upon This Tidal Wave Of Young Blood“